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Handball Wie viel Kraft kostet die EM?

Nach der Handball-EM ist wieder Bundesliga angesagt. Wie viel Kraft haben die Spieler des SCM aber bei ihren Nationalteams gelassen?

Von René Miller 28.01.2020, 00:01

Magdeburg l Die Enttäuschung nach dem gegen Spanien verlorenen EM-Finale war groß bei Zeljko Musa. Dass die Fans den SCM-Kreisläufer und seine Teamkollegen beim Empfang in der Heimat trotzdem frenetisch feierten, dürfte nur ein schwacher Trost sein. Aber schon am Sonntag brauchen die Magdeburger einen Musa beim Spiel in Flensburg wieder in Top-Form.

Wann Musa und Christian O’Sullivan, der mit Norwegen am Sonnabend Bronze gewann, wieder mit ihren Magdeburger Teamkollegen trainieren, ist noch offen. Groß belastet werden die beiden dabei jedenfalls nicht. „Wie die Woche für die beiden läuft, entscheiden wir individuell“, sagt SCM-Trainer Bennet Wiegert. Der hat natürlich die EM aufmerksam verfolgt und hebt warnend den Finger. Wiegert: „Wie sich die Spieler im Finale gequält haben, ist Wahnsinn. Da sind minutenlang keine Tore gefallen, weil keiner mehr richtig ins Tempo gehen konnte. Ich weiß nicht, ob man mit dieser Belastung unserer Sportart einen Gefallen tut.“

O’Sullivan hatte von den Magdeburger EM-Fahrern mit 301 Spielminuten die meiste Einsatzzeit. Musa kam in neun EM-Spielen auf 167 Spielminuten. Auf den ersten Blick nicht viel, aber der 33-Jährige spielt auf einer Position, die körperlich besonders belastend ist. Auch O’Sullivan lässt als Mittelmann viel Kraft. Der Bundesliga-Spieler mit der größten Einsatzzeit ist aber der Norweger Kristian Björnsen aus Wetzlar, der es auf 478 Spielminuten bringt.

Gefolgt von seinen Landsleuten Magnus Jöndal aus Flensburg mit 448 Spielminuten und Torbjörn Bergerud, ebenfalls Flensburg, mit 415 Spielminuten. Der erste SCM-Gegner im neuen Jahr hatte insgesamt zehn Spieler bei der EM, die zusammen 59 Spiele absolvierten und auf 1844 Spielminuten kommen. Die Bundesliga-Belastungstabelle im Hinblick auf die EM führen die Rhein-Neckar Löwen mit zwölf Spielern, 68 Spielen und 2207 Einsatzminuten an. Dass es Domagoj Duvnjak bei den Kroaten auf 322 Minuten bringt, war dem Kieler im Finale deutlich anzusehen. Und schon am Sonnabend muss der THW gleich in Hannover ran. Insgesamt hatten die Kieler zehn Spieler bei der EM, die zusammen 65 Spiele und 2114 Einsatzminuten auf ihrem Konto haben.

Wiegert: „Da würde eine Pause jetzt allen ganz gut tun. Aber vor den Teams, die auch international spielen, liegt jetzt ein ganz harter Februar. Wir kommen da auf neun Spiele in vier Wochen. Und schon der Auftakt gegen Flensburg könnte für beide Teams in der Endabrechnung das Zünglein an der Waage sein.“

Aus grün-roter Sicht ist das frühe Aus einiger SCM-Spieler ja fast schon ein Segen. Acht Profis hatte der SCM dabei. Die machten zusammen 40 Spiele und standen 1193 Minuten auf der Platte. Ein automatischer Vorteil gegenüber Flensburg ist das zum Auftakt aber nicht.

„Meine Erfahrung ist, dass die Spieler nach langen Turnieren in der Bundesliga erst einmal auf einem guten Level sind. Oft sogar besser, als die Jungs, die hier nur trainiert haben. Aber nach ein, zwei Monaten ist das meistens genau andersherum. Da zahlt sich das Training aus und die Nationalspieler fallen belastungsmäßig in ein Loch“, sagt Wiegert.

Und wer im Sommer noch zu Olympia fährt, ist rund zwei Jahre fast ohne Urlaub.