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Wintersport Ein erster Schritt zur Normalität

Homeoffice statt Sportschule heißt es derzeit auch für die Sporttalente der Harzregion aufgrund der Corona-Pandemie.

Von Ingolf Geßler 07.05.2020, 03:00

Wernigerode l  Nach Annette Wehrmann (Kanu), Elena Carius (Rudern) und Hans Köllner (Biathlon) geben in Teil vier der Volksstimme-Serie die beiden Skilanglauf-Talente Alina Celine Rippin und Jannis Grimmecke vom NSV Wernigerode einen Einblick in ihren aktuellen Tagesablauf.

Zumindest für Jannis Grimmecke ist im Verlauf dieser Woche wieder ein Stück Normalität eingekehrt. Der Wernigeröder besucht seit Dienstag wieder das Sportgymnasium in Oberwiesenthal, hat am Mittwoch neben der Schule bereits wieder zwei Trainingseinheiten absolviert. „Im Landkreis Annaberg, wo sich unser Sportgymnasium befindet, gibt es bisher nur einen Corona-Fall. Ungeachtet dessen wurden natürlich die Vorsichtsmaßnahmen im Internat getroffen. Ich wohne jetzt in einem anderen Zimmer, damit ich das Bad einzeln nutzen kann“, erzählt Grimmecke.

Auch im heimischen Wernigerode hatte er sein schulisches Pensum erfüllt, dazu bis zu sechsmal die Woche trainiert. „Ich habe ein bisschen mehr gemacht als sonst, neben Crosslauf, Radfahren und Skirollern stand eine Einheit mit leichtem Krafttraining und Stabilitätsübungen für die Bauch- und Rückenmuskulatur an“, erzählt der 17-Jährige.

Ähnlich gestaltet sich der Tagesablauf für seine Vereinskameradin Alina Celine Rippin, die weiterhin im „Homeoffice“ beschäftigt ist. „Wir bekommen unsere schulischen Themen und Aufgaben online und müssen diese selbst ausarbeiten und lösen. Das nimmt schon etwas mehr Zeit in Anspruch, als gewohnt. Fünf Stunden pro Tag kommen da locker zusammen. Dazu noch mindestens eine Trainingseinheit täglich, an einigen Tagen kommt auch eine zweite dazu. Diese ist dann aber meist etwas lockerer gestaltet oder es sind Krafteinheiten, die sich aktuell auf Übungen mit Eigengewicht beschränken“, erzählt die Darlingeröderin.

Einen festen Trainingsplan hat sie derzeit noch nicht „eher einen Orientierungsplan, welches Pensum wir innerhalb der Woche leisten sollen. Wie und wann wir das erledigen, können wir uns selbst einteilen“, so Rippin. Moralische Unterstützung bekommt die 16-Jährige bei ihrer Saisonvorbereitung von den Eltern. „Aktuell stehen Ausdauereinheiten für das Herz-/Kreislauftraining an, da bin ich dann schonmal bis zu drei Stunden unterwegs. Da ist es schon schön, wenn man mal mit wem erzählen kann“, freut sich Alina Rippin über die Fahrradbegleitung ihrer Eltern.

Auch Jannis Grimmecke hat im heimischen Harz reichlich Kilometer abgespult. Beim Skiroller-Training musste er dabei auf die Skiroller seiner Schwester Celina, die im abgelaufenen Winter ebenfalls vielversprechende Ergebnisse im Deutschen Schülercup erzielte, zurückgreifen. „Vor Ausbruch der Corona-Krise sind wir mit Cedric (Cedric Sikorski, Skilangläufer vom TSV Leuna/d. Red.) und Alina mit einem Auto heimgefahren, da war nicht genug Platz, um alles mitzunehmen“, erinnert sich Jannis Grimmecke.

Eingeschränkt hat ihn dies zu Beginn der Saisonvorbereitung nicht, die nächste Phase kann er nun wieder mit geregeltem Ablauf in Angriff nehmen. Alina Rippin muss darauf noch etwas warten. „Aktuell sind die elften und zwölften Klassen wieder am Sportgymnasium. Ob auch die zehnten Klassen wieder dazu kommen, entscheidet sich Ende Mai“, erzählt Grimmecke.

