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Fußball Für und Wider zur Talenteliga

Die Volksstimme hat verschiedene Reaktionen auf den Artikel zum Projekt Talenteliga erhalten. Ein Blick nach Salzwedel.

Von Marco Heide 24.10.2019, 05:00

Salzwedel l Der Volksstimme-Artikel „Projekt Talenteliga: Top oder Flop?“, erschienen am Sonnabend, 19. Oktober, sorgte für mehrere Leserreaktionen. Leserbriefe und Kommentare über die Facebookseite „Volksstimme Sport Altmark“ erreichten dabei die Redaktion.

Schon seit der Einführung der sogenannten Talenteliga der D-Junioren wird das Projekt kontrovers diskutiert. Im Altmarkkreis Salzwedel gibt es gleich zwei Teams, die beim SV Eintracht Salzwedel 09 im Norden der Region, und beim SSV 80 Gardelegen im Süden beheimatet sind.

Anja Krietsch aus Salzwedel schreibt in einem Leserbrief: Ich kann nur das wiedergeben, was ich im Laufe der bisherigen Jahre mit meinen Söhnen Finn und Henning erlebt sowie mitbekommen habe.

Fakt ist, dass weder der Stützpunkt noch die Talenteliga das primäre Ziel verfolgen, aus kleinen fußballspielenden Jungs Profis zu machen. Das Ziel ist es, so wurde es uns Eltern immer vermittelt, den Nachwuchs so zu entwickeln, dass im besten Fall Nachwuchsleistungszentren auf solche Talente aufmerksam werden und dann kann auch die Entwicklung eines solchen Talentes zum Profi folgerichtig nicht mehr in der Hand des Stützpunktes liegen. Weiterhin wurde den Jungs und uns Eltern vermittelt, dass die Talenteliga eine Ausbildungsliga ist und demzufolge auch das Ergebnis immer zweitrangig sein sollte.

Dennoch haben die Talente vom SV Eintracht Salzwedel 09 in den ersten beiden Jahren als zum Beispiel mein Sohn Finn am Stützpunkt war, im oberen Drittel mitgespielt und im zweiten Jahr sogar den ersten Platz in der Nord-Staffel belegt. In den Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 wurde die Eintracht zudem Vize-Landesmeister. Diese Spieler sind bis auf die Ausnahmen, namentlich Marlon Gangloff, der zum Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) nach Wolfsburg wechselte und Mardon Gehrke (NLZ FCM), noch immer eine Mannschaft, die in der höchsten Spielklasse im Jugendbereich (Verbandsliga, B-Jugend) erfolgreich Fußball spielt.

Trotz aller Schwierigkeiten in den letzten sechs Jahren, hat der SV Eintracht Salzwedel 09 sportlich immer die Meisterrunde erreicht. Neben Mardon Gehrke und Marlon Gangloff haben zudem Ian Scheffler (NLZ HFC) und Thorben Schilling (NLZ FCM) den Sprung zur Sportschule geschafft.

Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass Mannschaften wie Halberstadt, Magdeburg, Stendal oder Halle ausschließlich mit dem älteren Jahrgang in der Talenteliga spielen und der SV Eintracht Salzwedel 09 seit der Einführung der Liga immer auch den jüngeren Talenten die Möglichkeit gibt. In der vergangenen und in dieser Saison hat Salzwedel sogar schon eigene E-Jugend-Spieler dauerhaft in den Kader integrieren können. In Zahlen bedeutet das, dass am Stützpunkt derzeit nur fünf Spieler vom 07er Jahrgang und sechs Spieler vom 08er Jahrgang trainieren, die sich auf zwei Talenteliga-Mannschaften verteilen. Der derzeitige Kader in Salzwedel besteht somit aus neun Salzwedeler D-Jugend-Spielern, einem Salzwedeler E-Jugend-Spieler und nur drei auswärtigen Talenten, die über den Stützpunkt den Weg ins Talenteliga-Team genommen haben. Diese drei Spieler kommen aus Jübar, Klötze und einer sogar aus dem Wendland.

Das eigentliche Problem kam doch erst, als Gardelegen entschieden hat, eine eigene Talentemannschaft aus dem Boden zu stampfen. Und da liegt womöglich der Unmut einiger Trainer, weil in einer dünnbesiedelten Region eben nicht genügend tatsächliche Talente vorhanden sind. Das hat sich dann auch in den letzten Jahren in den Ergebnissen wiedergespiegelt. Das dies zweitrangig sein sollte, ist die eine Seite, die andere ist jedoch, dass seit der Einführung einer zweiten Talentemannschaft in der Westaltmark nicht mehr ausschließlich nur tatsächliche Talente in den Vereinen kicken, sondern dass zum Beispiel der SV Eintracht Salzwedel aus eigenen Reihen auffüllen muss, während Gardelegen sich bei den umliegenden Vereinen bedient. In beiden Fällen zu Lasten des Niveaus.

