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Fußball Klares Bekenntnis zum Aufstieg

Die TSG Möser um Routinier Benjamin Bartsch will die Landesklasse aufmischen.

Von Maximilian Pefestorff 25.05.2020, 23:01

Möser l Die Würfel beim Fußballverband Sachsen-Anhalt sind gefallen. Nach dem vorzeitigen Abbruch der Saison könnte die TSG Grün-Weiß Möser nach Anwendung der Quotientenregel in die Landesklasse aufsteigen. Der Vizemeister des Vorjahres zieht mit 0,17 Punkten mehr am FSV Borussia Genthin vorbei. Volksstimme-Mitarbeiter Maximilian Pefestorff hat beim langjährigen TSG-Kapitän Benjamin Bartsch zum Stand der Dinge nachgefragt.

Volksstimme: Herr Bartsch, wie geht es Ihnen?
Benjamin Bartsch: Danke, mir geht es sehr gut. Meine Familie und ich sind bisher gut und unbeschadet durch die bisherige Corona-Zeit bekommen.

Wie sieht aktuell Ihr Corona-Alltag speziell an den Wochenenden aus?
Ich ahne, worauf die Frage abzielt (lacht). Natürlich fehlt es mir sehr, am Wochenende auf dem Platz zu stehen. Dennoch konnte ich die fußballfreie Zeit bisher vor allem nutzen, um einige Arbeiten an unserem Grundstück zu erledigen. Die Kinder und meine Frau freuen sich natürlich auch, wenn das Wochenende nicht dauerhaft vom Fußball blockiert ist.

Nach der neuen Verordnung der Landesregierung ist das Training unter Auflagen wieder möglich. Ist die Mannschaft seitdem wieder zusammengekommen?
In der Tat haben wir in der letzten Woche mit dem Training in Kleingruppen begonnen. Dabei geht es weniger um das Sportliche, als vielmehr darum, die Jungs mal wieder zu sehen und sich etwas mit dem Ball zu bewegen. Auch wenn alles nach der Pause noch ein wenig hüftsteif wirkt, genießen wir das in vollen Zügen.

Der Landesverband hat die Weichen für einen vorzeitigen Saisonabbruch gestellt. Halten Sie den Schritt für richtig?
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, warum man den Abbruch zum jetzigen Zeitpunkt schon zwingend beschließen muss. Niemand kann abschätzen, wann wir wieder Punktspiele bestreiten können. Angenommen, wir können erst im neuen Jahr wieder spielen? Dann hätte man die jetzige Saison fortführen können und eine sportliche Entscheidung gehabt.

Die TSG Grün-Weiß ist nach der vorgeschlagenen Quotientenregel des FSA noch an Borussia Genthin vorbeigezogen und könnte damit aufsteigen. Nimmt Ihr Verein das Aufstiegsrecht wahr?
Wir haben das gemeinsam besprochen und waren uns alle einig, dass wir nach der ausgelassenen Möglichkeit in der vergangenen Saison aufsteigen zu dürfen, nicht noch einmal ablehnen können. In der Vorsaison waren wir als Zweiter noch nicht soweit. Nun sind die Vorzeichen aber andere.

Nämlich?
Als Herbstmeister haben wir lediglich ein Spiel verloren, in dem uns aber auch über zehn Spieler verletzungsbedingt fehlten. Dazu haben wir unglücklich 3:3-unentschieden gegen Genthin gespielt und Gladau, den zweiten Verfolger, deutlich mit 5:0 geschlagen. Auch wenn uns der emotionale Moment einer Meisterschaft fehlt, gibt es eigentlich nur die Option, den möglichen Aufstieg anzunehmen. Wahrscheinlich ist es so, dass es in dieser Entscheidung kein Richtig oder Falsch gibt, dennoch würden wir es für das falsche Signal halten, erneut zu verzichten.

Wie fällt das generelle Fazit zur Saison aus?
Die Spielzeit verlief bisher nahezu perfekt. Trotz einer längeren Liste an Verletzten zu Saisonbeginn sind wir famos gestartet, darunter mit starken Partien gegen Eintracht Gladau oder in Güsen und Genthin. Es ist wirklich mehr als schade, dass die beste Saison unserer Vereinsgeschichte offensichtlich nicht auf sportlichem Weg zu Ende gespielt werden kann. Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass sich endlich eine zweite Mannschaft etabliert hat. Auch wenn es sportlich noch nicht rund lief, konnten wir den ersten großen Schritt gehen und werden uns nun auch dort Jahr für Jahr verbessern. Der gute Unterbau in der Jugend ist dabei mehr als ein Mosaikstein.

Bernd Koßmann hat Henry Jentzsch als Coach vor der Saison ersetzt. Denken Sie, dass der Trainerwechsel maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat?
Bernd hat in seiner Funktion einen tollen Job gemacht und sich sofort gut etabliert. Manche mögen unken, dass es nicht schwer ist, eine intakte Mannschaft zu übernehmen, die nur knapp am Aufstieg gescheitert ist. Dennoch weiß man, dass auch so ein Unterfangen schief gehen kann. In der Summe gibt es aber natürlich viele Bausteine für den Erfolg. Der größte ist keineswegs nur auf die aktuelle Saison zurückzuführen. Die Mannschaft zeichnet ein enormer Ehrgeiz und eine tolle Kameradschaft aus, die über mehrere Jahre gewachsen ist. Einen großen Anteil daran haben auch die Vorgänger Chris Schulz und Henry Jentzsch, die viel Positives für den Mannschaftskern beigetragen haben.

Als Kapitän wurden Sie zu Saisonbeginn durch Gorden Jordan abgelöst. Fehlt Ihnen die Binde?
Natürlich hat es mich stolz gemacht, die Mannschaft so lange aufs Feld zu führen. Als Familienvater steht der Fußball jedoch einfach nicht mehr derart im Mittelpunkt, wie ich es von mir selbst als Kapitän verlangen würde. Ich wollte den rechtzeitigen und aufrechten Abgang nicht verpassen und hatte daher schon vor einem Jahr angekündigt, das Amt niederzulegen. Rückblickend war es für mich der perfekte Moment und ich bin dankbar für die vielen Jahre als Kapitän, in denen mich das Team großartig unterstützt hat. Außerdem haben wir mit Gorden ein tollen Nachfolger gefunden. Ein Möseraner Urgestein, der teamintern immer an der Leistungsspitze steht und dazu noch ein fairer Sportsmann ist.

Sie sind inzwischen 33 Jahre alt. Welche Ziele verfolgen Sie noch auf dem Platz?
Ich möchte so lange spielen, wie mich die Füße tragen. Hat man einmal aufgehört, wird es den wöchentlichen Wettkampf so nicht wieder geben. Deshalb möchte ich das so lange wie möglich genießen. In der kommenden Saison werde ich definitiv noch in der ersten Mannschaft aktiv sein und dann von Jahr zu Jahr entscheiden. Sollte der Entschluss irgendwann mal auf das Karriereende fallen, hoffe ich auch, den für mich perfekten Zeitpunkt zu finden. Unsere Mannschaft ist voller Jungs mit tollem Charakter, die sich nicht mehr lange hinter mir anstellen werden, beziehungsweise aktuell schon deutlich wichtiger sind. Die zweite Mannschaft ist noch ein reizvolles Thema für mich. Dem werde ich mich sicher irgendwann noch einmal widmen.