Der Start in die neue Saison ist für den Harzer auch mit dem Wechsel in eine neue Altersklasse verbunden, bei den Junioren 20 startet er dann wieder gemeinsam mit dem Hasselfelder Max Kermer. Mit der abgelaufenen Saison war er nicht ganz zufrieden, „die Wettkampf-Ergebnisse waren zum Teil nicht wie gewünscht. Dies lag aber auch daran, dass ich Weihnachten krank war, dadurch lief es im Januar nicht so gut. Zum Schluss der Saison wurde es deutlich besser, aber dann kam das Coronavirus. Ergebnisse um Platz sieben bis zehn waren in Ordnung, der Sprung unter die besten Sechs, die bei der Siegerehrung dabei sind, war durchaus möglich. Alles in allem eine solide Saison, ohne Ausreißer nach oben oder unten“, fasst Grimmecke sein zweites Jahr in der Jugend U18 zusammen. Bei den Junioren wartet nun eine neue Herausforderung auf Jannis Grimmecke, als jüngerer Jahrgang gilt es sich wieder im Duell mit der starken Deutschen Spitze zu etablieren.

Mit größeren Zielen geht Alina Rippin in ihre zweite Saison der U18, zumal sie mit ihrem ersten Jahr als jüngerer Jahrgang dieser Altersklasse grundsätzlich zufrieden war. „Es war nicht einfach, vor allem psychisch, wenn es das ganze Jahr über keinen richtigen Winter gibt. Man kann wegen Schneemangel nicht richtig trainieren, läuft immer nur die gleiche Runde. Auch bei Wettkämpfen war es meist nur ein weißer Streifen, statt eine Winterlandschaft“, berichtet Rippin, die als Gesamtfünfte im Deutschlandpokal als größten Saisonerfolg den Bronzerang bei den Deutschen Meistertschaften im Einzelrennen in klassischer Technik zu Buche stehen hat. Reserven sieht sie noch in den Sprint-Wettkämpfen, „da fehlt mir noch die Erfahrung und ich bin meist zu nervös.“

Unterstützung bekommt sie in dieser Hinsicht von Katina Hacker vom Fitnessstudio „RM Balance“ in Blankenburg, mit der Sportpsychologin arbeitet die Harzerin an ihrer mentalen Stärke. „Mit der Benutzung des Fitnessstudios hätte ich die letzten Wochen eine perfekte Saisonvorbereitung gehabt, wäre da nicht Corona dazwischen gekommen“, bedankt sich Alina Rippin auf diesem Weg für die Unterstützung bei Katina Hacker. Mit dem Architekturbüro Richter hat das hoffnungsvolle Talent einen weiteren Sponsor, der sie auf dem Weg zu ihren ambitionierten Zielen unterstützt.

„In der neuen Saison strebe ich als älterer Jahrgang der U18 den Sieg im Deutschlandpokal an, will dabei möglichst in allen Wettkämpfen weit vorn landen. Ein Höhepunkt der Saison ist das European Youth Olympic Winter Festival (EYOF) in Finnland im Februar 2021, für das ich mich unbedingt qualifizieren will“, erzählt Alina. In der abgelaufenen Saison hatte sie die Teilnahme an den Youth Olympic Games (YOG), die nur alle vier Jahre stattfinden, knapp verpasst. „Platz vier im Jahrgang und damit die Position der Nachrückerin waren schon ein Erfolg, aber das Feeling in Lausanne mitzunehmen wäre schon toll gewesen“, blickt Alina Rippin zurück.

Wann es für die beiden Harzer mit den ersten Wettkämpfen los geht, steht noch in den Sternen. „Es gibt durch die Corona-Pandemie noch keine genauen Informationen zu Terminen. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass in Anbetracht der aktuellen Situation die Sommerleistungskontrolle, die ja traditionell den Saisonstart bildet, zum üblichen Termin stattfinden kann“, gibt sich Jannis Grimmecke bezüglich erster Wettkämpfe skeptisch.