Fußball-EM Lahm fordert Investitionen: „Frauenfußball ist Volkssport“
Nach dem Halbfinal-Aus gegen Spanien sieht Philipp Lahm viel Nachholbedarf in der Talentförderung. Der WM-Kapitän von 2014 zieht einen Vergleich zu den deutschen Männern.

Zürich - Philipp Lahm fordert mehr Investitionen in Frauen und Mädchen, die Fußball spielen. „Warum werden in den Nachwuchszentren fast nur Jungs intensiv ausgebildet? Ein reiches Land wie Deutschland sollte seine Ressourcen gleichmäßig verteilen. Beim DFB müsste durch den lukrativen Deal mit Nike Geld vorhanden sein“, schrieb der Weltmeister-Kapitän von 2014 in einer Kolumne der „Zeit“.
Ab 2027 stattet der US-Sportartikelhersteller den Deutschen Fußball-Bund aus. Die Partnerschaft gilt bis 2034 und soll dem DFB 100 Millionen Euro pro Jahr einbringen - deutlich mehr, als der Verband bislang aus der Vereinbarung mit Adidas erlöst. „Frauenfußball ist Volkssport. Es ist ein idealer Moment, um in ihn zu investieren“, schrieb Lahm.
Der deutsche Fußball müsse aufpassen, „Schritt zu halten“, meinte der 41-Jährige zudem. Zwar sei das deutsche Team in der Schweiz als Einheit aufgetreten, aber die herausragenden Spielerinnen kämen inzwischen woanders her. Im Halbfinale war die DFB-Auswahl mit 0:1 nach Verlängerung gegen die spielerisch klar überlegenen Spanierinnen ausgeschieden.
Lahm: „Damals war viel von deutschen Tugenden die Rede“
Lahm zog einen Vergleich zur Situation bei den deutschen Männern zwischen 1980 und 1990, die in dieser Zeit dreimal das WM-Finale erreichten. „Damals war viel von deutschen Tugenden die Rede, so wie jetzt bei den Frauen“, schrieb Lahm. „Die Männer machten dann aber irgendwann die Erfahrung, dass diese nicht mehr genügen.“ Erst die Nachwuchsreform beim DFB habe wieder Spielfreude und Kreativität gebracht, gipfelnd im WM-Titel 2014.
Während es für männliche Talente seit fast 25 Jahren in Deutschland Nachwuchsleistungszentren gibt (derzeit 58), wurden im weiblichen Bereich in diesem Jahr erstmals drei Leistungs- sowie drei Talentförderzentren vom DFB zertifiziert. „Im Junioren-Bereich sind wir da viel, viel weiter als im Juniorinnen-Bereich“, hatte Bundestrainer Christian Wück nach dem Spanien-Spiel moniert.
International sieht Lahm eine klare Entwicklung. „In der Schweiz setzt sich der Trend der WM 2023 in Australien und der EM 2022 in England fort. Auch in diesen Wochen sieht man gut organisierte Mannschaften, technische Fertigkeiten, großartige Tore“, schrieb der frühere Profi des FC Bayern. „Die Spielerinnen sind athletischer geworden, schießen besser, dribbeln schneller.“