Boxen Ex-Trainer von Bösel und Kölling am Ring
Dominic Bösel und Enrico Kölling kämpfen in Weißenfels um den EM-Gürtel im Halbschwergewicht.
Magdeburg l Als Trainer stehen Rainer Rauchfuß (Bösel) und Stephan Kühne (Kölling) in der Ecke. Doch beide Kämpfer wurde zuvor jahrelang von Dirk Dzemski (Bösel) und Karsten Röwer (Kölling) betreut. Beide werden beim Duell ihrer Ex-Schützlinge auch am Ring sitzen.
Während Dzemski nach seiner Auszeit (Hand-Operationen) im November wieder bei SES als Trainer einsteigt, ist Röwer nach seinem Ausscheiden bei Sauerland nicht mehr im Boxen tätig, sondern arbeitet als Sportlehrer in Schwerin.
Aber was sagen die beiden eigentlich zum Kampf? Dzemski: „Beide sind sich ebenbürtig. Aber für mich ist Dominic dabei der Favorit. Er hat den Heimvorteil, ist Titelverteidiger und kennt sich mit Kämpfen auf diesem Niveau besser aus. Dadurch ist er bisschen abgezockter.“ Röwer hält gegen: „Enrico tut sich leichter, wenn er nicht vor eigenem Publikum boxen muss und Herausforderer ist. Ich traue ihm sogar zu, dass er vorzeitig gewinnt.“
Einig sind sich beide, dass der Kampf bis zum Ende spannend sein wird. Dzemski: „Ich freue mich riesig drauf. Beide haben eine gute boxerische Ausbildung, und für Brisanz ist durch die Absage des ersten Kampfes und die Geschichten rund um die letzten Pressekonferenzen auch genug gesorgt.“ Röwer: „Da stehen zwei starke deutsche Jungs im Ring. Das wollen die Fans sehen.“
Die Marschrichtung ist auch klar. „Enrico muss gleich in den ersten Runden das Kommando übernehmen, mit Schlägen Wirkung zeigen und Dominic damit überraschen“, meinte Röwer. „Abwarten bringt nichts. Denn Dominic ist von der Reichweite her im Vorteil. Auch technisch ist er sicherlich einen Tick besser. Aber Enrico hat das größere Herz, auch mental spricht mehr für ihn.“
Das führt der 56-Jährige auch auf das Verhalten von Bösel bei der Pressekonferenz vor drei Wochen im Schloss Weißenfels zurück. Röwer: „Dass er dort einfach den Saal verlassen hat, war aus meiner Sicht nicht unbedingt cool. Das zeugt eher davon, dass er nervös und psychisch instabil ist. Das sollte Enrico nutzen.“
Dzemski will dieses Geplänkel nicht überbewerten. „Gefallen haben mir diese Mätzchen rund um die bisherigen Medientermine auch nicht unbedingt. Aber abgerechnet wird im Ring. Und da sehe ich eigentlich nichts, wodurch Dominic durch Enrico in ernsthafte Schwierigkeiten kommen kann. Da sind mir Enricos Mittel zu einfach und zu durchsichtig. Sein Stil liegt Dominic eigentlich. Und da beide Kämpfer auch nicht unbedingt K.o.-Boxer sind, gehe ich von einem Punktsieg für Dominic aus“, sagt der 46-Jährige.
Gespannt verfolgen dürfte Bösels langjähriger Trainer auch, was in den Rundenpausen in der Ecke passiert. Bösel und Rauchfuß haben bisher zusammen noch keinen Profi-Kampf bestritten. Dzemski: „So was muss wachsen. Deshalb sehe ich da in Stresssituationen eher einen Vorteil in der anderen Ecke. Denn Stephan Kühne und Enrico haben schon gemeinsame Kampferfahrung.“
Dafür hat Bösel einen Heimvorteil. „In Weißenfels feiern die Fans jeden seiner Treffer“, weiß Dzemski. Kölling geht deshalb davon aus, nur durch K.o. gewinnen zu können. Röwer hält das nicht für zwingend notwendig. „Der Kampf hat große Aufmerksamkeit. Da kann man sich ein strittiges Urteil nicht leisten. Deshalb glaube ich, dass Enrico auch über die Punkte gewinnen kann. Allerdings muss er dafür die Treffer auch klar setzen und den Kampf bestimmen.“