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Darts In der Neustadt fliegen die Pfeile

Vor einem Jahr gründete sich beim TuS 1860 mit der Darts-Sektion die jüngste Abteilung, die seitdem eine tolle Entwicklung erlebt.

Von Kevin Gehring 24.01.2021, 23:01

Magdeburg l Im Januar 2020 entschlossen sich Franziska Riethmüller, ihr Freund Stephan Jülich und Mitstreiter Karsten Pätzel für einen Schritt im Sinne des Sports. Für den Schritt, aus dem Magdeburger Dartsverein (MDV) „Bulls“ auszusteigen und ihr eigenes Ding zu machen. „Unser Ziel war es, den Dartssport in Magdeburg breiter aufzustellen“, erzählt Pätzel. „Es bringt ja nichts, wenn es in der Stadt nur einen Verein gibt, in dem 30 Leute vor vier Boards herumhängen und nicht richtig trainieren, geschweige denn spielen können, weil die Mannschaften voll sind.“

Der Weg des Trios führte schnell in die Zielitzer Straße, Kontaktpunkte mit dem TuS 1860 bestanden nämlich schon länger. Zum einen ist Riethmüllers Sohn selbst im Fußball-Nachwuchs der Neustädter aktiv, zum anderen trug ihr Partner Stephan Jülich lange Jahre das TuS-Trikot. „Darum haben wir einfach mal im Verein nachgefragt und die Resonanz war überwältigend“, erzählt Riethmüller. In Eigenverantwortung haben sie sich ihren Darts-Raum auf dem Vereinsgelände hergerichtet und Sponsoren akquiriert.

Zur Vorstellung der neuen Sektion organisierte diese im März vergangenen Jahres ein vereinsinternes Turnier, bei dem sich die vielfältigen Sparten des TuS am Dartboard messen konnten. „Der Andrang war enorm“, berichtet Pätzel, „ursprünglich wollten wir mit zehn Mannschaften spielen, aber die Nachfrage war so groß, dass wir auf 14 aufgestockt haben.“

Und nicht nur das Aufkommen von Aktiven war immens. „Sehr viele aus dem Umfeld wollten dabei sein und gucken, was da eigentlich passiert“, ergänzt Jülich. „Am Ende des Abends waren es fast 300 Leute in unserer Sportgaststätte und die Stimmung war riesig.“

Der ausgerufene „Wiederholungsbedarf“ wurde jedoch bald schon von der Corona-Pandemie eingeholt. Die frisch hergerichteten Räumlichkeiten in der Zielitzer Straße blieben verschlossen, die Dartspfeile flogen nur noch ins heimische Board. Die Mannschaft des TuS 1860 ließ sich von diesen Umständen aber nicht ausbremsen, meldete für den Spielbetrieb in der Mitteldeutschen Steeldarts-Liga, wo sie seit Sommer in Sachsen-Anhalts Bezirksliga Nord startet.

Drei Begegnungen absolvierten die Neustädter Dartssportler in der gegenwärtig ebenso unterbrochenen Bezirksliga-Saison, dreimal mussten sie sich geschlagen geben. Dennoch gibt es keinen Grund zur Panik. „Wir dürfen uns nicht beschweren“, meint Riethmüller. „Wir haben erst im letzten Januar angefangen und sind seit März eine neu formierte Truppe. Wir fangen gerade erst an. Auch wenn wir in den bisherigen Spielen noch nicht gewinnen konnten, haben wir jedes Mal an Erfahrungen gewonnen“, relativiert sie.

Zumal die gezeigten Leistungen durchaus für Punkte hätten genügen können. „Unser Problem war nicht, dass wir schlecht gespielt haben, sondern dass wir in den entscheidenden Momenten nicht ausgemacht haben. Was das grundlegende Level angeht, spielen wir genau dieselben Darts wie unsere Gegner in der Liga“, so Riethmüller.

Einen großen Erfolg konnte die noch junge Darts-Abteilung allerdings schon feiern. Im September behaupteten sich die Neustädter in der ersten Landespokal-Runde, sicherten sich als Zweiter ihrer Vorrunden-Gruppe das Weiterkommen. Darts Paradies Jena II und die SG Klein Rodensleben II ließen sie dabei jeweils mit 6:4-Erfolgen hinter sich. „Im Vorfeld haben wir ehrlich gesagt nicht damit gerechnet“, erzählt Pätzel, „aber an diesem Tag haben wir alle zusammen echt super funktioniert“.

Auf den Teamgedanken legen die Neustädter ohnehin ihren besonderen Fokus. „Wir achten bei unseren Mitgliedern sehr darauf, ob sie menschlich ins Team passen“, erklärt Jülich, der als „lebenslanger Fußballer“ schon in diese Richtung geprägt wurde. „Wir wollen niemanden im Team, der nur für sich spielt. Die Mannschaft steht im Vordergrund.“

Ebenso verhält es sich mit den Dartssportlern im Gesamtverein. „Hygienekonzepte lassen sich bei uns eigentlich leicht planen und umsetzen“, erzählt Jülich, „aber solange der Betrieb für die anderen Sparten noch ruhen muss, werden auch wir nicht früher wieder einsteigen, selbst wenn wir die Chance dazu bekämen.“

So werden die gegenwärtig 14 aktiven Mitglieder noch einige Zeit an der heimischen Scheibe werfen müssen, „aber da gibt es online schon einige Möglichkeiten, wie man sich trotzdem messen kann“, erzählt Pätzel. Ein Plan für die Zeit nach der Wiederaufnahme steht bereits, wie Jülich ergänzt: „Ein weiteres vereinsinternes Turnier und die Gründung einer zweiten Mannschaft stehen ganz oben auf der Liste.“