Bobsport Krenz, der Musterschüler
Bobanschieber Paul Krenz vom Mitteldeutschen Sportclub geht in seine Weltcup-Saison.
Magdeburg l Wenn sein Körper noch ein Tattoo benötigt, dann jenes mit den olympischen Ringen. Paul Krenz trägt ja schon eine Schallplatte, eine Uhr, verzierte Totenköpfe und die Jungfrau Maria auf seiner Haut, alles Motive, „die einen Hintergrund haben“, sagt Krenz, der aber nicht jeden Hintergrund erklären mag. Über die Bedeutung der Ringe müsste er nun nicht referieren. Sie würden symbolisieren: Der Bobanschieber Paul Krenz vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) ist 2022 bei Olympia in Peking gestartet. Das ist jedenfalls sein Plan.
Und „einen ersten Grundstein“ dafür, so sieht es der 26-Jährige, hat er am vergangenen Sonnabend in Oberhof gelegt. Beim Leistungstest des Bob- und Schlittenverbandes (BSD) war er auf der Brems- und auf der Seitenposition das Maß aller Dinge. „Dass es so gut wird, habe ich nicht erwartet“, erklärt Krenz am Montag am Telefon, während er beim Regenerationstraining in Erfurt entspannt seine Kilometer auf dem Fahrrad absolviert. Aber dass es gut wird, ganz sicher.
Denn Krenz gehörte bereits bei den vergangenen Prüfungen zu den Sprintschnellsten. „Paul ist jetzt seit 2016 bei uns, seither ist eine stetige Leistungsentwicklung bei ihm zu beobachten“, erklärt MSC-Trainer Norman Dannhauer. „Er ist noch fokussierter und konzentrierter geworden. Ich denke, mit seinem Einsatz als Ersatzmann bei den Winterspielen in Pyeongchang hat er noch einmal Blut geleckt.“
Auch Dannhauer hatte den Fokus in der Vorbereitung neu gesetzt: „Wir haben mehr am effektiven, technisch sauberen Laufbild beim Anschub gearbeitet“, so der 39-Jährige. „Paul hat das perfekt umgesetzt, er ist ein Musterbeispiel fürs Laufbild.“
Nach den Winterspielen im vergangenen Februar war sogleich klar, dass der Musterschüler zum Piloten Nico Walther wechseln würde. Zum ersten Mal schiebt Krenz nun im Weltcup und in Richtung Elite-WM an. In jedem Fall auf Seiten- oder Bremsposition im Vierer, vielleicht auch als Bremser im Zweier. „Ich hätte mich gerne früher im Weltcup bewiesen“, resümiert der ehemalige Judoka seine letzten vier Jahre im Bobsport, die er im zweitklassigen Europacup verbrachte. Womöglich wurde er einfach unterschätzt. Zudem „hat jeder Pilot seine Leute, da ist es schwer, noch einen Platz zu finden“. Doch nach dem Karriereende des ewigen Anschiebers Kevin Kuske nach der letzten Saison hat sich Walther sofort für Krenz entschieden.
Es ist nicht der einzige neue Weg, den Krenz seit seiner Ankunft beim MSC beschreitet. So ist er von Halle nach Erfurt gezogen, um mit der Trainingsgruppe arbeiten zu können. Das Lehramtsstudium, das er ruhen lassen wollte, hat er komplett aufgegeben. Krenz ist zur Bundespolizei gewechselt. „Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte“, sagt er.
Jetzt sehnt er den WM-Entscheidungen in Whistler (Kanada/25. Februar bis 10. März 2019) entgegen. Und sein Ziel ist genauso selbstbewusst wie sein Auftritt beim jüngsten Test: „Ich möchte zwei Medaillen gewinnen.“ Das wäre auch schon ein Tattoo wert.