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Fußball Niehs: Halberstädter durch und durch

Mit Paul Niehs gehört ein waschechter Halberstädter zum aktuellen Kader des Regionalligisten VfB Germania Halberstadt.

Von Florian Bortfeldt 17.11.2020, 00:01

Halberstadt l Der 20-Jährige ist die Nummer 2 im Tor, hinter Florian Sowade. Über seine Rolle im Team und im Verein sowie über die aktuelle Situation unterhielt sich der Keeper mit Sportredakteur Florian Bortfeldt.

Volksstimme: Herr Niehs, beschreiben Sie bitte die aktuelle Situation beim VfB Germania mit Blick auf die erneute Zwangspause in der Fußball-Regionalliga.

Paul Niehs: Wir haben eine Saison gespielt, die bisher nicht ganz so verlief wie wir uns das vorgestellt hatten. Dabei steht außer Frage, dass die Mannschaft an sich passt, die Ergebnisse haben nur nicht gestimmt. Im Endeffekt fehlte uns oftmals das nötige Spielglück. Die jetzige Situation mit dem zweiten Lockdown ist nicht schön. Unser Trainer Danny König meinte im Vorfeld der letzten zwei Partien gegen Chemie Leipzig und den SV Babelsberg, dass wir das Halbfinale und das Finale vor dem erneuten Runterfahren bestreiten. So ist es die Mannschaft auch angegangen. Für den VfB ist es nicht optimal, dass die Saison jetzt unterbrochen wurde, denn wir sind gerade ins Rollen gekommen. Gegen Babelsberg hat denke ich jeder im Stadion gesehen, dass wir gute Chancen hatten, auch zu gewinnen. Gegen Chemie Leipzig wenige Tage zuvor hat es endlich funktioniert mit einem Heimsieg. Uns spielt es jedenfalls nicht in die Karten, dass die Saison jetzt pausiert.

Für die Hallensportler, speziell die Handballer, scheint die Situation sogar noch schwieriger. Was würden Sie denen in diesen Tagen wünschen?

Dass sie auch im Freien spielen. Aber so einfach geht es natürlich nicht. Wir alle wissen, dass in geschlossenen Räumen die Infektionsgefahr größer ist. Die Jungs und Mädels trifft es härter, das ist mir bewusst. Sie müssen wohl einfach durchhalten und weiter zuversichtlich sein. Etwas anderes gibt es aktuell nicht.

Seit mehr als einer Woche greift nun inzwischen der Trainings- und Wettkampfstopp auch bei Ihnen. Wie sieht der Alltag seither aus?

Konkret heißt es, dass kein Training mehr im Friedensstadion erlaubt ist, auch kein Torwarttraining, wofür ja grundlegend bei uns nur drei Personen anwesend sein müssten: Torwarttrainer André Helmstedt, Florian Sowade und ich. Da fehlt irgendwie die Relation, aber wir Keeper können natürlich auch keine Extrawurst verlangen. Wir als Mannschaft haben ein Programm für zuhause bekommen, das jeder für sich selbst abarbeiten soll. Wenn man für sich entschlossen hat, mal weiter als die 4. Liga zu kommen, muss man generell mehr machen. Torwartspezifisch haben wir vom Trainerteam auch Hausaufgaben gekriegt. Jeder hält sich zudem mit gewissen Workouts fit. Und das Laufen im Wald kann ja trotz der Einschränkungen zum Glück noch keinem verboten werden.

Klären Sie uns über die allgemeine Torwartsituation beim VfB Germania auf. Mit Saisonbeginn gehörten auch Jost Herlemann und Raphael Knothe zum Kader. Derzeit sind Sie aber die Nummer 2 hinter Florian Sowade.

