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Handball Nowak verlässt BSV 93 nach 24 Jahren

Immer häufiger wurden dem BSV 93 zuletzt die Spieler aus Staßfurt weggeschnappt. Nun schlug der Konkurrent auch bei Falko Nowak zu.

Von Dennis Uhlemann 18.05.2020, 01:01

Magdeburg l „Die Macht von der Elbe“ – so bezeichnet sich der BSV 93 Magdeburg auf seiner Homepage selbst. Bloß sind immer mehr Olvenstedter Spieler sportlich eben nicht mehr an der Elbe zu finden, sondern gut 40 Kilometer weiter südlich an der Bode. Mittlerweile sind es sechs Handballer mit BSV-Vergangenheit, die innerhalb der Sachsen-Anhalt-Liga nach Staßfurt wechselten.

Der HV Rot-Weiss durfte vor dem Saisonabbruch bereits auf die Dienste von Robert Reiske, Tim Steffen und Calvin Kleineidam zählen. Und hat sich in der Corona-Pause erneut „bedient“. Zunächst gaben Till Wagner und Jens Osterloh ihre „mündliche Zusage“. Und nun auch Falko Nowak.

Und damit folgt erstmals ein wirkliches Urgestein des Vereins den Rufen des finanzstärkeren Konkurrenten, der mit aller Kraft in die Oberliga zurück möchte. Auch Nowak würde das gern noch einmal erleben. „Die Mitteldeutsche Oberliga ist schon ein Ziel von mir. Dafür muss ich aber verletzungsfrei bleiben“, sagt der 34-Jährige. Mit den Staßfurtern ist er schon „seit zwei Jahren in Kontakt“. HV-Coach Sebastian Retting sprach ihn nach Spielen öfter an. „Das hat mich gefreut, aber ich habe noch nicht zugesagt.“ Erst als sich kürzlich auch Präsident Patrick Schliwa bei ihm meldete, wurde es konkret.

Er sagte zu. Und zwar „aus gegebenem Anlass“, wie Nowak es beschreibt. Er meint damit, dass immer mehr Spieler und auch Trainer Thorsten Lantzsch den BSV verlassen. Auch wenn ein „weinendes Auge“ dabei ist, fiel es Nowak „zuletzt nicht mehr so schwer, diese Entscheidung zu treffen“.

Auch John Bade, der das Team mit Lantzsch „in den vergangenen zehn Jahren zusammen organisiert“ hat, wie er selbst angibt, macht sich über die Entwicklung beim BSV „auf jeden Fall Sorgen“. Nachdem er als Kapitän kürzlich ankündigte, künftig kürzertreten zu wollen – der Familienvater baut ein Haus – hat er „nicht erwartet, dass das so eine Flut an Wechseln nach sich zieht.“

BSV-Präsident Oliver Scheelenberg hingegen hat bezüglich der Zukunft der Männermannschaft „keine Bedenken, insofern, als dass der Nachwuchs nachrückt“. Ein neues Team, das größtenteils aus A-Jugendlichen besteht, hält auch Bade für die richtige Wahl.

Natürlich findet es auch der Vorsitzende „traurig, dass wir so wichtige Spieler verlieren“. Er geht aber davon aus, dass der BSV auch in der kommenden Saison eine spielfähige Mannschaft zusammen bekommt. „Ob die dann in der Sachsen-Anhalt-Liga oder Verbandsliga an den Start geht, ist offen“, schiebt er auch einem möglichen freiwilligen Abstieg keinen Riegel vor. Entsprechend schwierig gestaltet sich auch die Suche nach einem neuen Trainer. Es gibt zwar „die ein oder andere Option“, aber „ich kann mir keinen Trainer aus dem Hut zaubern.“

Scheelenberg gibt angesichts der unsicheren Zukunft zudem ehrlich zu: „Ich kann die Wechselgedanken der Spieler verstehen.“ Bade, der im Gegensatz zum Präsidenten mit allen drei Spielern vor der Entscheidung Kontakt hatte – die Akteure holten sich auch beim 36-Jährigen Rat – legt sogar noch eine Schippe drauf. Er sieht „keine Perspektive“ beim BSV 93 und gibt zu: „Ich habe allen eher zum Wechsel geraten.“

Vor allem seinem Kumpel Nowak, mit dem er seit der Jugend zusammenspielte. „Für ihn ist es die letzte Chance, nochmal ein paar Euro zu verdienen mit dem Sport. An seiner Stelle hätte ich das auch gemacht.“

Dass Nowak in Staßfurt nun auf fünf ehemalige Mitspieler trifft, spielte auch mit in die Entscheidung rein. „Mit fast allen von ihnen mache ich auch privat viel, wir sind befreundet“, gibt er an. Er reiht sich somit auch in die Fahrgemeinschaft nach Staßfurt ein, wobei ja nun fast schon einen Kleinbus benötigt wird.

Dass er für diese Fahrten dann künftig nicht mehr das BSV-Trikot einstecken wird, an diesen Gedanken muss sich Nowak aber erst noch gewöhnen. 24 Jahre spielte er nun für die Olvenstedter, ist wie kaum ein Zweiter mit diesem Verein verbunden. Sein Vater hat ihn mit zehn Jahren „zum Handball geschliffen“, erinnert er sich lächelnd.

In seiner gesamten Laufbahn blieb er dem BSV 93 treu. „Ich habe mal ein Probetraining beim SC Magdeburg gemacht“, berichtet Nowak, „aber die Ansprüche waren mir dort zu hoch.“ Und so ging Jahr für Jahr beim Heimatverein ins Land. Er hat etliche Spieler und Trainer kommen und gehen sehen.

Wie viele Spiele, oder gar Tore, da in allein 16 Jahren bei den Männern zusammenkamen? „Das weiß ich echt nicht“, sagt der bescheidende Rückraum-Schütze, der sich in seiner langen Zeit am liebsten an den Sieg des HVSA-Pokals vor zwei Jahren zurückerinnert. Er wusste und weiß jedenfalls genau, wo das Tor steht. Was auch seine 114 Tore in 17 Spielen in der abgelaufenen Saison beweisen.

Jetzt will er in Staßfurt neue Erfolge bejubeln. „Der Ehrgeiz ist noch da“, betont er. Ob er sich eines Tages eine Rückkehr zum BSV vorstellen kann? „Wenn, dann nur noch zum Spaß.“