Das Interview der Woche Basketballer Tobias Bauer von der TG Schönebeck über Schnelligkeit und Ehrgeiz "Ich messe mich gern mit besseren Spielern"
Tobias Bauer gehört zu den tragenden Säulen bei den "Ballers" der TG Schönebeck. Der 24-Jährige fällt vor allem durch seine Schnelligkeit bei den Fast-Breaks auf. Sein erstes Spiel hatte der Schönebecker gegen Gardelegen bestritten. Morgen ab 11 Uhr steht wieder ein Duell gegen die Altmärker auf dem Programm. Es geht um den Aufstieg. Sportredaktuer Frank Nahrstedt sprach mit dem Master-Studenten in Sport und Technik über Ehrgeiz und Dunkings.
Volksstimme: Herr Bauer, verbringen Sie ihr Leben auf der Überholspur?
Tobias Bauer: Nein, eigentlich nicht. Ich bin ein eher bescheidener Mensch. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen und sehe dann, was daraus wird. Es steckt aber eine Menge sportlicher Ehrgeiz in mir.
Volksstimme: Ist die Schnelligkeit Veranlagung oder haben Sie wie verrückt trainiert?
Bauer: Trainiert habe ich das weniger, im Gegenteil. Ich bin eine ganze Zeitlang Kanu gefahren, wo ich mit Laufen und Springen weniger zu tun hatte.Vielleicht hat es sich in meiner Jugendzeit entwickelt. Ich war immer draußen, habe dort meinen Sport getrieben, mit Freunden Fußball gespielt, bin durch die Gegend gewetzt. Im Winter ging es in die Halle, wo zwei Aspekte eben Krafttraining und allgemeine Motorik waren.
Volksstimme: Nun ist Kanu eine Outdoor-Sportart, Basketball spielt sich aber meist in der Sporthalle ab. Wie passt das denn zusammen?
Bauer: Gar nicht (lacht). Mit Basketball hatte ich am Anfang sogar wenig am Hut. Aber mit einigen Freunden habe ich dann neben dem Kanu immer schon in der Freizeit gespielt. Schönebeck ist zwar groß, aber wir haben dann von anderen Basketballern gehört. Zuerst haben wir gegeneinander gespielt, später stand dann der große Traum, gemeinsam in der Liga aufzulaufen. Vor knapp fünf Jahren haben wir diesen dann realisiert.
Volksstimme: Wieso wurde es ausgerechnet Basketball und nicht beispielsweise Fußball?
Bauer: Fußball war immer ein Aspekt, vor allem als Ausgleich zum Kanu. Im Freundeskreis gab es aber mehr, die sich für Basketball interessiert haben. Wir haben Videos gesehen mit Höhepunkten aus anderen Ligen, beispielsweise der NBA. Das war schon sehr eindrucksvoll, es waren mental verrückte Typen wie Dennis Rodman, aber auch athletisch verrückte Sportler wie Michael Jordan oder Vince Carter, der von der Physis her durchaus mein Vorbild war. Da habe ich den Ehrgeiz entwickelt, das so ähnlich hinzubekommen.
Volksstimme: Geben Sie immer 100 Prozent?
Bauer: In den Spielen auf jeden Fall. Im Training ist es immer die Frage, wie man die Stimmung hochhält. Für mich sind nicht immer die Einheiten die schönsten, in denen zehn, zwölf Leute da sind, weil es dann heißt: Jetzt können wir mal probieren und Taktik trainieren. Das geht dann zuweilen recht zähflüssig, weil man viel wiederholen muss. Das gehört zwar dazu, aber man hat sich nicht so richtig ausgepowert. Das ist eben der Unterschied zwischen: In der Freizeit etwas Spaß haben und im Verein etwas erreichen wollen.
Volksstimme: Sind Sie ein zielstrebiger Mensch?
Bauer: Ja, ich denke schon. Ich brauche den Druck. Wenn es darauf ankommt, dann bin ich sehr ehrgeizig. Wenn ich etwas erledige, dann immer zu 100 Prozent.
Volksstimme: Sind Sie noch in der Regelstudienzeit?
Bauer: Ja. Ich war einer der ersten, der einen Bachelor-Studiengang belegen musste. Es war für mich schon wichtig, das in der gesetzten Zeit zu absolvieren, damit man nicht noch ein Jahr Zwischenlauf hat. Deshalb habe ich mich richtig dahintergeklemmt.
