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SG 1895 Pretzier Auch Dorffußball kann seine Reize haben

Marian Buhmann ist schon viel herumgekommen in seiner langen und bunten Laufbahn, doch jetzt genügt ihm der Fußball auf dem Dorf.

Von Florian Schulz 23.10.2015, 11:23

Pretzier l Stendal, Salzwedel, Woltersdorf: Um nur die drei vielleicht wichtigsten Stationen in der ereignisreichen Karriere des Marian Buhmann, der es einst bis in die Regionalliga geschafft hat, aufzuzählen. Doch was heißt eigentlich wichtig? Wirklich wichtig ist dem 43-Jährigen vor allem sein Heimatklub, die SG Pretzier. Der gebürtige Pretzierer verkörpert den kleinen, aber gut strukturierten Verein wesentlich mit – ob als Spieler oder auch als Trainer.

Natürlich – so gehörte es sich früher fast auch – begann Marian Buhmann als Sechsjähriger seine Laufbahn in seinem Heimatdorf. Bei den Pretzierer Kindern, heute vergleichbar mit der F-Jugend, wurde Buhmann sogar von seinem Vater Ottfried trainiert. Wer ihn heute kennt, ahnt fast nicht, dass der Westaltmärker im Nachwuchs als Stürmer eingesetzt wurde. Mittlerweile hat der Routinier seine Stärken nämlich vor allem in der Defensive, spielt zumeist als Libero. Für zwei Jahre zog es Buhmann einst in die Schüler-Mannschaft nach Diesdorf, da es in Pretzier zeitgleich keine Spielmöglichkeit gab. Im Trainingszentrum in Salzwedel, aber auch in der Kreisauswahl empfahl sich Marian Buhmann dann auch schnell für höhere Aufgaben. Interessenten gab es genug. Sogar der 1. FC Magdeburg kam als neuer Arbeitgeber in Frage. „Das hat zwar nicht geklappt, aber ich bin mit meinem eingeschlagenen Weg zufrieden“, erklärt der Pretzierer. Der führte Buhmann wenig später zu Lok Stendal in die Bezirksliga. Vier Jahre spielte er in der Rolandstadt im Nachwuchs, weitere fünf im Herrenbereich. Die Ostaltmärker schafften es mit Marian Buhmann sogar in die DDR- und in die Regionalliga.

Aufgrund seiner Meisterschule in Lüneburg blieb dem heute 43-Jährigen dann aber immer weniger Zeit für sein großes Hobby. Ein Tapetenwechsel war nötig. Buhmann schloss sich dem SV Eintracht Salzwedel an und wurde dort in der Landesliga von Dieter Förster und später Dieter Lakotta trainiert. Doch irgendwie hatte der Westaltmärker seine Wanderlust noch nicht gestillt. Es zog ihn weiter zum TuS Woltersdorf nach Niedersachsen. „Salzwedel sind einige wichtige Spieler weggebrochen. Dann kam das Angebot aus Woltersdorf, wo man etwas bewegen wollte. Das hat mich schon gereizt“, gesteht der 43-Jährige. Für ihn war es zudem auch eine neue Herausforderung, in einem anderen Bundesland zu spielen. Drei Aufstiege in Folge bis in die Niedersachsenliga konnten sich auch durchaus sehen lassen. Doch es folgte ein rasanter Absturz, der Marian Buhmann dazu bewegte, nach sechs Jahren beim TuS wieder zu den Wurzeln zurückzukehren. Mit Trainer Werner Malisch spielte die SG Pretzier in der Kreisliga um Punkte, ehe es später runter in die 1. Kreisklasse ging. „Seit drei Jahren spiele ich eigentlich nur noch für die Altherren“, verrät der 43-Jährige. „Wir haben viele gute Leute dabei, es macht einfach viel Spaß“, beschreibt Marian Buhmann die Oldies der SG Pretzier/Chüden.

