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French Open „Incroyable“: Boisson sorgt für Tennis-Sensation in Paris

Die French Open erleben ein Tennis-Märchen. Eine Lokalmatadorin steht sensationell im Halbfinale. Dort wartet die Nummer zwei der Welt.

Von Lars Reinefeld, dpa Aktualisiert: 04.06.2025, 17:57
Kaum zu fassen: Lois Boisson steht bei den French Open im Halbfinale.
Kaum zu fassen: Lois Boisson steht bei den French Open im Halbfinale. Jon Buckle/PA Wire/dpa

Paris - Als sie das nächste Kapitel ihres Pariser Tennis-Märchens geschrieben hatte, ließ sich Lois Boisson auf den Rücken fallen und schlug ihre Hände vors Gesicht. Als erste Wildcard-Spielerin in der Geschichte der French Open schaffte es die 22-Jährige beim Sandplatz-Klassiker ins Halbfinale und verwandelte den Court Philippe-Chatrier damit in ein Tollhaus. Boisson, Nummer 361 der Welt, bezwang im Viertelfinale die Russin Mirra Andrejewa mit 7:6 (8:6), 6:3 und setzte ihren famosen Siegeszug fort.

„Es ist einfach unglaublich“, sagte Boisson nach ihrem Coup gegen die Weltranglisten-Sechste. „Wenn mir das jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt.“ Sie ist die erste Französin in einem Paris-Halbfinale seit Marion Bartoli vor 14 Jahren.

Boisson jetzt gegen Gauff

Dort trifft Boisson an diesem Donnerstag auf die Weltranglisten-Zweite Coco Gauff. Die Amerikanerin setzte sich im Viertelfinale gegen ihre Landsfrau Madison Keys mit 6:7 (6:8), 6:4, 6:1 durch. Im anderen Halbfinale stehen sich die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka aus Belarus und Titelverteidigerin Iga Swiatek aus Polen gegenüber.

Für Boisson soll ihr verrückter Lauf im Stade Roland Garros mit dem Einzug ins Halbfinale noch nicht zu Ende sein. „Jedes Kind, das Tennis spielt, träumt davon, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Jedes französische Kind träumt davon, Roland Garros zu gewinnen“, sagte Boisson. „Mein Traum ist es nicht, hier im Halbfinale zu stehen, mein Traum ist es, den Titel zu holen.“

Komischer Vorfall um Boisson

Boisson war vor den French Open nur Insidern bekannt. Eigentlich hätte die Französin bereits im vergangenen Jahr mit einer Wildcard ihr Grand-Slam-Debüt in der französischen Hauptstadt geben sollen. Doch dann zog sich Boisson einen Kreuzbandriss zu, musste ein Dreivierteljahr pausieren. Zwischenzeitlich stand sogar eine Karriereende im Raum.

Schlagzeilen machte sie dann erstmals Mitte April - auf unfreiwillige Art und Weise. Die Britin Harriet Dart beschwerte sich beim Sandplatzturnier im französischen Rouen darüber, dass Boisson schlecht rieche. „Können Sie ihr sagen, dass sie ein Deodorant benutzen soll? ... Denn sie riecht wirklich schlecht“, sagte Dart der Schiedsrichterin.

Boisson nahm den Vorfall mit Humor. Sie postete danach auf Instagram ein Foto von sich auf dem Platz mit einem ins Bild eingefügten Deo einer bekannten Marke in der Hand, markierte das Unternehmen und schrieb: „Brauchen anscheinend eine Zusammenarbeit“.

Erst Pegulla, jetzt Andrejewa

Auch bei den French Open wurde Boisson mehrmals auf den Vorfall angesprochen. Vor allem macht sie in diesen Tagen von Paris aber sportliche Schlagzeilen. Im Achtelfinale hatte sie bereits die Weltranglisten-Dritte Jessica Pegula aus den USA zur Verzweiflung gebracht, nun war sie auch für Andrejewa zu stark.

Vor allem mit ihrer druckvollen Vorhand brachte sie die Russin immer wieder in Bedrängnis. Dennoch hatte Andrejewa das Spiel anfangs im Griff, erspielte sich im ersten Durchgang sogar einen Satzball. Doch dann flatterten bei der 18-Jährigen die Nerven, Boisson holte sich nach mehr als 80 Minuten den ersten Satz im Tiebreak.

Im zweiten Satz schien Andrejewa ihre Nerven und das Match wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Russin zog auf 3:0 davon. Doch Boisson blieb für eine Spielerin, die vor den French Open in diesem Jahr erst ein Spiel auf der WTA-Tour gewonnen hatte, erstaunlich cool. Angetrieben vom nicht immer fairen französischen Publikum kämpfte sich die Außenseiterin zurück in die Partie. Andrejewa verlor dagegen völlig die Fassung - und nach sechs verlorenen Spielen in Serie auch die Partie.