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Vereinsleben : DJK Biederitz entwickelt sich zu Tischtennis-Größe in Sachsen-Anhalt Aufbruch, Widerstand und eine große Portion Idealismus

Von Oliver Kramer 17.10.2009, 05:24

Der DJK Biederitz präsentiert sich auch im 18. Jahr seit seines Bestehens stark wie eh und je. Der Verein nimmt im Tischtennis-Sport Sachsen-Anhalts eine führende Rolle ein, leistet im Erwachsen- wie auch Nachwuchsbereich kontinuierliche Arbeit. " Stagnation wäre das Ende ", sagt DJK-Vorsitzender Harold Gawrosch und treibt die Entwicklung seiner kleinen Tischtennis-Hochburg trotz aller Hindernisse voran.

Biederitz. Harold Gawrosch zeigt auf eine weiße Wand. An ihr klebt ein kleiner Zettel mit einem Hinweis. " Morgen ist Durchbruch ", murmelt der Biederitz Vereinschef und meint damit den neuen Zugang, der zwischen dem Vereinshaus und dem Tischtennis-Raum der Ehlehalle geschaffen wird. " Wir haben Fördermittel beantragt, einen Eigenanteil beigesteuert und die Gemeinde hat uns fi nanziell unterstützt ", macht Grawosch die Kostenrechnung auf. Für Sanierung und Ausbau der Vereinsstätte musste der 74-J ährige viel Überzeugungsarbeit leisten und manche Widerstände brechen. " Wir müssen uns weiterentwickeln, sonst geht es schnell wieder bergab. "

Bergab ging es sportlich in der vergangenen Saison, als die 1. Herrenmannschaft aus der Oberliga abstieg. " Die Liga war in dem Jahr zu stark und unsere Doppel zu schwach ", sagt Eik Volber, der zweite Vorsitzende. Als in der Rückrunde die Niederlagen kamen, sei es zu Komplikationen in der Mannschaft gekommen. " Was soll ‘ s. Der Oberliga-Aufstieg war der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Da wollen wir wieder hin ", sagt Volber.

In Biederitz blickt man eben voraus, setzt vor allem auf die Jugend. Derzeit gehen im Verein 16 Schüler zwischen acht und elf Jahren in zwei Mannschaften dem Tischtennis-Sport nach, zehn von ihnen erreichten zuletzt die Bezirksmeisterschaften. Ältere wie Christian Rohde, dem 16-jährigen Sportgymnasiasten ( 1. Mannschaft ) oder Max Höbel und Sebastian Bethge ( 3. Mannschaft ) wurden bereits im Männerbereich integriert.

Polen werden Freunde

Dies ist in erster Linie ein Verdienst von Krzystof Staskowiak. Der Pole gehört seit drei Jahren dem DJK an. Anfangs nur als Spieler, übernimmt er als Trainer längst tragende Funktionen im Verein. " Es geht nicht nur um Tischtennis, sondern um Freundschaften ", sagt der 37-Jährige, der in Biederitz heimisch geworden ist. Zuhause bleibt aber Stettin, weshalb er noch intensive Kontakte zu seinem alten Verein an der polnischen Ostsee pfl egt. " Wir fahren mit den Kindern zu Turnieren oder Trainingslagern und umgekehrt auch ", erzählt Staskowiak, und Grawosch ergänzt : " Wir alle fahren zweimal im Jahr zu Vereinsmeisterschaften nach Polen. "

Weitaus häufi ger, nämlich fast jedes Wochenende, treten derzeit vier DJK-Spieler die 450 Kilometer lange Reise von Polen nach Biederitz an. " Sie kommen nach sieben Stunden Fahrt freitags hier an, spielen sonnabends und fahren am Sonntag nach dem Frühstück wieder zurück ", erzählt Staskowiak, der zur neuen Saison zwei weitere Landsmänner verpflichtet hat. Schon beim ersten Auftritt bewiesen Radoslaw Kulczycki und Tamasz Tabor, dass sie zu den Besten der Verbandsliga zählen und den Biederitzern zum Wieder- aufstieg verhelfen können. " Sie kommen nicht wegen des Geldes, sondern um Spaß zu haben. Da spielt schon eine große Portion Idealismus eine Rolle ", sagt Gawrosch. Beleg dafür ist, dass Tomasz Marciniak auf Fahrtgelder verzichtet und als polnischer Unternehmer fi nanzielle Unterstützung für den deutschen Verein leistet. " Wir gehen zusammen auch in Magdeburg feiern und sie übernachten bei Mitgliedern von uns ", beschreibt Volber den Zusammenhalt.

Frauen verließen Verein

Dieses Geben und Nehmen, diese Harmonie im Verein, kommt nicht überall an. " Natürlich werden wir auswärts schon mal blöde angeschaut. Aber was zählt, ist die Leistung ", sagt Kapitän Marcus Schmidt angesichts von vier Ausländern in der ersten Mannschaft. Und auch die Tatsache, dass Ende der vergangenen Saison das Frauenteam geschlossen den Verein in Richtung Magdeburg verließ, wirft die Verantwortlichen offenbar nicht um. " Sie waren nicht mehr so integriert ", sagt Eik Volber, und Harold Gawrosch wirft eifrig ein : " Das wichtigste ist, dass wir ohne die ganzen Sponsoren diese Entwicklung nach 18 Jahren nicht hinbekommen hätten. " Dies gilt wohl auch für das neue Vereinsheim.