Schwimmen Karriereende nach 13 Jahren Leistungssport / Focus auf Familie und Medizinstudium Ex-Vizeweltmeister Meeuw: "Habe den Frieden mit meiner Sportart gefunden"
Eine lange und überaus erfolgreiche Sportlerkarriere ist zu Ende. Top-Schwimmer Helge Meeuw, offiziell 2010 zum SCM gewechselt, hängt seine Badekappe an den Nagel. Der 28-Jährige bleibt jedoch seiner neuen Heimat Magdeburg treu.
Magdeburg l Die Jacke übergestreift, das schwarzblaue Basecap aufgesetzt, aufs Fahrrad geschwungen und zum Abschied der flotte Satz: "Das Fahrradfahren geht erst, seit ich nicht mehr Leistungssportler bin." Helge Meeuw ist mit sich und der Welt im Reinen, denn der 28-Jährige hat jetzt eine Entscheidung fürs Leben getroffen: Der zweifache Vizeweltmeister von 2009, dem zwar die olympische Silbermedaille 2004 in Peking zugerechnet wird (der im persönlichen Gespräch abwiegelt: "Ich bin im Finale nicht dabei gewesen, war nur im Vorlauf eingesetzt.") hat nach vielen Höhen und Tiefen endlich den Frieden mit seiner Sportart gefunden: "Es geht mir gut. Ich habe in den vergangenen Monaten seit Olympia viel Zeit mit meiner Tochter verbracht. Das macht so richtig Spaß. Ich kann und will nicht mehr den Sport vor die Familie stellen."
Der Blondschopf, dessen Vollbart nun nicht mehr den Widerstand im Wettkampfwasser signifikant erhöht, gesteht, dass ihm das "Loslassen vom Leistungssport schwerfällt". Schließlich hat die jahrelange Schinderei im nassen Element die zurückliegenden Jahre geprägt. Zweimal Platz sechs bei Olympia in London sei ein "guter Abschluss" gewesen. Der Entschluss, sich ausgerechnet jetzt der Familie und der beruflichen Zukunft zuzuwenden, sei "eine Entscheidung des Kopfes."
Ein wenig überraschend kommt Meeuws Eingeständnis dann doch: "Ich habe zwei Drittel meiner Laufbahn nicht die Leistung gebracht, die ich bringen sollte. Zum Beispiel bei Olympia 2008 in Peking. Ich war körperlich absolut fit, aber mein Kopf hat nicht mitgespielt." Dann 2010 der offizielle Wechsel von Frankfurt/Main nach Magdeburg. Schon im Jahr zuvor war der 1,77 m große Athlet oft bei seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau Antje Buschschulte in Magdeburg zu Gast und trainierte dann an den langen Wochenenden in der Elbehalle beim erst kürzlich in den Ruhestand verabschiedeten SCM-Spitzen-Coach Bernd Henneberg. Dessen "Ruhe und Erfahrung ist spürbar auf mich übergegangen", verrät Meeuw, der an drei Olympischen Spielen und fünf Weltmeisterschaften teilnahm.
Das Leben in den Schwimm-Tempeln dieser Welt ist für Meeuw nun ein- für allemal beendet. In der Elbehalle tauchte er seit Wochen nicht mehr auf: "Der Geruch, die Umgebung, all das ruft sofort Automatismen ab, die nicht mehr meine sind. Und ich bin sehr ehrgeizig. Wäre ich im Wasser, würde ich auch weiterhin gegen die Uhr schwimmen und mich ärgern, dass ich meine Leistungen nicht mehr erreiche." Diesen "Frustfaktor" will sich der künftige Arzt nicht antun.
In vier Jahren will Meeuw sein Medizinstudium an der Uni Magdeburg abschließen. Er, der mit seiner Antje und Tochter Nike Carlotta ein idyllisch am Stadtrand Magdeburgs gelegenes Haus gekauft hat, ist an der Elbe heimisch geworden. Ob er mit dem SCM-Team noch einmal ins Wasser steigt, um im Februar mit seinem Verein wieder in die 1. Schwimm-Bundesliga zurückzukehren, lässt er aber offen ...