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"Fahre gegen die Bahn" - Titeljagd in Whistler

31.01.2013, 07:13
Der deutsche Rodler Toni Eggert hält das Band am Visier seines Helms im Mund, am 20.01.2013 in Winterberg (Nordrhein-Westfalen) nach der Zieleinfahrt beim Rennrodel-Weltcup. Eggert und sein Partner Benecken belegen beim Rennrodel-Weltcup in Winterberg den zweiten Platz. Foto: Daniel Naupold/dpa  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der deutsche Rodler Toni Eggert hält das Band am Visier seines Helms im Mund, am 20.01.2013 in Winterberg (Nordrhein-Westfalen) nach der Zieleinfahrt beim Rennrodel-Weltcup. Eggert und sein Partner Benecken belegen beim Rennrodel-Weltcup in Winterberg den zweiten Platz. Foto: Daniel Naupold/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ dpa

Von Daniel Hübner

Magdeburg/Whistler l Wenn es Mitternacht wird am Freitag in Magdeburg, steigen Toni Eggert und Sascha Benecken auf ihren Schlitten, rauschen durch den zirka 1 200 Meter langen Eiskanal, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von zirka 140 Kilometern pro Stunde, etwa 37 Sekunden wird eine Fahrt dauern: Dann ist Whistler, Kanada, Weltmeisterschaft der Rennrodler, 15 Uhr Ortszeit. Dann sind 21 Trainingsfahrten absolviert, dann beginnt die Jagd auf den Doppelsitzer-Titel. Eben auch für die Schützlinge vom BRC Ilsenburg.

Und um dieses Team muss man sich keine Sorgen machen. Das "schwerste Rennen", wie es beide nennen, haben Eggert und Benecken schon hinter sich: Es findet wie in jeder Saison in Oberhof, ihrer sportlichen Heimat, statt. Dann tritt morgens der Feldwebel in der Bundeswehrkaserne vor die beiden Sportsoldaten und erklärt: "Heute müsst ihr gewinnen." Dann warten Familie, Fans und Freunde am Zielauslauf und wollen jubeln. "Das ist alles halt schwieriger", sagte Eggert nach der Europameisterschaft in Oberhof, die er mit Benecken im Januar gewonnen hat. In Whistler halten sie es wieder vornehmlich mit dem Motto von Bernhard Glass, einem einstigen Weltklasse-Rodler der DDR und späteren Trainer der beiden: "Fahre nicht gegen die Leute, fahre gegen die Bahn!" Und weil sich Eggert, 24 Jahre, und Benecken, 22 Jahre, in Bescheidenheit üben, erklärten sie zu ihrem Ziel in Kanada: "Im vorderen Drittel wollen wir schon landen. Dazu brauchen wir zwei blitzsaubere Läufe."

24 Stunden nach Eggert und Benecken nimmt Tatjana Hüfner aus Blankenburg ihren fünften WM-Einzeltitel in Angriff. Nach ihren Rückenproblemen zum Jahreswechsel und zwei zweiten Plätzen in den vergangenen Weltcups vermeldete sie in dieser Woche: "Mir geht es immer gut in Whistler, hier fühle ich mich richtig wohl." Kein Wunder, Whistler ist die Stätte ihres Olympiasieges. In den vergangenen Tagen hat sie nicht nur am Material getüftelt, sie hat sich auch im athletischen Bereich "den letzten Feinschliff geholt".

Die Bahn von Olympia 2010 ist nicht mehr ganz die Bahn von heute. Der Startblock ist neu gebaut worden, er ist nun "deutlich besser und kommt den athletischen Rodlern entgegen", so Hüfner. Die 29-Jährige hat sich zuletzt zurückgehalten hinsichtlich ihrer Hoffnungen und Ziele für die WM: "In Whistler gehe ich mit keinen Erwartungen an den Start." Und was macht die Konkurrenz? "Noch nicht viel von ihr mitbekommen", sagte Hüfner kurz und knapp. Das wird sich ändern, wenn es Mitternacht wird am Samstag in Magdeburg.