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Fußball-, Werbe- und Medien-"Kaiser": Franz Beckenbauer feiert morgen seinen 65. Geburtstag "Kaum jemand hatte so ein erfülltes Leben wie ich"

10.09.2010, 04:16

Auf den eigenen Geburtstag angesprochen reagiert Franz Beckenbauer in der ihm eigenen Art. "Na, 65 ist kein Alter", sagt der Noch-64-Jährige mit Blick auf den morgigen Ehrentag. Bestenfalls "halbrund" sei dieser Geburtstag, den er als TV-Experte im Stadion bei der Partie seines FC Bayern gegen Werder Bremen "mit 70 000 Zuschauern" feiern möchte.

München (dpa/SID). Die große eigene Party will er erst in einem Jahr folgen lassen, denn "mit 66 fängt ja das Leben erst an. Der 66., der wird groß gefeiert, wenn ich da noch leb‘."

Fußball-, Werbe- und Medien-"Kaiser", Weltmeister-Teamchef, WM-Macher – praktisch alles, was der am 11. September 1945 als Sohn eines Postbeamten in München-Giesing geborene Beckenbauer in seinem Leben anfasste, wurde zu Gold. "Beckenbauer ist der Einzige, der der PDS in Bayern ein Direktmandat verschaffen kann", witzelte der Kabarettist Ottfried Fischer einmal. Und der einzige, der im ZDF-Sportstudio in der Feierlaune nach dem Meistertitel 1994 den Ball von einem gefüllten Weißbierglas aus in der Torwand versenkte.

Als Fußballer galt er als einer der größten deutschen Kicker überhaupt. "Er strahlte aus: Versucht es erst gar nicht. Es ist Zeitverschwendung, gegen mich anzutreten", beschrieb es der englische Weltmeister Sir Bobby Charlton einst. Die Eleganz des Liberos aller Liberos lobte auch ein anderer ganz Großer. "Auf dem Platz hat ihn Intelligenz mehr ausgezeichnet als Kraft. Er war mehr ein brasilianischer als ein deutscher Fußballer", sagte Pelé. Den Erfolgen als Spieler folgten fast nahtlos die Siege als Trainer. Neben dem Brasilianer Mario Zagallo ist er der Einzige, der dem WM-Titel als Kicker (1974) den als Trainer (1990) anfügte.

Den Ehrendoktor der bulgarischen Sportakademie zeichnet fast schon die ganze Welt aus. Aber es gibt auch Dinge, die selbst ihm ein bisschen unangenehm sind. Anlässlich seines Geburtstags zeigt der Bezahlsender Sky, für den Beckenbauer als Experte arbeitet, am 11. September den Film "Libero" aus dem Jahr 1973 – mit ihm als Darsteller. "Kann man das noch verbieten?", fragte Beckenbauer augenzwinkernd bei der Ankündigung des Streifens. Nicht nur im Film, selbst als Sänger bemühte er sich mit "Du bist das Glück" oder "1:0 für die Liebe".

Große Reden habe er nun nie gehalten. "Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist", betont der 103-malige Nationalspieler. Nicht immer war das Heraussprudeln der Beckenbauer‘schen Bemerkungen zur Freude des FC Bayern, der den Libero überhaupt nur wegen einer spontanen Aktion beschert bekam. Denn 1958 wechselte der 13-Jährige nur deshalb zu den "Roten" und nicht zum TSV 1860, weil ein "Löwen"-Spieler ihn zuvor geohrfeigt hatte. "Es war nicht die Hand Gottes, sondern die Watschn eines Sechzigers", meinte er selbst über die für beide glückliche Fügung.

Beckenbauer wurde alles verziehen, jeder Film, jedes Lied, auch die eine oder andere private Eskapade. "Der liebe Gott freut sich über jedes Kind", sagte er einst nach einem folgenreichen Seitensprung – und machte so jede Diskussion über die Moral des "Kaisers" überflüssig.

Nur mit Politik wollte Beckenbauer, dem Deutschland die WM 2006 zu verdanken hat, nichts zu tun haben. "Nie im Leben", hat er stets betont. Ein öffentliches Amt kam für Vater und "Rentner" Beckenbauer nicht in Frage. Seine Kinder Joel (10) und Francesca (6) werden es ihm danken. Und nur wenige wie er können von sich behaupten: "Kaum jemand hatte so ein erfülltes Leben wie ich."