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Fußball Aufstieg in die Verbandsliga krönt tolle Zeit

Die Volksstimme blickt zusammen mit Rainer Schütte auf die Geschichte des Haldensleber SC zurück.

Von Christian Meyer 30.05.2020, 05:00

Haldensleben l Im vierten Teil des Rückblicks auf die Geschichte des Haldensleber SC lässt die Volksstimme in Zusammenarbeit mit Rainer Schütte die erfolgreichen 90er-Jahre in der Ohre-stadt Revue passieren.

Einige Leser des bisher dreiteiligen HSC-Rückblicks werden sich berechtigterweise fragen, ob denn die Vereinsgeschichte des Haldensleber Sportclubs in den 110 Jahren nur vom Fußball geprägt war? Natürlich nicht.

Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem 1. Haldensleber Fußballverein SC „Viktoria Neuhaldensleben“ mit seiner Gründung 1910 und den Nachfolgevereinen.

Was ihn an dieser Stelle jedoch nicht daran hindert, alle anderen Sektionen wohlwollend zu erwähnen. Man denke dabei an die über viele Jahre erfolgreichen Leichtathleten, die seit 1912 und speziell in der Neuzeit 2010 und 2012 mit ihren internationalen Meetings im Haldensleber Waldstadion Vereinsgeschichte geschrieben haben. Oder an die Radsportlegende Otto Lüders als Teilnehmer der DDR-Rundfahrt 1957, an die Boxtradition in den 50er-Jahren mit Walter Mantwitz über Georg Paluszkiewicz bis zu Tino Groß oder Michael Spindler, an die Kraftsportler Henry Hellmich und Reiner Falke, die über Ländergrenzen hinaus Erfolge feierten.

Nicht zu vergessen die Abteilung Turnen unter der jahrelangen Leitung von Turnlegende Wanda Hübner und Bettina Tward oder auch die Rollsportfamilie, die seit 1994 mit ihren Höhepunkten „Halloween rollt“, „Holiday on Ice“ und dem Nikolausschaulaufen stets die Ohrelandhalle gefüllt hat. Weiterhin sehr aktuell die im Aufwind befindlichen Schachsportler oder auch die Freizeit-Sportlerinnen und Sportler der Abteilungen Gymnastik, Wandern, Line Dance sowie Karate, Kegeln und Tischtennis.

In der Saison 1991/1992 mussten die Kicker des HSV „Lok Viktoria“ den Weg in die kreislichen Gefilde antreten. Diese bittere Pille galt es zu verdauen und ein Neuanfang musste her. Der sofortige Wiederaufstieg war das erklärte Ziel für die Saison 1992/1993. Der Sportfreund Roland Zahn wurde als Vereinsfremder „Feuerwehrmann“ verpflichtet und assistiert vom neuen Mannschaftsleiter Jens Damerau. Niemand konnte zu dieser Zeit ahnen, dass Roland Zahn diese neu formierte Mannschaft in naher Zukunft zu zwei Aufstiegen in Folge verhelfen würde. Ein umfangreiches Testspielprogramm sollte den Neuformierungsprozess beschleunigen, so dass der HSV „Lok Viktoria“ gut gerüstet in die neue Saison starten konnte. Als Neuzugänge kamen an die Jahn-Allee die Sportfreunde Arnulf Neumann, Patrick Thamm, Christian Lange, Matthias Zahn, Michael Eitner und aus dem eigenen Nachwuchs Stefan Hasche und Marcel Wucherpfennig.

Kein Selbstläufer dieses Unternehmen, denn erst nach dem siebenten Spieltag war die Mannschaft alleiniger Tabellenführer und sicherte sich auch die Herbstmeisterschaft. Nach dem 30. Spieltag stand der HSV Lok Viktoria als Kreismeister fest und die Aufstiegsspiele standen ins Haus. Gegen den SV Rodensleben wurde zu Hause mit 2:0 gewonnen. Das Spiel in Hornhausen wurde zum Heimspiel für die Viktorianer, denn 400 mitgereiste Haldensleber Fans feuerten ihre Mannschaft zum 1:1-Remis an, das zum Aufstieg in die Landesklasse reichte.