Volksstimme: Sind Sie jemand, der immer Action braucht?
Bauer: Wenn ich den Basketball nicht hätte, würde mir auf jeden Fall etwas fehlen. Dann müsste ich mir eine Alternative suchen, wobei ich mir vieles als Ausgleich vorstellen könnte. Ich mag zum Beispiel Beachvolleyball, wo man sich so richtig auspowern kann.
Volksstimme: Nun soll Sie Ihr Ehrgeiz zurück in die Landesliga führen. Sehen Sie das Team dafür gerüstet?
Bauer: Selbstverständlich. Wir streben den Aufstieg an. Wir haben schon viel durchgemacht, vom sofortigen Aufstieg nach der Gründung über den Abstieg und eine harte Saison, in der wir zeitweise nur mit fünf, sechs Mann zum Spiel gefahren sind. Das hat uns aber zusammengeschweißt, ich hänge an den Jungs. Ich möchte am liebsten mit ihnen aufsteigen.
Volksstimme: Wie wollen Sie dem Team dabei helfen?
Bauer: Ich bin niemand, der sich in den Vordergrund drängt. Das Team ist wichtig. Ich trete in jedem Spiel an um zu gewinnen. Und wenn man jedes Spiel gewinnt, dann steigt man auf.
Volksstimme: Mit ihren vielen Punkten pro Spiel tragen Sie maßgeblich zum Erfolg bei. Gefällt ihnen diese Statistik?
Bauer: Sie ist mir egal. Ich war nie ein Statistikspieler. Ich sage aber auch nicht nein, wenn mir im Fastbreak der Ball zugeworfen wird.
Volksstimme: Ist es für Sie wichtiger, einen Korb zu erzielen oder den Ball zugewinnen?
Bauer: Den einfachen Korbleger kann jeder erzielen. In der Defensive versuche ich natürlich, den Ball zu gewinnen. Wenn ich meinem Gegenspieler den Ball in der Abwehr nicht abnehmen kann, drehe ich durch. Gelingt mir der Steal, kann der Gegner nicht punkten und man hat die Chance auf einfache Körbe. Es ist eine gute Möglichkeit, einen Abstand zwischen dich und den Gegner zu bringen.
Volksstimme: Sehen Sie sich persönlich gut genug, um höhere Aufgaben erfüllen zu können?
Bauer: Nein. Man muss die körperlichen Voraussetzungen sehen. Ich bin mit 1,75 Metern nicht der Größte. In der Bezirks- und Landesliga komme ich damit noch ganz gut klar, kann das durch Schnelligkeit und Einsatz ausgleichen. Darüber hinaus ist der Sprung in eine höhere Liga riesengroß. Dennoch messe ich mich gern mit noch besseren Spielern.
Volksstimme: Ihr erster Auftritt vor etwa vier Jahren war gegen Gardelegen. Morgen steht nun das zweite von drei Duellen in dieser Saison gegen die Altmärker bevor und es ist bereits das entscheidende im Rennen um den Aufstieg. Was bedeutet das für Sie?
Bauer: Es ist natürlich ein besonderes Duell. Damals - in unserem allerersten Spiel - haben wir die Partie in den letzten Minuten noch in seinen Erfolg gedreht, es war ein absolut emotionales Spiel. Das ist bisher am meisten in meiner sportlichen Laufbahn hängen geblieben. Ich hoffe, dass uns wieder ein Erfolg gelingt.
Volksstimme: Wären Sie gern ein bisschen größer, um einen Ball per Dunking in normal hohe Körbe versenken zu können?
Bauer: Ja, zehn Zentimeter mehr würden mir vielleicht schon genügen. Viel größer würde ich auch nicht sein wollen. Ich komme mit viel Training zwar an den Ring, aber für mehr hat es bisher leider nicht gereicht.
Volksstimme: Ist es ein großes Ziel für Sie, einen Dunking zuerzielen?
Bauer: Ja, noch immer. In jeder Off-Season versuche ich mich aufzuraffen, dafür zu trainieren. Aber es fehlen eben immer zehn, 15 Zentimeter, um den Ball in den Ring zu drücken. Die holt man nicht so einfach heraus. Aber der Traum ist noch immer da und ich versuche ihn zu realisieren.