FCM-Mitgliederversammlung: Schwere Vorwürfe gegen Ex-Verantwortliche

Magdeburg l Fehlender sportlicher Erfolg sorgt für Unruhe. Da dies beim Fußball-Regionalligisten 1. FC Magdeburg seit Jahren der Fall ist, wird bei der Mitgliederversammlung meistens Dampf abgelassen. Das war - bei aller Sachlichkeit und erfreulicher wirtschaftlicher Bilanz (nur noch 151000 Euro Verbindlichkeiten/Volksstimme berichtete) - auch am Donnerstagabend in den Räumlichkeiten der AOK nicht anders.

Vor allem Ex-Verantwortliche des FCM bekamen ihr Fett weg. Als ein Mitglied wissen wollte, wie das mit der vorzeitigen Trennung von Ex-Trikot-Hauptsponsor Camp David genau gelaufen sei, griff der Aufsichtsrats-Vorsitzende Lutz Petermann, ohne dabei auf die Vertrags-Modalitäten konkret einzugehen, Ex-Präsident Volker Rehboldt scharf an: "Als ich die Unterlagen erstmals in den Händen hielt, ist mir fast die Spucke weggeblieben. So etwas habe ich zuvor noch nicht gesehen. Camp David war danach niemals verpflichtet, für Trikot-Sponsoring zu zahlen." Und weiter: "Letztlich war das Unternehmen auch zu einer Güteregelung nicht bereit." So klaffte hier ein Loch von rund 250000 Euro, weil ein Geschäftsmann aus der Altmark, der die Kosten übernehmen sollte, seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam.

Zuvor hatte Präsident Peter Fechner die für die Vermarktung zuständige Stadion- und Sportmarketing GmbH (SSG) um Geschäftsführerin Svenja Bergroth unmissverständlich in die Pflicht genommen: "Die SSG steht diesbezüglich vor einer echten Bewährungsprobe, die sie bestehen muss, um ihre Existenzberechtigung nachzuweisen." Hintergrund: Der FCM - wirbt derzeit kostenlos mit dem Symbol der Otto-Stadt - sucht händeringend einen Trikotsponsor, wobei Petermann deutlich machte: "Wir werden es nicht zulassen, dass unsere Brust verramscht wird."

Kritik übte Petermann auch an seinem Vorgänger Rüdiger Koch: "Wenn der Vorsitzende nicht einlädt, findet nichts statt. Und wenn wir zusammensaßen, ging es meistens um strukturelle und wirtschaftliche Dinge, weniger um Sportliches", sagte Petermann im Hinblick auf die seinerzeit (zu) wenigen Aufsichtsratsitzungen und die immer wieder von außen angemahnte sportliche Kompetenz. "Seit Februar 2011 (Petermanns Amtsübernahme/d. Red.) herrscht hier ein anderes Arbeiten", so der Vorsitzende, der zudem von einem permanenten intensiven Austausch mit dem Präsidium sprach.

Auch der Ehrenrats-Vorsitzende Klaus-Dieter Runge ließ es sich nicht nehmen, einige deutliche Worte loszuwerden - und zwar in Richtung Ex-Trainer Wolfgang Sandhowe: "Seine öffentlichen Auftritte lösten nicht nur bei den Verantwortlichen des FCM Verwunderung, Missfallen und Häme aus. Dem Club wurde so beträchtlicher Schaden zugefügt."

Der "Fall Bauer" durfte an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen, obwohl weder Fechner noch Petermann das heikle Thema, das den Club bundesweit in ein negatives Licht gerückt hatte, in ihren Rechenschaftsberichten mit einer Silbe erwähnt hatten.

Der Präsident auf Nachfrage eines Mitglieds: "Natürlich ist der Verein an der Aufklärung interessiert. Es gibt aber derzeit keine neuen Erkenntnisse."

Mehrfach an diesem Abend meldete sich das ehemalige Aufsichtsrats-Mitglied Heiner Bertram zu Wort ("Die letzten fünf Jahre waren grauenhaft"), hob unter dem Beifall der Anwesenden hervor, dass es anderen Clubs wie Babelsberg oder Chemnitz mit weitaus geringerem Budget gelungen sei, ihre sportlichen Ziele zu erreichen und bemängelte wieder einmal den aus seiner Sicht fehlenden Fußballsachverstand beim FCM. Fechner nahm daraufhin den sportlichen Leiter Detlef Ullrich ausdrücklich in Schutz, der sich demonstrativ vor die Mannschaft stellte und Besserung versprach: "Sie hat die Qualität und wird es auch zeigen. Das Ganze ist allerdings ein dynamischer Prozess, es geht nicht immer nur geradeaus. Wir haben aber ein sportliches Konzept, die Jugend ist dabei eine starke Säule. Ich weiß, was ich mache."