Der frühere Stürmer des FCM, Jürgen Sparwasser, feiert seinen 65. Geburtstag. Eine Fußball-Legende geht (noch nicht) in Rente
Magdeburg l Mit Jürgen Sparwasser feiert der wohl bekannteste Fußballer des 1. FC Magdeburg heute seinen 65. Geburtstag. Doch an ein Rentnerdasein verschwendet der frühere Toptorjäger, der spätestens durch sein 1:0-Siegtor im deutsch-deutschen WM-Duell 1974 zur Legende wurde, keinen Gedanken. Auch eine große Feier ist nicht geplant.
"Meinen 60. habe ich noch in Magdeburg groß gefeiert. Es war das letzte Zusammentreffen mit Meistertrainer Heinz Krügel. Diesmal feiern wir ganz in Familie in Bad Vilbel (in der Stadt nördlich von Frankfurt/Main wohnt Sparwasser seit seiner Flucht aus der damaligen DDR im Januar 1988)". Familie, das sind Gattin Christa, Tochter Silke (45) und Enkel Philipp (25). "Den habe ich inzwischen enterbt, weil er sich nicht an den in unserer Familie gültigen Rhythmus gehalten und mir noch keinen Urenkel geschenkt hat", so Jürgen Sparwasser schmunzelnd, denn Silke wurde 1968, Philipp 1988 in Magdeburg geboren.
Auch wenn die Sparwassers nach ihrer spektakulären Flucht seit fast 25 Jahren im Hessischen wohnen, die Verbindung in die alte Heimat ist nie ganz abgerissen. Erst im Mai traf sich die Europapokalsiegermannschaft von 1974 bei Jörg Ohm in Haldensleben, da machte "Spari" natürlich auch einen Abstecher nach Magdeburg. 2009 richtete er das jährliche Traditionstreffen in Frankfurt/Main aus, im kommenden Jahr ist Torhüter Uli Schulze in Thale Gastgeber. Den engsten Kontakt hat der einstige Vollblutstürmer natürlich zu ehemaligen Mitspielern seiner Generation wie Manfred Zapf oder Wolfgang Seguin. Mit der Familie des gleichaltrigen Hans-Jürgen "Schiebchen" Hermann verbrachten Sparwassers erst unlängst ihren Urlaub auf Fuerteventura.
Im August ist geplant, den runden Geburtstag von Jürgen Pommerenke (60) in Magdeburg gemeinsam mit den früheren Mitspielern und deren Frauen nachzufeiern. "Dazu haben wir extra den geplanten mehrwöchigen Ostseeurlaub so gelegt, dass wir an dem Wochenende in Magdeburg sind", schaut Sparwasser voraus.
Doch auch als Rentner liegt der gebürtige Halberstädter nicht auf der faulen Haut, ist vielmehr seit gut einem Jahr für die von Karl-Heinz "Charly" Körbel geleitete Fußballschule des Bundesligisten Eintracht Frankfurt aktiv: "Ich bin da Projektleiter und stehe mit weiteren Trainern auch selbst auf dem Platz, bin immer hautnah dabei. So lange es mir Spaß macht, und Arbeit mit Kindern macht mir Spaß, mache ich da mit."
"Den FCM im bezahlten Fußball werde ich wohl nicht mehr erleben."
Nur den Spieler Jürgen Sparwasser wird es wohl nicht mehr geben, nachdem der in Ehren Ergraute vor kurzem bei den Eintracht-Oldies aushalf und sich dabei das Knie verdrehte. "Zum Glück war es nicht das von einem früheren Kreuzbandriss geschädigte rechte", so der 53-fache DDR-Auswahlspieler.
Verabschiedet hat sich der Jubilar vor zwei Jahren auch endgültig vom Projekt einer eigenen Fußballschule. Am 31. August 2005 wurde in der Nähe der Autobahnanschlussstelle Brieselang im Havelland mit viel Tam-Tam der erste Spatenstich für die "Sportwelt Havelland - Fußballschule Sparwasser" getätigt. "Inzwischen wird in der ehemaligen Baugrube Spargel angebaut", so Sparwasser leicht verbittert. Bis zuletzt hatte er für das ehrgeizige Projekt gekämpft.
"Die Pläne waren genehmigt, nur eben die zugesagten Kredite nicht, obwohl wir selbst bei Ministerpräsident Platzeck vorstellig wurden. Marianne Schulze (Geschäftsführerin der Zeestower Entwicklungsgesellschaft/d. Red.) ließ sogar ein Gutachten für 13 000 Euro anfertigen. Gebracht hat es nichts. Das Kapitel ist für mich endgültig abgeschlossen", so der diplomierte Fußballlehrer Sparwasser.
Dafür fand der Altinternationale und einstige prominente "Republikflüchtling" eine andere Betätigung, veröffentlichte zusammen mit dem Berliner Autor Detlef Noack unter dem Titel "Ich, Jürgen Sparwasser" seine Biografie. "Die habe ich ganz alleine geschrieben. Ich möchte den Leser auf eine Zeitreise des erfolgreichen 1. FCM mitnehmen, und es ist ein Dankeschön an den 12. Mann, unsere treuen Fans, die mit uns durch Höhen und Tiefen gegangen sind und die es heute noch gibt! Inzwischen ist sie so gut wie vergriffen, gibt es nur noch 300 Exemplare. Verdient haben wir daran aber nichts, es war ein Null-Summen-Spiel", so der Jung-Schriftsteller.
Inzwischen plant Jürgen Sparwasser ein weiteres Buchprojekt, will eine Fußballfibel schreiben.Vielleicht enthält die auch Tricks für künftige FCM-Kicker, denn in einem ist sich der nun 65-jährige Jürgen Sparwasser sicher: "Den 1. FC Magdeburg im bezahlten Fußball werde ich wohl nicht mehr erleben."