Doch wenn Not am Mann ist, dann wissen auch die Funktionäre der Kreisliga-Herrenmannschaft, Christin Schulze und Ralf Klein, dass sie Buhmann stets anrufen können. „Ich fühle mich noch fit und helfe gern aus. Als letzter Mann kann ich mit meiner Übersicht noch gut eingesetzt werden, die Schnelligkeit ist natürlich nicht mehr da“, erklärt das ehrgeizige Urgestein, das aber aufgrund des Nachrückens vieler junger und talentierter Spieler aus der eigenen A-Jugend sonntags nun meist zuschauen „darf“. Mit der Arbeit im Verein ist Marian Buhmann mehr als zufrieden. „Wir haben sehr gute Leute an der Spitze. Ich zähle da jetzt einfach nur mal Danny Lemke, Christin Schulze, meinen Bruder Marko, Mario Jesper und Lothar Kretschmer auf, die sehr viel Zeit für den Verein opfern. Solche positiv verrückten Typen braucht ein Verein einfach. Natürlich muss dabei auch die eigene Familie mitspielen“, weiß der 43-Jährige. Geselligkeit wird in Pretzier schon seit jeher groß geschrieben. „Sicherlich schreit man sich im Spiel auch mal an, doch anschließend sitzt man noch gemütlich zusammen und dann ist das vergessen“, so Buhmann, der mit den Altherren in der Kreisliga erfolgreich unterwegs ist.

Marian Buhmann arbeitet nebenbei auch noch als Nachwuchstrainer bei der SGP. Vor drei Jahren hatte er bereits für eine Saison die E-Junioren der SG Pretzier/Chüden/Liesten übernommen, doch dieses Experiment ging am Ende doch nach hinten los. Das lag aber nicht am Coach, sondern am kleinen Kader des Teams. „Wir hatten insgesamt nur acht Kinder. Wir haben in dieser Saison nicht gut abgeschnitten, dann haben einige Spieler aufgehört“, erklärt der Westaltmärker. Folge: Die Spielgemeinschaft konnte den Spielbetrieb nicht fortsetzen. Mit Beginn der aktuellen Spielzeit coacht Buhmann, der sich eher als Co-Trainer sieht, zusammen mit Jens Freimann die neuformierte D-Junioren-Spielgemeinschaft zwischen der SG Pretzier und dem SV Arendsee. „Wir ergänzen uns untereinander gut. Beide sind selbständig, doch eigentlich hat immer einer Zeit, um das Training zu leiten“, verrät der 43-Jährige. Der findet es „toll, mit Jugendlichen zu arbeiten und die eigene Erfahrung weiterzugeben. Sicherlich hat sich die Jugend im Vergleich zu früher geändert, was es etwas schwieriger macht“. An der Seitenlinie, aber auch als Aktiver bleibt Marian Buhmann eigentlich immer ruhig und sachlich („Ich kann eigentlich einschätzen, was jeder bringen kann“) und vor allem fair gegenüber den Schiedsrichtern, was ihm viel Ansehen bringt.

Für die SG Pretzier möchte Marian Buhmann möglichst auch noch so lange die Knochen hinhalten, wie diese überhaupt halten. „Mein Ziel ist es aber, auch noch als Rentner dem Verein zur Verfügung zu stehen – vielleicht, um den Platz zu mähen“, verrät der 43-Jährige. Die Aufgabe als Trainer fasziniert Buhmann so derartig, dass er sich auch dort noch eine lange Karriere vorstellen könnte. „Vielleicht trainiere ich irgendwann mal die Männer, wenn dort noch weitere junge Spieler hinzukommen. Für mich ist aber generell wichtig, dass die Spieler auch wollen und engagiert sind“, verdeutlicht der Westaltmärker. Speziell im Nachwuchs sieht der Sportenthusiast in Pretzier noch Steigerungsbedarf. „Schön wären neben neuen Spielern auch neue Trainer, gerade im G-Jugend-Bereich“, erklärt das Urgestein. Was alles weitere angeht, sieht Buhmann die SGP allerdings auf dem richtigen Weg. „Was wir bislang erreicht haben mit tollem Engagement, kann sich durchaus sehen lassen“, weiß der 43-Jährige. Doch der Weg nach oben soll für Marian Buhmann und die SG Pretzier noch längst nicht beendet sein.