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FußballBiologie statt Fußball-Profi

Jakob Lehmann hat sich entschieden: Statt Profi zu werden, will der bisherige U-19-Kapitän des FC Magdeburg demnächst Biologie studieren.

Von Hans-Joachim Malli 15.05.2019, 01:01

Magdeburg l War das ein Abgang für Jakob Lehmann. Fünf Minuten vor Ende des A-Junioren-Bundesliga-Spiels gegen RB Leipzig machte der Kapitän am Sonnabend Platz für Luka Menke. Dabei erhielt er viel Beifall von seinen Mannschaftskameraden. Nicht nur wegen seines Tores zum 2:0-Endstand gegen den Favoriten – übrigens sein einziges in 21 Bundesliga-Partien –, sondern auch generell für seinen Einsatz. Sie alle wussten ja: Lehmann hört auf. Anders als viele Mitspieler, von denen manche von einer Profikarriere träumen, hängt er die Fußballschuhe an den Nagel.

Kurz nach dem Abpfiff war der 19-Jährige noch ganz hin-und hergerissen. „Auf der einen Seite habe ich mich sehr gefreut, weil das Spiel ja noch einmal echt super war und ich ein Tor gemacht habe. Auf der anderen Seite bin ich schon traurig, dass ich das letzte Mal auf diesem Platz stand. Für immer. Das tat schon weh, denn ich habe viele Jahre hier verbracht“, ließ Jakob Lehmann seinen Gedanken freien Lauf.

Am Sonnabend wurde dem Abwehrrecken, der aus Klein Ellingen in der Altmark stammt und 2014 über Rot-Weiß Arneburg und den 1. FC Lok Stendal zum Club und an das Sportgymnasium gekommen war, bewusst, dass es das letzte Spiel im Leistungsfußball für ihn war. Der 1,96 Meter große Schwarzkopf will studieren, würde das Studium und die berufliche Karriere nur schlecht mit dem Leistungssport vereinbaren können.

„Ich habe vor, in Rostock Biologie zu studieren“, sagt der mehr als talentierte Kicker, der seine Bewerbung Anfang Juni abgeben wird. „Für Biologie habe ich mich eigentlich schon immer interessiert, ich finde das interessant. Ich habe das auch im Abi geschrieben, es lief ganz gut“, begründet Jakob Lehmann seinen Schritt.

Dabei hätte aus dem Defensivspezialisten, der sich selbst als zweikampfstark und gut im Spielaufbau einschätzt, durchaus ein passabler Profikicker werden können. Noch im vergangenen Herbst erhielt er eine Einladung zu einem DFB-Sichtungslehrgang. Und auch Trainer Thomas Hoßmang hielt und hält große Stücke auf Jakob Lehmann, er machte ihn zu Saisonbeginn sogar zum Kapitän. Im Testspiel der U 19 gegen Männer-Landesligist MSV Börde traf Lehmann im vergangenen November beim 2:1 einmal. Bei Michael Oenning durfte er auch einmal oben mittrainieren.

Trotzdem: Beim FCM-Nachwuchs ging es für den Landesauswahlspieler keineswegs nur immer bergauf. „Am Anfang war es schwer, gerade in der Schule, hier Fuß zu fassen“, erinnert sich Lehmann an seinen Wechsel 2014 aus der Altmark ins Magdeburger Internat. „Später wurde es immer besser und auch fußballerisch habe ich mich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt.“

Die Entscheidung, Biologie zu studieren, reifte längere Zeit: „Ich habe das von mir aus entschieden – und ganz sicher nicht von heute auf morgen. Da hatte ich mir schon länger einen Kopf drüber gemacht.“ Seine Verletzung in der vergangenen Winterpause und das Verpassen der ersten beiden Rückrundenspiele bestärkten ihn in seinem Entschluss.

Coach Hoßmang gegenüber erklärte sich der Kapitän allerdings erst in der Vorwoche. „Hoffentlich bereut er den Schritt später mal nicht. Ich sehe ihn immer noch als künftigen Fußball-Profi“, betont der Fußballlehrer, der Lehmann nach Halberstadt ausleihen wollte. Doch der hat sich für einen anderen Weg entschieden.

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