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Handball Quenstedt in Kiel eine feste Größe

Selbst wenn die Saison abgebrochen wird und Titelträume platzen, ist Ex-SCM-Torwart Dario Quenstedt zufrieden mit dem Wechsel nach Kiel.

Von René Miller 03.04.2020, 09:00

Kiel/Magdeburg l Im vergangenen Sommer wechselte Dario Quenstedt vom SCM nach Kiel und ist jetzt eigentlich drauf und dran, den Meisterpokal in die Höhe stemmen zu können. Denn der THW führt souverän die Bundesliga-Tabelle an. Und in der Verfassung der Vor-Corona-Zeit wäre Kiel auch ein heißer Kandidat auf den Champions-League-Titel. Doch so bitter ein vorzeitiger Saisonabbruch aus sportlicher Sicht auch wäre, beschäftigen will sich Quenstedt damit nicht. „Da will ich gar nicht viele Worte drüber verlieren. Was soll man auch groß dazu sagen“, erklärt der 30-Jährige.

Ob die Saison vorzeitig abgebrochen wird, doch irgendwie weitergeht, notfalls mit einem verkürzten Programm – Quenstedt kann trotzdem zufrieden auf die Noch-Saison blicken. Quenstedt: „Der Wechsel hat sich aus sportlicher Sicht absolut gelohnt. Auch privat ging alles so auf, was meine Familie und ich uns erhofft hatten.“ Die Quenstedts haben ein Häuschen in Strandnähe gefunden. Und die Trainingshalle ist lediglich sieben Autominuten entfernt.

Obwohl er schon viele Jahre Handball spielt und die Erfahrung von 289 Bundesligaspielen in den Norden mitbrachte, war die Aufregung am ersten Trainingstag schon noch groß. Quenstedt: „Man kennt die Spieler zwar aus vielen Duellen gegeneinander, aber zusammen in der Kabine zu sitzen und zu trainieren, ist dann doch noch einmal etwas anderes.“ Quenstedt hat schließlich von seinem 11. Lebensjahr an mit Ausnahme von zwei Jahren Lübbecke 19 Jahre nur für den SCM gespielt.

Aber weil sich da vieles abschleift, hat er sich für einen Wechsel entschieden. Quenstedt: „Ich wollte nach den vielen Jahren in Magdeburg einfach noch einmal etwas anderes kennenlernen. Ein neues Umfeld, neue Kontakte. Solche Wechsel erweitern den eigenen Horizont und sind wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.“ Auch sportlich machte Quenstedt durchaus noch mal einen echten Schritt nach vorn und war sogar ganz nah an einer Nominierung für den deutschen EM-Kader.

Nicht wenige gingen allerdings eher davon aus, dass er beim THW hinter Weltmeistertorwart Niklas Landin nur mal zwischen die Pfosten darf, wenn sich der Däne auf der Bank den Schweiß aus dem Gesicht wischen will oder die gegnerischen Siebenmeterwerfer mal durch ein anderes Gesicht verunsichert werden sollen. Es kam völlig anders. In seinen 21 Bundesligaspielen kommt Quenstedt auf eine Einsatzzeit von 8:25:46 Stunden. Das sind gut 40 Prozent der maximalen Einsatzzeit. Beim Spiel in Magdeburg stand Quenstedt sogar 36 Minuten im Tor und brachte seinen Ex-Club lange Zeit zum Verzweifeln. Und in der Partie bei den Rhein-Neckar Löwen hieß Kiels Torwart über fast 45 Minuten Quenstedt.

Für Quenstedt selbst kommen die vielen Einsatzminuten nicht überraschend. „Ich habe vor meinen Wechsel lange mit Filip Jicha gesprochen und deutlich gemacht, dass ich nicht als klassische Nummer 2 komme und mich nur mit Einsatzminuten zufrieden gebe, wenn Niklas Landin verletzt oder krank ist oder seine Leistung nicht bringt“, verrät er.

Auch in der Champions League kommt der in Burg geborene Torwart auf rund 40 Prozent der möglichen Einsatzminuten. Erlebnis-Highlight war für ihn das Spiel in Skopje. Quenstedt: „Obwohl wir klar gewonnen haben, wurde Vardar von den Fans frenetisch gefeiert. Sogar Bengalos wurden in der Halle gezündet. Ich kam mir vor wie im Fußballstadion. So etwas hatte ich vorher beim Handball noch nie erlebt.“

Durch die Königsklasse hat sich auch Quenstedts Handball-Alltag gründlich verändert. Quenstedt: „Durch die Champions-League-Spiele verbringen wir eine Menge Zeit im Flieger und Hotel. Dadurch trainieren wir zwischen den Spielen auch weniger. Das ist für mich neu. Aber auch deshalb habe ich im Sommer in der spielfreien Zeit fleißig gearbeitet, um richtig fit zu sein. Davon zehre ich jetzt auch.“

Obwohl seine Paraden zwischen den THW-Pfosten auch schon spielentscheidend waren, ist er angesichts seiner Bundesliga-Fangquote von rund 28 Prozent, die auch dem neuen Abwehrsystem geschuldet ist, sehr selbstkritisch. Quenstedt: „Das geht besser. In der nächsten Saison möchte ich einen Wert von deutlich über 30 Prozent haben.“

Mit speziellem Torwarttraining daran zu arbeiten, ist derzeit leider nicht möglich. Quenstedt: „Wir halten uns alle irgendwie zu Hause fit.“ Denn vielleicht geht es doch noch weiter – und Quenstedt kann die erhofften Titel sammeln.