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FechtenNationalmannschaften fechten in Salzwedel

Salzwedel war in der Vergangenheit eine Fechthochburg. Einige Episoden dieser Geschichte wurden bereits in der Volksstimme beleuchtet.

Von Marco Heide 03.07.2020, 08:00

Salzwedel l  Stadtarchivar Steffen Langusch hat in den Zeitungen weitere alte Berichte über die Fechter vom MTV und TuS Salzwedel entdeckt.

Auf dem Höhepunkt war der Fechtsport in Salzwedel Mitte der 1960er Jahre. Zu dieser Zeit glänzten die Athleten des TuS nicht nur mit sportlichen Höchstleistungen. Auch internationale Wettkämpfe und Ländervergleich der Nationalmannschaften fanden in der ehemaligen Stadthalle statt.

Der Fechtsport in Salzwedel begann 1930. Dies ist einem Bericht der Salzwedel-Gardelegener-Zeitung vom 11. Juni 1932 zu entnehmen. Die noch jungen Abteilungen Fechten und Tischtennis des Männerturnvereins 1862 präsentieren sich im Rahmen der Werbewoche zum 70-jährigen Bestehen des MTV erstmals der Öffentlichkeit: „Die Fechtabteilung ist erst im Jahr 1930 gegründet. Auch die Tischtennisabteilung, die erst im vorigen Jahre gegründet worden ist, zeigt schon sehr gute Fertigkeiten“, schrieb das Blatt damals.

Bis 1933 folgen weitere Erwähnungen in der Lokalpresse. Im Juni 1933 richtete der MTV dann sein erstes Fechtturnier aus. Sieger bei den Männern wurden unter den sechs Teilnehmern Fechtwart Franz Schulze, Glaser und Flügel, bei den Frauen gewann Fräulein Schülke.

Dann war medial erstmal Funkstille. 1953 berichtete die Volksstimme dann wieder über den Fechtsport in Salzwedel und Hans Baese. Der Trainer steht wie kein Zweiter für die erfolgreiche Entwicklung des Sports in der Hansestadt. Bis 1955 folgen Berichte über gewonnene Bezirkstitel und Vergleichskämpfe.

Mitte der 1960er sorgte eine neue junge Generation für Erfolge und Aufmerksamkeit. Am 5. November 1966 berichtete die Volksstimme, dass in Schwerin die Republikmeisterschaften im Jugend-Nachwuchsfechten ausgetragen wurden. Die Florett-Mannschaft der Jungen der Turn- und Sportgemeinschaft Salzwedel (mit Hans-Henning Wolf, Frank-Eberhard Höltje, Peter Ritzrau, Michael Wolter und Harald Jacobs) holte den Pionierpokal. Die Säbel-Mannschaft (Wolf, Höltje, Ritzrau, Jacobs und Andreas Neuling) belegt den 3. Platz, die Mädchen-Mannschaft der TuS Salzwedel den 5. Platz.

Im November 1966 schloss sich in der Stadthalle ein internationaler Vergleichskampf im Florettfechten der Damen mit Teilnehmerinnen der Nationalmannschaften aus Bulgarien, der CSSR, Polen und der DDR statt. Anfang Dezember 1967 kamen die Nationalmannschaften der DDR und Bulgariens in die Stadthalle. Bei dem Ländervergleichskampf gewann die DDR 3:1. Auch vier frühere Salzwedeler Fechter (Irmtraud Gemballa, Heinz-Peter Prodel, Klaus-Dieter Prodel, Hartmut Behrens) nahmen an diesem Kampf teil.

Dann kehrte erneut in den Zeitungen etwas Ruhe ein. 1977 feierte der TuS Salzwedel dann das 25-jährige Bestehen der Sektion Fechten. Die Volksstimme schrieb: „Am 3. Februar 1977 war der 25. Jahrestag des Bestehens der Sektion Fechten in Salzwedel. In diesem Vierteljahrhundert leistete die in der seinerzeitigen BSG Turbine gegründete Sektion eine gute Arbeit. Die Sportfreunde Beckmann, Mahlsdorf, Rolf Gruß und der inzwischen verstorbene Hans Baese gehörten zu den Aktivisten der ersten Stunde. Besonders der Sportfreund Baese erwarb sich große Verdienste. Die Erfolge blieben nicht aus.

Salzwedeler Kinder- und Jugendfechter bestritten Mannschaftswettkämpfe um den Pionier- und FDJ-Pokal, qualifizierten sich zu den Gruppenausscheidungen und zur Kinder- und Jugendspartakiade. Bereits bei der ersten Kinder- und Jugend-Spartakiade 1966 in Berlin errang Frank-Eberhard Höltje im Florettfechten die Bronzemedaille und Peter Prodel im Florett den vierten Platz. Außerdem holte er sich im Degenfechten einen achtbaren fünften Platz. 1967 anläßlich der II. Bezirks-Kinder- und Jugend-Spartakiade erwarb Jochen Prodel im Degenfechten die Gold-, im Florett die Silbermedaille, ebenfalls Ingelore Ehlers. Frank Eberhard belegte im Florett den dritten Platz. Durch Trainingsfleiß, Einsatzbereitschaft und Kampfgeist haben die Salzwedeler Sportlerinnen und Sportler – auch die Ungenannten – in den 25 Jahren – national und international – viele schöne Erfolge errungen.“

Zwei Fechter aus der Salzwedeler Schule schafften es auch zu den Olympischen Spielen. Diese Sportler fanden 1981 Erwähnung in der Lokalpresse. „Hartmut Behrens, SC Dynamo Berlin: „Hartmuth ist seit 1961 Florettfechter und bestritt 1980 eine Anzahl Turniere. Im Ranglistenturnier in Jena siegte er ohne Finalniederlage. Dann trat Hartmuth mit Erfolg in Bukarest auf und konnte anschließend beim Weltranglistenturnier in Paris mit einem guten Ergebnis aufwarten. Bei internationalen Fechtturnieren in Potsdam und Gliwice erreichte er mit der Mannschaft jeweils 3. Plätze. Sein Höhepunkt war die aktive Teilnahme an den XXIII. Olympischen Sommerspielen.

So konnte sich Hartmuth im Florettfechten für den Direktausscheid qualifizieren und im Mannschaftskampf die Endrunde und schließlich den undankbaren 4. Platz sichern. Seit einigen Monaten laboriert Hartmuth an einer Knieverletzung“, berichtete die Volksstimme am 29. April 1981. Wenige Tage später, am 5. Mai folgte ein kurzer Beitrag zu Frank-Eberhard Höltje. „Frank-Eberhard Höltje begann 1964 beim Sportfreund Baese, TuS, seine fechterische Laufbahn. Seit 1968 ist er beim SC Dynamo Berlin. Bei den 26. DDR-Meisterschaften in Potsdam sicherte er sich den DDR-Meistertitel im Säbel. Erstmalig waren DDR-Fechter Teilnehmer an Olympischen Spielen. Frank-Eberhard kam im Einzel über die zweite Ausscheidungsrunde nicht hinaus, hatte aber im Mannschaftskampf entscheidenden Anteil. Das Finale wurde erreicht und ein sechster Platz erkämpft.“

Zu dieser war die Hochzeit des Fechtsports in Salzwedel allerdings schon vorbei. Anfang der 70er begann dann der langsam Niedergang des Fechtens in Salzwedel. Hans Baese verstarb 1973 und Leistungsträger verließen wegen Studium und Armee die Stadt. Bis 1977 existierte die Sektion Fechten noch. Ingrid Buthut (geborene Baese) hielt bis dahin das Trainingsangebot aufrecht.