Staffelsieg und Aufstieg zur Bezirksklasse erspielten sich folgende Spieler: Uwe Eichorst, Ulf Dreyer, Dietmar Rickmann, Stefan Scholz, Patrick Thamm, Jürgen Zinke, Tim Lankeit, Klaus Wahrmut, Michael Eitner, Sven Rohde, Hans Bär, Detlef Kurzke, Arnulf Neumann, Jens-Uwe Gabriel, Ingo Hieronymus, SteffenSchäckel, Christian Lange, Ingo Matzel, Tobias Köther, Andreas Hohm, Stefan Hasche, Matthias Forster, Matthias Zahn und Jens Geiter.

Ebenfalls im Jahr 1993 hatten die Blau-Weißen aus Althaldensleben und der SV „Medizin“ fusioniert. Durch den Zusammenschluss zwischen den beiden Neuhaldensleber Vereinen HSV „Lok Viktoria“ und dem TSV 56 hatten sich nun zwei weitere Haldensleber Vereine entschlossen, gemeinsame Wege zu gehen. Bei ihren einleitenden Worten auf der ersten gemeinsamen Mitgliederversammlung wiesen die Vorsitzenden beider Vereine, Bert Hübner und Landrat M. R. Eckardt Sigusch auf die große Bedeutung dieser Fusion hin. Bürgermeister Norbert Eichler sagte im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten Starthilfe der Stadt Haldensleben zu. Eckardt Sigusch wurde fast einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt.

In der ersten „Ära Zahn“ gelang unterdessen der zweite Aufstieg in Folge. Selbstbewusstsein war bei den Fußballern angesagt, denn der Aufsteiger spuckte große Töne.

Die Bezirksklasse sollte nur eine Zwischenstation für die Mannen von Trainer Roland Zahn sein.

Es gab eine fast optimale Trainigsbeteiligung, ein Vorstand der mitzog, ein intaktes Umfeld, einen enormen Idealismus und persönliche Opfer aller Beteiligten. Kein anderes Team konnte im gesamten Saisonverlauf der Mannschaft von Trainer Roland Zahn so wirklich das Wasser reichen. Zum ersehnten Aufstieg fehlten jetzt noch zwei erfolgreiche Aufstiegsspiele. Auf der Sandsteinwüste des Universitätssportclub besorgte Holger Scheuer nach einem 0:1-Rückstand mit einem fulminanten 30 Meter-Sonntagsschuss den 1:1-Ausgleich.

Eine Woche später im Hitzekessel Jahn-Allee wurde dann der SV Oebisfelde im zweiten Aufstiegsspiel mit 4:1 glanzvoll besiegt und der Aufstieg in die Landesliga war geschafft. Zusammen mit den Ohrekreisvertretern Eintracht Haldensleben, SV Groß Santersleben und dem SV Irxleben galt es nun in der neuen Liga zu bestehen. Einem gelungenen Einstand folgte ein zwischenzeitlicher Hänger mit sechs verlorenen Spielen in Folge, so dass der Trainer beurlaubt wurde.

Niemand hatte jedoch vergessen, aus welcher Talsohle Trainer Roland Zahn den „TSV Viktoria“geholt hatte. Wenn Erfolge ausbleiben, besteht unmittelbarer Handlungsbedarf, um aus der Misere herauszukommen. Mit Claus Kreul gelang dann eine spektakuläre Trainer-Verpflichtung.

Ab dem 4. April 1995 begann die fünfjährige „Ära“ von „Viktoria“-Trainer Claus Kreul.

Im DDR-Fußball war Claus Kreul kein Unbekannter, war er doch als Spieler beim FC Karl-Marx-Stadt und Wismut Aue aktiv und bestritt insgesamt 180 Punkt- und Pokalspiele.Darüber hinaus gehörte er der U 23-Auswahl, wie auch dem erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft der ehemaligen DDR an.

Er wusste, wie es geht, denn er trainierte Wismut Aue, Energie Cottbus, den 1.FC Magdeburg und Hansa Rostock. Beim Ortsderby gegen die Eintracht aus „Olln“ platzte dann der Knoten, man gewann mit 4:1 Toren und es ging wieder aufwärts. Jörg Doil, Michael Eitner und Christian Kammann waren die erfolgreichsten Torschützen. Mit Platz sechs wurde der Aufsteiger hinter dem SV Irxleben zweitbeste Mannschaft im Ohrekreis. Im dritten Jahr Landesliga wäre fast der große Wurf gelungen.

