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Fußball Ein Kämpfer, der alles erlebt hat

Wer heute an die SG Eintracht Mechau denkt, dem fällt mit Sicherheit auch der Name Thomas Philipp ein.

Von Florian Schulz 28.05.2016, 05:00

Mechau/Chüttlitz l  Es gab Zeiten, da war die SGE so etwas wie das westaltmärkische Fußball-Aushängeschild, wovon der jetzige Kreisoberligist mittlerweile weit entfernt ist. Sowohl die guten als auch die schlechten Zeiten im Sportpark hat der 36-jährige Philipp selbst als Aktiver miterlebt. Zwar sieht man Thomas Philipp, liebevoll „Lotte“ genannt, sein Alter auf dem Platz womöglich noch nicht an und vermutet es bei seinem noch immer recht großen Aktionsradius vielleicht auch nicht, doch der Chüttlitzer in Diensten der Männermannschaft der SG Eintracht Mechau ist tatsächlich schon 36. Damit könnte Philipp schon fast der Vater von einigen seiner Teamkollegen sein. Doch man ist eben immer nur so alt, wie man sich fühlt. Und der Sportenthusiast fühlt sich zumindest aktuell noch fit genug für die Kreisoberliga und zählt im Team von Trainer Peter Gerlach nach wie vor zu den unverzichtbaren Stützen.

Bereits als Sechsjähriger spielte Thomas Philipp seinerzeit erstmalig im Verein. In der Kinder-Mannschaft der BSG Aktivist Salzwedel wurde er anfangs von Werner Malisch trainiert. Malisch stellte den Chüttlitzer zumeist im Mittelfeld, ab und an aber auch im Angriff, auf. Zwei Sachen waren es, die „Lotte“ schon immer – auch heute noch – auszeichnen. „Ich denke, Kampf und Wille stimmen bei mir immer. Ich muss zugeben, dass ich nicht der große Techniker, aber ein Kämpfer bin. Ich habe selten einen Zweikampf gescheut“, beschreibt sich der Routinier selbst. Das zeigt, dass man keinen Messi-Style braucht, um erfolgreich Fußball zu spielen. Trotzdem gab es damals in Salzwedel keine festen Stammplätze. „Wir hatten so viele gute Spieler. Mal hat man gespielt, mal zugeschaut. Das war eigentlich jede Woche anders“, erinnert sich der 36-Jährige an seine Anfangszeit zurück.

Bis zur B-Jugend blieb Philipp an der Jeetze (später: SV Eintracht Salzwedel), ehe es ihn in seine Heimat, zum SV Brietz, zog. Für die SVB-Herren ging der flinke Offensivakteur bereits als 17-Jähriger erfolgreich auf Torejagd. In der 2. Kreisklasse Nord wurde er zweimal in Folge Torschützenkönig. Auch wenn es die unterste Spielklasse auf Kreisebene war, weckten seine Torjägerqualitäten Begehrlichkeiten. Peter Wassersleben, Trainer vom damaligen Landesklasse-Vertreter SG Eintracht Mechau, lockte den Youngster im Jahr 2000 durch die Bekanntschaft mit dessen Vater Lothar in den Sportpark. „Ich brauchte meine Zeit, um mich in der neuen Spielklasse zurecht zu finden“, verrät Thomas Philipp, der vom Angriff kurzerhand ins linke Mittelfeld wechselte und dort mit seiner Dynamik recht schnell ein echter Gewinn war.

„War ein ständiges Kommen und Gehen“

Im Nachhinein beschreibt Philipp seinen Wechsel nach Mechau als „richtigen Schritt“. Der Chüttlitzer erlebte bei der Eintracht tolle Zeiten mit. Das erste halbe Jahr unter der Regie von Coach Peter Wassersleben erlebte der Westaltmärker zwar hauptsächlich auf der Ersatzbank mit, doch mit der Zeit erkämpfte er sich seinen Stammplatz. „Ich habe dort gespielt, wo der Trainer mich aufgestellt hat“, so der heute 36-Jährige, der schon immer den Teamgedanken in den Vordergrund stellte. 2002 feierten die Mechauer den Staffelsieg in der Landesklasse und damit zugleich den Aufstieg in die Landesliga. In dieser war der Dorfverein nahe Arendsee erstaunliche zehn Jahre lang aktiv. „In der ersten Saison hatten wir noch Glück, dass wir die Klasse gehalten haben“, denkt Philipp zurück. „Retter“ der Truppe war damals Dieter Förster, der kurz vor Saisonende kam und die Eintracht noch zum Ligaverbleib führte. Bereits in der zweiten Spielzeit hatte sich die Eintracht in der Landesliga im Mittelfeld etabliert. Nicht nur die Zeit in dieser Spielklasse bezeichnet Thomas Philipp als „Highlight“ seiner Laufbahn, sondern auch Pokalpartien gegen den SV Eintracht Salzwedel und den 1. FC Lok Stendal sowie Auftritte beim Altmark-Masters im Hallenfußball in Beetzendorf vor tollen Kulissen. In Mechau, das unter der Regie von Dieter Förster und später Jürgen Brandt gleich zweimal ins Trainingslager in die Türkei reiste, spielten über die Jahre außergewöhnliche Akteure wie beispielsweise Sven Wachsmann, Cristinel Berciu, Rafal Pisula oder Manfred Braun. „Es war ein ständiges Kommen und Gehen, doch es hat immer Spaß gemacht. Ich selbst wurde immer voll akzeptiert“, verrät Philipp, der ebenfalls stets seine Leistung brachte und dessen große Stärke („Selbst habe ich nicht übermäßig viele Treffer erzielt“) das Vorbereiten von Toren war.

