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Porträt der Woche: Springreiter Steffen Buchheim über seinen Sport, seinen Beruf und sein Lieblingspferd "Lavingon ist ein Gewinner-Typ"

Von Oliver Kramer 17.07.2010, 05:36

Wann auch immer in diesen Sommermonaten ein Reitturnier in Sachsen-Anhalt ausgerichtet wird, ist Steffen Buchheim in den Ergebnislisten ganz vorne zu finden. Der Ihleburger gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Springreitern Sachsen-Anhalts. Vor allem mit seinem Wallach Lavingon bildet der 29-Jährige ein unschlagbares Gespann. "Wir kennen uns in und auswendig", sagt Buchheim, der sein Hobby längst zum Beruf gemacht hat.

Pietzpuhl. Eine schwül-warme Dunstglocke liegt über dem Reiterhof Gotzel in Pietzpuhl. Kein Lüftchen weht, kein Baum will Schatten spenden. Stoisch drehen Pferd und Reiter auf dem Abreiteplatz ihre Runden. Mal links herum, mal rechts herum, mal im Trab oder Schritt, dann noch ein kleiner Sprung über ein Hindernis und das Vormittagstraining ist beendet. "Ist das ein Wetterchen", sagt Steffen Buchheim und reicht von der Stute Ventura herab freundlich die Hand.

Alltag für den Reiter aus Ihleburg. Der Kleinunternehmer hat sich auf den Beritt und die Ausbildung von jungen Pferden spezialisiert. Bei Gotzel‘s, so sagt Steffen Buchheim, finde er optimale Bedingungen vor. Angefangen bei den geräumigen Ställen und klimatisierten Reithallen über die moderne Führanlage bis hin zu den Reitplätzen und umliegenden Weiden sind Ross und Reiter bestens versorgt. Eigentlich ein Paradies für Pferdeliebhaber, wenngleich Buchheim sagt: "Wir fangen morgens um 7.30 Uhr an und gehen Abends um sieben nach Hause."

Zirka zwölf junge Pferde haben Besitzer aus der Region, aber auch aus den alten Bundesländern in seine Obhut gegeben – gegen Bezahlung, versteht sich. "Es reicht, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten", sagt der Selbstständige. Neben der Stallmiete muss er die Kosten für Tierarzt, Hufschmied, Materialien und den Transport decken. Hinzu kommen die unzähligen Stunden, die Buchheim für das Training und die Wettkämpfe seiner drei- bis siebenjährigen Schützlinge aufbringt. "Am Ende werden sie meist weiterverkauft", sagt Buchheim, der bedauert, dass manche Besitzer die Pferde als reine Geldanlage betrachten. "Aber so ist eben das Geschäft."

Nur ein paar Schritte sind es bis zur Koppel, auf der Lavingon seine Freizeit genießt. Kaum ist sein Besitzer angekommen, spitzt der 13-jährige Wallach die Ohren. "Der denkt, es geht schon wieder auf den Reitplatz", sagt Buchheim. Beide haben, das merkt man schnell, ein sehr inniges Verhältnis. Kein Wunder, eilt doch das Duo seit Jahren von Sieg zu Sieg. Vor allem bei den höchst dotierten Turnieren in der Region springen sie meist ganz vorne mit. Bei drei Wettkämpfen pro Monat und unzähligen Siegerschleifen fällt es dem Springreiter schwer, Höhepunkte ihrer sportlichen Laufbahn zu nennen. Die "Braunschweig Löwen Classics" und ein international besetztes Turnier in Leipzig gehören dazu, "weil dort Spitzenreiter am Start waren, die ein noch höheres Niveau besitzen", sagt der 29-Jährige.

Ein Niveau, das nur mit Hilfe finanzkräftiger Partner und Sponsoren erreicht werden kann. "Und da in unserer Region die wirtschaftliche Lage nicht so rosig ist, kann man eben nicht so große Sprünge machen", sagt Buchheim. Insofern nimmt er "lieber an Turnieren rund um den Kirchturm" teil, bei denen die Preisgelder allenfalls die Transportkosten decken. Ob in Wörmlitz, Königsborn, Lostau, Hohenseeden oder in seiner Heimatgemeinde Ihleburg, "überall engagieren sich die Ehrenamtlichen so stark, um bei uns den Reitsport am Leben zu erhalten", lobt der Sportler.

Seine enge Verbundenheit zur Heimat kommt nicht von Ungefähr. Steffen macht als Zehnjähriger seine ersten Schritte auf dem Reitplatz Ihleburg noch ganz klassisch in einer Longe-Gruppe. Beim Voltigieren muss er Figuren auf dem Pferd vollführen. Später erhält er Reitunterricht von Papa Hartmut und seinem älteren Bruder Marcel, der heute für den RFV Isenhagener Land (Niedersachsen) startet. "Da auch die Holländer-Brüder immer mit dabei waren, haben wir uns gegenseitigt gepusht und ein gutes Niveau erreicht", sagt der gelernte Zimmermann.

Mit zwölf Jahren bestreitet Steffen sein erstes E-Springen und entwickelt schnell ein Gefühl für das Pferd, den Parcours und die Hindernisse. "Und dann geht es halt jedes Jahr ein Stückchen höher", beschreibt Buchheim seine Entwicklung. Diese hat ihn bis heute zu einem der besten Springreiter Sachsen-Anhalts geführt. Erst in der vergangenen Woche sichert er sich auf Lavingon bei den Landesmeisterschaften nach drei schweren S-Springen den Gesamttitel. "Dieser Erfolg ist mir schon wichtig", sagt Buchheim, erst recht, da ihm die Konkurrenz aus eigenem Hause stets im Nacken sitzt. Gemeint sind nicht die Vereinskameraden vom RV Ihleburg, sondern seine Freundin: Kristin Windisch, die für den RV Königsborn startet, erringt parallel den Landesmeistertitel der Springreiterinnen. "Natürlich sprechen wir auch zu Hause darüber und machen unsere Witze. Aber wir unterstützen uns auch gegenseitig", sagt Buchheim, der privat "einfach nur mal gerne abschaltet".

Gleich gibt es Mittagbrot: Lavingon trabt gemütlich in den Stall und knabbert an einer großen Portion Heu. An seiner Box steht "Moppel" geschrieben. Den Namen haben ihm die Pflegerinnen gegeben, weil der "Oldie" ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hat. Dennoch sagt Steffen Buchheim: "Solange er noch auf diesem Niveau springt, werden wir noch drei, vier Jahre weitermachen. Er ist eben ein Gewinnertyp." Genauso wie sein Reiter.