In der Saison 96/97 gelang hinter Wanzleben ein unerwarteter zweiter Tabellenplatz. Nach dem Abgang des „Alten Mannes“ Jörg Doil und Roland Denecke gab es mit Stephan Grabinski, Marco Kilian, Gerd Grabau, Stefan Schramm, Danny Hohmann, Perparim Krenzi, Stefan Hoppe, Marcus Stettin und Jens Haberland neun Zugänge. Den Verein verließen zu Saisonende die Sportfreunde Holger Scheuer, Heiko Borchers und Arnulf Neumann, wobei Letzterer in der folgenden Saison als Co-Trainer fungierte.

Nachdem Claus Kreul die „Viktoria“ übernommen hatte, war die „Verbandsliga“ erklärtes Saisonziel. Die Abteilungsleitung Fußball unter Vorsitz vom Sportfreund Wolfgang Schäfer stand ganz hinter den Zielen des Trainers. Vor und während der Spielzeit lastete ein enormer Druck auf Spieler, Trainer und Verantwortliche, denn auch die Fans liebäugelten mit einer „Klasse“ höher. Mit einem Auswärtssieg in Irxleben gelang der gewünschte Rückrundenstart, gefolgt vom 4:0-Erfolg gegen den Ortsrivalen SV „Eintracht“. Es gibt Tage im Leben eines Fußballers, die vergisst er nie. Wie groß aber muss die Freude sein, wenn eine ganze Region mitfiebert.

Wir haben fertig! Altenweddingen, Samstag, den 23. Mai 1998, 16.45 Uhr: Bereits vier Tage vor „Ultimo“ machte die Haldensleber „Viktoria“ mit einem 3:1-Auswärtssieg den Verbandsligaaufstieg perfekt. Mit insgesamt 60 Punkten und zehn Punkten Vorsprung lag man uneinholbar vor dem Fermersleber SV an der Tabellenspitze. Der seit langem größte Erfolg in der Vereinsgeschichte war endlich Wirklichkeit geworden.

Die sportlichen Voraussetzungen für eine Großfusion waren in der Saison 1997/98 geschaffen worden. Schon im Jahr 1990 gab es seitens der Verantwortlichen des damaligen HSV „Lok Viktoria“ erste Anstöße eines Zusammenschlusses. Nach intensiven Vorbereitungen, fast über ein Jahr, begleitet von Ungewissheit, Skepsis aber auch sehr viel Optimismus, wurde im Jahr 1998 erneut Haldensleber Fußballgeschichte geschrieben. Was viele Sportinteressierte in und um Haldensleben nicht für möglich gehalten hatten, wurde am 12. Juni 1998 Wirklichkeit. Eintracht und Viktoria hatten „Nägel mit Köpfen“ gemacht. Die Mehrheit der Mitglieder beider Vereine gaben ihre Stimme für eine gemeinsame sportliche und wirtschaftliche Zukunft. Seitdem sind die Vereinsfarben wieder Blau-Gelb, dem Logo des Haldensleber Stadtwappens angepasst.

Bei nunmehr 15 Abteilungen stieg die Mitgliederzahl auf 1250 an, davon waren 618 Kinder und Jugendliche. Im Mehrzweckraum der Fachschule für Agrarwirtschaft wurde Frau Christel Riechel (heute Kinast) ohne Gegenstimmen zur neuen Vereinsvorsitzenden gewählt.

Auch die „Alten Herren“ von ehemals Lokomotive trugen in dieser Zeit zur Vereinsgeschichte bei. Man hatte für den Ohrekreispokal und für die erstmalig ausgetragene Hallenkreismeisterschaft Ü40 gemeldet. Ein gewagtes Unterfangen gegen meist 20 Jahre jüngere Kicker aus der 1. Kreisklasse und der Ohrekreisliga.

Im Pokal warf man die Teams aus Hillersleben, Bebertal und Uthmöden aus dem Rennen, bevor man im Achtelfinale gegen Ohrekreisligist Kali Wolmirstedt scheiterte.Beim Ü 40-Abschlussturnier 1998 in der Wartberghalle setzte man sich gegen Elbeu, Wolmirstedt, Velsdorf / Mannhausen, Loitsche / Zielitz und Colbitz durch und blieb bis zum heutigen Tag der „erste“ und „letzte“ Hallenkreismeister der Ü40.