Magdeburger gewann vor 25 Jahren Olympiagold und besucht WM in Duisburg Heukrodt: Vom Bankkaufmann zum Trainer
Magdeburg l Die Szene hat sich auch nach 25 Jahren unauslöschlich ins Gedächtnis eingeprägt: Der Magdeburger Olaf Heukrodt, in seinem Heimatverein SCM vom unvergessenen Jürgen Harpke trainiert, ist bei den Olympischen Spielen in Seoul auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere angekommen. Er kommt in der Einer-Canadier-Konkurrenz über 500 m mit deutlichem Vorsprung vor Michail Sliwinski (UdSSR) und dem Bulgaren Marimow ins Ziel.
Bei der Siegerehrung fließen beim 26-Jährigen die Tränen. Als die Nationalhymne erklingt, brechen sich bei Heukrodt die Emotionen Bahn. Zu frisch noch die Erinnerung an den Olympiaboykott der sozialistischen Staaten von 1984 in Los Angeles, als der Bronzemedaillengewinner der zuvor von vielen westlichen Ländern geschmähten Spiele von Moskau 1980 schon einmal auf bestem Weg zu Olympiagold war. "Ich hatte den Olymp erklommen. Mehr als eine Goldmedaille geht nun mal nicht", blickt der 51-Jährige heute eher nüchtern und ohne Wehmut zurück: "Ich habe diese Zeit in vollen Zügen genossen. Jetzt ist aber ein neuer Lebensabschnitt."
Heukrodts berufliches Leben verlief alles andere als geradlinig. In die Zeit seiner Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 1992 fiel für den damaligen Studenten der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig die Schließung der Bildungseinrichtung. So wurde er Bankkaufmann. 2008 verabschiedete er sich "mit einem freundlichen Händedruck", wie er sagt, von der Deutschen Bank, "weil ich im Sport arbeiten wollte". Diese "Findungsphase", wie Heukrodt sie bezeichnet, gestaltete sich recht schwierig. Es war seinerzeit unmöglich, eine Stelle im Sport zu finden.
"Fritze", wie ihn Freunde nach dem Vornamen seines Vater nennen, erwarb sämtliche Trainerlizenzen und war 2010 topfit, als der Deutsche Kanu-Verband die Stelle des Bundes-Stützpunkttrainers in Leipzig ausschrieb. Zeit bleibt jetzt nur noch für ein einziges Ehrenamt - Olaf Heukrodt gehört dem Gutachter-Ausschuss der Deutschen Sporthilfe an. Dass er die Kanu-WM vom 27. August bis 1. September in Duisburg besucht, ist ausgemachte Sache.