Dafür muss ich zunächst etwas zurückgehen. Vor zwei Jahren hatte ich bei der Germania einen Zweijahresvertrag unterschrieben. In diesem Zusammenhang hätte ich noch ein Jahr A-Jugend spielen können, parallel habe ich zu diesem Zeitpunkt das Abitur gemacht. Das Ganze hat dann nicht so harmoniert. So habe ich den Vertrag aufgelöst und bin für ein Jahr nach Langenstein in die Landesklasse gegangen. Das war eine Denkpause für mich. Jetzt bin ich eher zufällig wieder zurück im Regionalligakader. Denn ursprünglich wollte und sollte ich im Sommer ins Tor der Reservemannschaft. Dann gab es einen Anruf von Enrico Gerlach (sportlicher Leiter und Co-Trainer der ersten Mannschaft/d. Red.): „Wir brauchen noch jemanden“, hieß es, auch weil die Personaldecke nicht so viel hergab. Ich bin gut zurückgekommen, fühle mich besser denn je, auch weil ich von der Mannschaft gut aufgenommen wurde. Florian Sowade ist die unangefochtene Nummer 1. Er ist ein klasse Torhüter, der theoretisch woanders spielen kann.

Dass ich nun überhaupt dabei bin, liegt sicher auch daran, dass neben den zwei Nachwuchstorhütern – bei denen man den enormen Sprung zwischen A-Jugend und Regionalliga nicht außer Acht lassen darf – eigentlich ja Lukas Cichos verpflichtet werden sollte. Er verletzte sich, es kam nicht mehr zur Unterschrift. Ich kann nur sagen, mir hat das Jahr mit Abitur und Beginn des Studiums in Magdeburg gut getan. Jetzt kann ich das parallel mit dem Fußball verbinden. Vom Verein gab es zuletzt auch positive Signale, mit mir als Nummer 2 weitermachen zu wollen. Die Zeit wird es bringen.

Da gibt es dann offenbar wieder eine größere Fahrgemeinschaft beim VfB mit Ziel Magdeburg?

Ja. Gleich mehrere Spieler bei uns leben auch da. Da sind zum Beispiel Stefan Korsch, Fabian Wenzel oder Patrick Baudis. Das lässt sich alles regeln, insofern passt das schon sehr gut.

In den vergangenen Jahren hat man Sie auch immer im Block A des Friedensstadions gesehen. Gemeinsam mit den Ultrafans haben Sie dort lautstark und leidenschaftlich für Stimmung bei den Heimspielen gesorgt. Wie verläuft so ein Perspektivwechsel?

Mir war gar nicht bewusst, dass man das so mitbekommen hat. Da ist man wohl präsenter als man denkt. Es ist leicht erklärt: Ich spiele seit ich sieben Jahre alt bin Fußball, seit je her beim VfB Germania. Ich bin generell sehr heimatverbunden und mit diesem Verein im engen Kontakt. Alle Jugendstationen habe ich bei der Germania durchlaufen. Als ich etwa 16 Jahre alt war ging es los, dass ich mehr unterstützen wollte. Ich habe mit Freunden gesprochen, sie animiert und los ging‘s. Natürlich ist es auch ein klein wenig eine verrückte Geschichte. Vom Block zurück auf den Rasen. Es macht mich unfassbar stolz. Zuletzt durfte ich auch meinen ersten Pflichtspieleinsatz absolvieren.

Beim Pokalspiel in Havelberg. Das war ein Ziel, was ich mir seit längerem gesetzt hatte. Einmal als Teil der ersten Mannschaft von Germania Halberstadt auflaufen und auf dem Platz stehen. Ich bin Halberstädter durch und durch, bin hier geboren und aufgewachsen. Ich identifiziere mich einfach mit dem Verein. Darum freue ich mich immer mega, meine Jungs im Block zu sehen. Ich habe jahrelang mit ihnen getrommelt. Jetzt kann ich auf eine andere Art unterstützen. Meine Teamkollegen fragen auch meistens „Wie sieht es aus, kommen deine Freunde?“ Das ist eine große Überzeugung und Begeisterung von mir. So oft gibt es das denke ich nicht.