Dreimal reckte Thomas Philipp in Mechau den Kreispokal in die Höhe, dazu kommen zehn Jahre in der Landesliga mit schönen Erfahrungen. Die tolle Zeit war 2012 mit dem freiwilligen Rückzug aus dieser Spielklasse nach einem starken personellen Aderlass allerdings vorbei. „Das hat natürlich wehgetan“, gibt der 36-Jährige zu. Doch auch für ihn war der Schritt nachvollziehbar. Die Truppe spielte fortan in der Kreisliga (heute: Kreisoberliga) um Punkte und ist auch heute noch in dieser Spielklasse heimisch. Für Philipp kam ein Wechsel allerdings trotzdem nicht in Frage. Zu sehr war ihm der Verein nach vielen tollen Jahren ans Herz gewachsen. „Hier wird, wenn man mal sieht, was alles dahinter hängt, top Arbeit geleistet. Wenn ich das Vereinsheim oder die Plätze sehe, das ist schon hervorragend. Auch der Vorstand und die Trainer machen ihre Sache sehr gut“, schwärmt der Chüttlitzer. Der spielt heute hauptsächlich aus Spaß Fußball. „Wobei aber auch immer noch eine gewisse Portion Ehrgeiz dahinter steckt“, wie „Lotte“ erklärt. Der kann berufsbedingt nur noch alle zwei Wochen trainieren, ist aber sonntags fast immer bei den Kreisoberliga-Partien dabei. „Man merkt das Alter aber mittlerweile schon, gerade von der Puste her“, gibt der Mittelfeldspieler, zumeist im Zentrum zu finden, offen und ehrlich zu. „Die Mannschaft und das Umfeld passen hier nach wie vor. Zudem wohnt ein Großteil meiner Familie in Mechau“, fügt „Lotte“ an. In der höchsten Spielklasse im Altmarkkreis Salzwedel sieht er die Elf von Trainer Peter Gerlach gut aufgehoben. „Die Begeisterung in der Truppe ist groß. Wir haben sicherlich das Potenzial, um dort im oberen Mittelfeld mitzuspielen“, meint der Routinier, der mit der aktuellen Saison nicht zufrieden ist.

„Entscheide von Jahr zu Jahr“

Dem Chüttlitzer fällt es mittlerweile zugegebener Maßen schwer, Familie, Beruf, Haus und Sport unter einen Hut zu bekommen. „Man muss in diesem Alter sicherlich auch mal andere Prioritäten setzen“, so Thomas Philipp. Als Aktiver hat er sich keine großen Ziele mehr gesetzt. „Ich habe fußballerisch fast alles erreicht, was ich mir erträumt habe“, erklärt der ehrgeizige Westaltmärker, der irgendwann auf die Bildung einer Altherrenmannschaft in Mechau („Ich will keinen anderen Verein und werde auf jeden Fall hier immer Mitglied bleiben“) hofft. Ein konkretes Limit, wie lange er selbst die Töppen schnüren wird, hat sich der Mittelfeldspieler nicht gesetzt. „Ein oder zwei Jahre können es gern noch werden. Solange die Knochen halten und ich Spaß habe, werde ich wohl weiterhin aktiv sein. Ich entscheide da von Jahr zu Jahr“, gibt der 36-Jährige zu verstehen. Der wünscht sich vor allem neue junge Spieler („Das ist in einem Dorf natürlich immer schwer“) für den Verein, um womöglich irgendwann wieder an alte, erfolgreiche Zeiten anknüpfen zu können. Einen Thomas „Lotte“ Philipp kann man zwar nicht klonen, doch mehrere ähnliche Spielertypen wird die SG Eintracht Mechau dafür sicherlich benötigen.