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Kegeln Kegeln stand immer an erster Stelle

Die Schwestern Juliane Große und Karolin Bich leben den Kegelsport.

03.01.2017, 00:01

Schönebeck l Gesunde Rivalität, mehr Ehrgeiz, größeres Talent oder bedingungslose Unterstützung – wenn Geschwister oder Familien im Sport im selben Verein oder gar in der selben Mannschaft aktiv sind, sind Überschneidungen vorprogrammiert. Gehen diese positiv aus oder werden die Spiele noch am Abendbrotstisch ausgewertet? Heute stehen Rede und Antwort: Die Kegel-Schwestern Karolin Bich und Juliane Große von Union Schönebeck. Natürlich hatten Karolin Bich und Juliane Große, geborene Bich, die Wahl, sich ein anderes Hobby auszusuchen. Andererseits hatten sie das auch nicht, denn die Familie aus Gommern ist geprägt vom Kegelsport. Vater Jens und Mutter Kerstin kegeln schließlich auch. „Und Oma und Opa haben auch gekegelt“, betont Juliane. Und so besuchten die beiden Schwestern schon als Kinder die Kegelbahnen in Gommern und Umgebung, warfen bereits im Alter von drei Jahren ihre ersten Kugeln. „Ich habe eine Kugel geworfen, sobald ich laufen konnte. Zwischendurch habe ich auch mal geturnt und getanzt. Das hat auch eine Menge Spaß gemacht, aber Kegeln stand immer an Nummer eins“, berichtet Juliane Große.

Karolin wagte für ihre Jugendzeit den Ausbruch aus dieser Kegel-Familie, verschrieb sich im Alter von acht Jahren dem Handball, doch nach zehn Jahren kehrte auch sie wieder auf die Bahnen zurück. Grund war eine Knieverletzung (Kreuzband und Meniskus), die sie diesen kraftintensiven Sport nicht mehr ausüben lässt. „Der Arzt hat gesagt, ich soll mit dem Handball lieber aufhören. Kegeln geht aber noch“, betont sie mit einem Lachen, „anstrengend ist das aber auch.“ „An sich ist Handball mein Sport, ich lebe diesen Sport. Die Nachricht, aufhören zu müssen, war ganz schlimm, ein großer Einschnitt für mich.“ Da sie jedoch nicht ganz mit dem Sport aufhören muss, hilft ihr der Kegelsport – und natürlich die Kegelfamilie – über diesen Verlust hinweg. „Sport war immer Teil unseres Lebens, wir waren auch mit Papa auf dem Fußballplatz.“

Und wer begleitete Karolin, wenn die gesamte Familie auf der Kegelbahn war? „Ich hatte noch meine Oma und meinen Opa, die waren regelmäßig bei meinen Spielen dabei“, betont die 27-Jährige. Zu dem Auswärtsspielen fuhr sie meist allein. Traurig war sie deshalb aber nicht. „Ich war immer aufgeregter, wenn Mama und Papa dabei waren.“ Und „zum Schluss bin ich auch oft mitgefahren, wenn Zeit war“, erklärt Juliane. Und bei all diesem Sport am Wochenende entwickelte sich auch der Ehrgeiz, der die beiden noch heute antreibt. „Ich habe meine Schwester immer als Vorbild gesehen. Weil sie zwei Jahre älter ist, konnte sie natürlich besser kegeln. Ich hatte aber immer das Streben, genauso weit oder besser zu sein als sie“, berichtet Karolin. „Aber eine richtige Rivalität gab es zwischen uns nie“, sagt Juliane schnell. Karolin stimmt zu. „Es läuft immer sehr harmonisch zwischen uns.“ Wenngleich Karolin weiß: „Ich bin ab und zu besser, zum Beispiel bei der Landesmeisterschaft. Da war es ein Holz. Aber Jule ist konstant gut. Ich habe Bahnen, auf denen ich richtig gut bin. Dann kann das aber auch wieder abfallen. Daran muss ich noch abeiten.“

Mit Harmonie und Teamgeist strebt Union Schönebeck nach dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. „Es ist mein Traum, mit meiner Schwester zusammen in der Bundesliga anzutreten“, sagt Juliane, die Teamleiterin der Frauenmannschaft. Im vergangenen Jahr hätte sich dieser Wunsch schon erfüllen können, doch Karolin wechselte zu spät an die Elbe, die Schönebeckerinnen mussten den Gang in die Verbandsliga antreten. „Jule wollte schon drei Jahre vorher, dass ich nach Schönebeck komme“, lacht Karolin. „Aber Gommern war mein Verein, sowohl im Kegeln als auch im Handball. Es ist mir schwer gefallen, dort wegzugehen.“ Schließlich hatte sie dort ihre Handballfamilie. „Aber es ist schöner, mit der richtigen Familie zusammen zu kegeln. Nach meinem eigenen Punktspiel bin ich nach Schönebeck gefahren, um meiner Schwester und meiner Mutter zuzuschauen.“ Der Plan ist, in der kommenden Saison gemeinsam wieder einzusteigen und dann mit Mutter Kerstin gemeinsam aufzulaufen. Derzeit ist Karolin ohnehin außer Gefecht gesetzt – aber im positiven Sinne. Sie erwartet nämlich ihr erstes Kind – und das fast zeitgleich mit dem zweiten ihrer Schwester. Abgesprochen? Nein, „das war ein Zufall“. Nun ist die nächste Generation dran. Ben, der älteste Sohn von Juliane und Thomas, begleitet seine Eltern regelmäßig zu den Spielen. „Die Kinde dürfen später trotzdem aussuchen, was sie machen möchten“, betont Juliane. Das durften sie und ihre Schwester eigentlich auch.