Dass es sinnvoller wäre nur eine Talentemannschaft im Stützpunktbereich Nord zu haben, in der auch die tatsächlichen Talente gefördert werden und sich miteinander gegen die besten Mannschaften des Bundeslandes messen, ist sicher nicht nur meine persönliche Meinung. In so einem Fall wäre nämlich auch die Nachhaltigkeit gewährleistet, dass diese Spieler nach der Talenteliga weiterhin zusammen in der höchsten Liga im Jugendbereich, der Verbandsliga, spielen.

Fazit: Das Problem hat der FSA geschaffen, als er eine zweite Talenteliga-Mannschaft zugelassen hat. Der Altmarkkreis Salzwedel hat nicht mal genügend Talente für eine Mannschaft, stellt aber zwei. Dass Herr Potas sauer ist, dass seine „durchschnittlichen“ Spieler Talenteliga spielen, kann ich aus seiner Sicht sogar nachvollziehen, denn Talente wurden da seit Jahren nicht ausgebildet. Die letzten Talente aus der Region Kalbe/Brunau, die den eigentlichen Weg über den Stützpunkt in die Talenteliga geschafft haben, waren Josef Karl und Ludwig Scharge vor sieben Jahren.

Im Übrigen war mein jüngster Sohn Henning zusammen mit Bennet Brandt und Eliah Riethmüller zum Sportschulaufnahmetest in Magdeburg. Dass es womöglich sportlich nicht ganz reicht, um mit noch Besseren mitzuhalten, ist die eine Sache, zeigt aber dennoch, welche Qualität der Stützpunkt und die Talenteliga haben.

Olaf Reek aus Klötze äußert in seinen Leserbrief: Mein Sohn hat in der Talenteliga gespielt, gleichzeitig fungiere ich seitmehreren Jahren als Co-Trainer in seinem Heimatverein. Ich kenne also beide Seiten des Problems. Gerne erinnere ich mich an tolle Spiele gegen den 1. FCM oder gegen den HFC. Ich glaube jeder Trainer weiß, das bessere Spieler sich auch höherklassig orientieren sollten. Aber wie im Artikel auch sehr gut beschrieben, reißen diese Spieler in den Heimatmannschaften große Löcher. Das führt im Extremfall bis zur Auflösung von Mannschaften.

Momentan gibt es in der D-Kreisliga noch neun Mannschaften, in der Landesliga spielt keine Mannschaft. Demgegenüber stehen zwei Talenteliga-Mannschaften. Ich glaube, jeder sieht hier, wo ein Ansatzpunkt zur Verbesserung liegt. Die langen Wege sind ein Problem, aber eigentlich will meiner Meinung nach keiner der beiden Vereine auf den Nachwuchs aus diesen Mannschaften verzichten. Solange sich nicht auf eine Mannschaft in der Talenteliga geeinigt wird, wird es auch immer wieder diese Probleme geben. Mein Sohn hat nach der Talenteliga den Weg zurückgefunden in seinen Heimatverein, er kam definitiv als besserer Spieler zurück.

Michael Hille (Gardelegen) kommentierte den Artikel auf der Facebookseite „Volksstimme Sport Altmark“: Ein echter Sportler sucht immer die größtmögliche sportliche Herausforderung und die ist in diesem Alter eben die Talenteliga. Man kann froh sein, dass Salzwedel und Gardelegen in einer solchen Liga vertreten sind und jungen, ehrgeizigen Talenten überhaupt die Möglichkeit bietet, sich über die Kreisgrenze hinaus mit anderen Talenten zu messen.

Der Vergleich mit Herrn Niemeyer hinkt meiner Meinung nach da etwas hinterher, da sich die Frage stellt, wieviel Spieler oder Prozent der aktuellen Bundesliga-U-Mannschaften denn den Sprung wirklich in den bezahlten Fussball schaffen? Das es für kleinere „Dorfmannschaften“ schwierig wird, liegt nicht einzig an der Talenteliga, sondern ist größtenteils dem demografischen Wandel geschuldet.

Im Endeffekt sollten wir als West-Altmärker stolz sein, dass Salzwedel und Gardelegen als Leuchttürme unsere Region auf Landesebene so gut vertreten sind.