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Leichtathletik Kurze Schritte, weite Sprünge

Lea-Jasmin Riecke vom Mitteldeutschen Sportclub will zum Ticket für die U-20-EM springen.

Von Daniel Hübner 09.06.2019, 01:01

Magdeburg l Mittlerweile hat Lea Jasmin Riecke ihren 19. Geburtstag gefeiert. Sie hat vier Prüfungen geschrieben. Sie muss noch zu einer mündlichen Abfrage antreten, dann hat sie mit dem Abitur einen Titel in der Tasche. Und dann geht das Leben als Studentin weiter. Zumindest will sie Gesundheitsförderung und -management studieren. Beworben hat sie sich noch nicht. Aber das wird sie demnächst nachholen. Irgendwann zwischen der Junioren-Gala in Mannheim (29./30. Juni) und der deutschen Leichathletik-Meisterschaft der Elite in Berlin (3./4. August).

Im Sport hat sich die Weitspringerin vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) längst ihre Titel erarbeitet. Nicht nur den bei der WM im vergangenen Jahr in der U 20, als sie in Tampere (Finnland) auf 6,51  Meter sprang. Sie wurde danach zur „Junioren-Sportlerin des Jahres“ in Deutschland gewählt. Ein Titel, der irgendwie auch verpflichtet. In dieser Saison allerdings unter neuen Voraussetzungen. Denn Lea Riecke hat plötzlich Konkurrenz. „Das ist ein absoluter Anreiz für sie“, sagt ihr Vater und Trainer Hans-Ullrich Riecke.

Die Konkurrentin heißt Lucie, Nachname: Kienast. Sie ist ein Jahr jünger als Riecke. Sie startet für den SV Halle. Sie führt die deutsche U-20-Jahresrangliste vor der Magdeburgerin an. Sie ist schon 6,39 Meter gesprungen, im Mai in Weinheim. „Das ist die Konkurrenz, die Lea braucht“, sagt der Vater.

Sie selbst hat derweil zum Saisoneinstand in Schönebeck 6,35 Meter vorgelegt: Damit blieb sie zehn Zentimeter über der Norm für die U-20-Europameisterschaft in Boras (Schweden/18. bis 21. Juli), für die sie Ende Juni in Mannheim noch unter die besten drei Springerinnen kommen muss, um das Ticket zu lösen. Damit hat sie sich außerdem ihren Start bei den Elite-Meisterschaften im Berliner Olympiastadion gesichert. Und das, obwohl Vater und Tochter in der Vorbereitung „ein Wagnis“ eingegangen sind, sagt der 55-Jährige.

„Lea kann mit einem weiten Sprung ganz nach vorne kommen.“

Trainer und Vater „Ulli“ Riecke

Sie haben Leas dauerhaften Problemen im linkem Sprunggelenk mit einem neuen Anlauf den Kampf angesagt. Nachdem im Winter der Schmerz wiederholt aufgetreten und dann auch geblieben war, feilten beide an einer angenehmeren Variante. „Sonst habe ich den letzten Schritt immer lang gezogen“, berichtet Lea Riecke, „und den Fuß zum Absprung reingestellt.“ Jetzt macht sie auf den letzten Metern kurze Schritte, um die Kraft des Sprints auf den Absprung noch besser zu übertragen. Und sie sagt: „Ich fühle mich gut damit.“

Das ist allerdings eine ziemlich große Veränderung, und große Veränderungen brauchen Zeit und Geduld. „Es hat einige Trainingseinheiten gebraucht, ehe ich den Dreh raushatte“, erklärt Lea Riecke. Aber nun muss sie auch die Stabilität in den neuen Automatismus reinbekommen, ergänzt ihr Vater. Zuletzt beim Meeting in Garbsen ist sie auf 6,10 Meter gesprungen. Im alten Modus. Zuvor in Osterode wechselten sich neu und alt ab. Bester Sprung: 6,27 Meter. „Bei einem Versuch, bei dem sie leicht übertreten hatte, war sie weit über 6,50 gesprungen“, erzählt Trainer Riecke. In Dresden war sie bereits auf 6,43 Meter gekommen, allerdings bei irregulär viel Rückenwind.

Am kommenden Freitag gibt sie ihre Generalprobe für Mannheim: In Dessau trifft Lea Riecke erstmals auf Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), auf die Europameisterin des vergangenen Jahres, auf die seit Donnerstag Jahresbeste in der Welt mit 7,07 Metern. Die einzige die bereits die WM-Norm (6,70) für Doha (Katar) geschafft hat. „Aber die Weitspringer sind auch erst spät in die Saison eingestiegen“, sagt Hans-Ullrich Riecke. „Da kommt noch einiges.“

Auch von der Tochter, hofft Riecke. „Lea kann mit einem weiten Sprung ganz nach vorne kommen“, sagt der Vater. Was sie dafür in den nächsten Wochen braucht, ist vor allem Lockerheit. Denn „mit Lockerheit kommt das Rhythmusgefühl zurück“. Coach Riecke hat deshalb das Trainingspensum reduziert, lässt die Athletin mehr an allgemeiner Fitness und Schnelligkeit arbeiten.

Lea Riecke ist jedenfalls bereit für die nächsten Herausforderungen. „Ich bin noch nie so gut in die Saison gestartet, und die Meisterschaften in Berlin werden sicher ein tolles Ereignis“, sagt sie. Und: „Ich denke, dass es funktionieren kann.“ Dieser eine Sprung über 6,70 Meter. Damit würde sie auch im Sport ihr Reifezeugnis ablegen.