Leichtathletik-Bundestrainer Klaus Schneider wird heute 60 Ehemaliger Zehnkämpfer mit Händchen für starke Frauen
Magdeburg. So unterschiedlich die drei Frauen, die im Leben von Klaus Schneider bislang eine große Rolle spielten, auch sein mögen – in einem sind sich die Olympioniken Kathrin Neimke und Nadine Kleinert sowie Gattin Petra Schneider doch einig: "60 – dafür hat er sich ganz gut gehalten."
Dieses nette Kompliment kann und will der heutige Jubilar zumindest seiner ersten großen Liebe, die er als Siebzehnjähriger in sein Zehnkämpfer-Herz schloss, mit 20 heiratete und erstmals Vater wurde, seiner besseren Hälfte "ruhigen Gewissens zurückgeben". Nicht ohne aber einen seiner kleinen Seitenhiebe àla "hart, aber herzlich" hinterherzuschieben: "Obwohl die Gute ja älter ist als ich." Dabei handelt es sich nur um ein paar Tage, sodass das Ehepaar Schneider am Sonnabend mit Freunden und Bekannten sein "120-Jähriges" feiern kann ...
Dabei ist der Mann mit der noch immer stattlichen Figur, dem mit den Jahren immer weniger werdenden Haarstoppeln, der Nickelbrille auf der Nase und dem silbergrauen Dreitagebart gar kein Stoffel oder Griesgram, sondern ein "eigentlich ganz verträglicher Mensch", wie der 60-Jährige von sich selbst behauptet.
Und er ist wohl auch eine treue Seele und ein Musterexemplar an Beständigkeit – ein "Frauenversteher" halt. Sonst hätten es seine drei Damen wohl kaum solange mit ihm ausgehalten: Ehefrau Petra bereits 43 Jahre, und das, obwohl sie die meiste Zeit Job, Haushalt, Kinder, Eigenheim und Garten alleine "wuppen" musste. Kathrin Neimke brachte es auf 15 gemeinsame Jahre mit dem "Vater meines Erfolges". Und das aktuelle Aushängeschild der fünf Frauen starken "Trainingsgruppe Schneider", Nadine Kleinert, geht nach 20 gemeinsamen Jahre sogar noch weiter: "Wir sind wie ein altes Ehepaar, das sich blind versteht und durch dick und dünn geht."
Eine plausible Erklärung dafür, warum von den vielen Aktiven, die durch seine Hände gingen, vor allem die Frauen so erfolgreich waren, hat "Schneiderchen", der keiner der eitlen Medaillenzähler ist und sich auch nie als Bundestrainer in den Vordergrund drängte, aber auch nicht: "Vielleicht hab‘ ich ja nur ein Händchen fürs zarte Geschlecht und mein Erfolgsgeheimnis ist, dass ich die Macken mit Humor trage. Und dass ich weiß, wann es ratsam ist, auf Durchzug zu schalten und wann der Daumen draufgehalten werden muss. Außerdem sind Frauen, was das Training angelangt, wohl disziplinierter und ehrgeiziger."
Zu den Bewunderern der Engelsgeduld des zweimaligen "Trainers des Jahres" und seiner Gabe, selbst mit den schwierigsten Charakteren auszukommen, zählt auch Schneiders Ex-Schützling und jetziger Trainerkollege Armin Lemme. "Klaus war ein Jungspund, als er mit 21 ins kalte Wasser geworfen und mein Trainer wurde. Wir sind Seite an Seite gewachsen und haben uns als Team von ganz unten nach ganz oben gearbeitet. Mit Kathrin und Nadine war es ähnlich, aber eben das zeichnet einen wirklich guten Trainer auch aus."
Ob die verbleibende Zeit bis zur Rente reicht, um noch ein weiteres Talent in die Weltspitze zu führen, bleibt abzuwarten. Sicher scheint dagegen, dass auch danach eine Frau den Takt im Leben von Klaus Schneider vorgibt: Vor vier Wochen erblickte nämlich Enkelin Johanna das Licht der Welt und die Lütte ist natürlich "Opas ganzer Stolz" ...