Kretschmer/Kuschela: "Wir sind die besten Freunde"
Eton - Fragen an Kurt Kuschela und Peter Kretschmer nach dem überraschenden Olympiasieg im Zweier-Canadier in Eton.
Wie fühlen Sie sich nach Ihrem Gold-Coup?
Kurt Kuschela: "Wahnsinn. Wir haben es immer noch nicht realisiert. Wir werden hier gerade nur hin und her gescheucht für die Medien. Wenn wir heute Abend im Bett liegen, kriegen wir wirklich mit, dass wir Olympiasieger geworden sind. Das ist wunderschön das Gefühl."
Wie wichtig war es, dass Sie die interne deutsche Qualifikation gegen die Weltmeister Wylenzek/Holtz überstanden haben?
Peter Kretschmer: "Das war einfach alles, sonst wären wir nicht hier. Sonst wären die hier und hätten vielleicht genauso wie wir gewonnen."
Kuschela: "Tomasz Wylenzek und Stefan Holtz sind auch Super-Fahrer. Wir sind zwei Super-Boote. Wir Deutschen sind einfach gut im Canadier-Sport. Sebastian Brendel hat gestern schon Gold geholt - das war ein Zeichen für den Kanu-Sport und unsere olympische Mannschaft."
Worin liegt das Geheimnis der Trainingsgruppe Ihres Heim-Coaches Ralph Welke?
Kuschela: "Wir sind alle Super-Sportler. Stefan Kiraj als Sprinter, Ronald Verch als Ersatzmann und Sebastian Brendel als Nummer eins im Einer. Wir sind im Training nur am Pushen. Wir gehen auch keiner Konkurrenz aus dem Weg, wir trainieren immer die Härte."
Sie sind die Youngster im Team. Das ist Ihr erstes Olympia. Wie paddelt man das so verdammt abgezockt zu Gold?
Kuschela: "Das sind zwar die Olympischen Spielen, aber wir müssen das alles ausblenden das Drumherum: den Service, das olympische Dorf und so. Wir müssen uns wirklich auf den Wettkampf konzentrieren. Das ist so wie eine U 23-EM oder -WM - genauso muss man das wahrnehmen. Das ist eigentlich nichts Besonderes - nur von A nach B paddeln."
Kretschmer: "Wir hatten hier nichts zu verlieren. Wir sind so jung. Das ist etwas Gutes. Man geht hier völlig befreit ran. Wenn wir Achter geworden wären mit 20 und 23, wer hätte es uns übelgenommen?"
Wie wird jetzt gefeiert?
Kuschela: "Heftig - im Deutschen Haus. Wir wollen es nicht beschreiben, das ist nicht jugendfrei."
Sie paddeln seit zwei Jahren gemeinsam, Sie sehen sich ständig. Geht man sich da nicht manchmal auf die Nerven?
Kuschela: "Wir waren wie ein Ehepaar zwischendurch. Dieses Jahr war am schlimmsten. Wir haben uns manchmal ganz schön gezankt. Wir haben uns vier Monate am Stück gesehen, immer von morgens bis abends."
Kretschmer: "Im Hotel schläft man im selben Bett. Man sieht sich wirklich 24 Stunden. Wenn man eine Ehe hat, geht ja wenigstens einer mal arbeiten und man sieht sich ein paar Stunden nicht."
Kuschela: "Wir haben uns dann nichts mehr zu erzählen. Aber nein, das ist auch unsere Stärke im Zweier. Wir haben auch viel Humor zusammen. Wir machen auch sehr viel privat zusammen. Zu Hause sind wir Nachbarn, wir sind eigentlich die besten Freunde."
Sie sind derzeit beide solo. Hoffen Sie jetzt als Goldmedaillengewinner auf Heiratsanträge?
Kretschmer: "Ich glaube, wenn man das jetzt macht, mit so viel Euphorie, wäre das nicht gut!"