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Galopp Es begann als Rettungssanitäter

Seit 1986 ist Ronald Gaedecke renntechnischer Leiter beim Magdeburger Renn-Verein und ein Vollprofi in Sachen Galopp.

Von Uwe Tiedemann 31.01.2019, 00:01

Magdeburg l Es war der Höhepunkt des traditionellen Grünkohlessens des Renn-Vereins im MH-Hotel (ehemals Ramada). Und es war gleichzeitig die Überraschung des Abends: Jan Antony Vogel, Geschäftsführer des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen mit Sitz in Köln und auf Stippvisite in Sachsen-Anhalt, zeichnete Ronald Gaedecke mit der Silbernen Ehrennadel des Verbands aus.

Vogel fand lobende Worte: „Das war mir eine Herzensangelegenheit. Ich habe ihn vor sechs Jahren bei der Hochwasser-Katastrophe in Magdeburg kennengelernt und sofort gemerkt, mit welchem Engagement er bei der Sache ist. Er hält im wahrsten Sinne des Wortes die Zügel im Verein fest in der Hand.“ Gaedecke selbst sagte: „Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Das kam absolut unerwartet und ist etwas ganz Besonderes.“

Gaedecke hat in all den Jahren so viel erlebt, dass er ein Buch schreiben könnte. „Das wäre bestimmt lustig, ist aber nicht geplant“, sagte der gebürtige Magdeburger. 1971 kam er erstmals in Kontakt zur Rennbahn – als Rettungssanitäter. Dann stieg er in die Gastronomie ein und war schließlich für die Versorgung im Herrenkrug verantwortlich.

Der „Durchbruch“ erfolgte 1986, als der damalige Betriebsteilleiter Heinz Wenning ihn fragte, ob er den vakanten Posten des renntechnischen Leiters übernehmen könne. Gaedecke sagte zu – und erfüllt diese Aufgabe bis heute, wenngleich seit seinem Eintritt in den Ruhestand 2014 nicht mehr hauptamtlich. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht: „Solange es mir Spaß macht, und das tut es, und so lange ich gesund bin, geht es weiter.“

Sein Aufgabengebiet ist vielfältig. Gaedecke übernimmt die gesamte Vorbereitung an Renntagen, teilt auch die Gastboxen ein, wenn die Teams – häufig schon einen Tag vorher – in Magdeburg eintreffen. Er ist für die Bahn und die Bodenwerte verantwortlich, er ist Verbindungsmann für die Rennbahnkommission und während des Renntages mit seinem Walkie-Talkie permanent unterwegs und ansprechbar. Und er muss auch auf unvorhersehbare Dinge reagieren. „An einem der Renntage hatten wir unsere alte Startmaschine, die noch aus dem Jahr 1973 stammt, schon mehrfach bewegt, aber kurz vor Beginn war plötzlich ein Reifen platt“, erinnert sich Gaedecke. Doch er weiß, dass er sich in solch kniffligen Momenten auf sein rund zehn Personen umfassendes Team verlassen kann.

Beim Eröffnungsrenntag in diesem Jahr am 27. April ergibt sich allerdings eine völlig neue Situation. „Ich bin zum ersten Mal bei einem Aufgalopp nicht dabei, sondern mit meiner Frau im Urlaub. Wir hatten die Flusskreuzfahrt auf der Donau schon gebucht, als der Terminkalender herauskam“, erzählt Gaedecke und räumt ein, dass das schon „ein komisches Gefühl“ sei.

Ein Gefühl, das aber überhaupt nicht zu vergleichen war mit dem des Hochwassers im August 2002. „All der Dreck und Schlamm – so deprimiert war ich noch nie“, berichtet der Geehrte von seinen „schlimmsten Momenten“ im Verein.

Doch Gaedecke packte damals sofort mit an – und hinterließ somit auch bei Vogel einen bleibenden Eindruck: „Die Silberne Ehrennadel wird selten vergeben. Darüber kommt nur noch die Goldene. Ronald Gaedecke hätte sie eigentlich schon jetzt verdient.“