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Freizeitsport Mountainbiken: Vom Eigenumbau zur Tagestour

Volksstimme-Sportredakteur Thomas Koepke berichtet von seiner Leidenschaft zum Mountainbike

Von Thomas Koepke 31.03.2020, 08:00

Gardelegen l Was haben wir als kleine Kinder nicht alles versucht, um unser schwer erstandenes Diamant- oder MIFA-Rad so umzurüsten, dass es für einen Ausflug in den Wald taugt.

Zudem wurden die stählernen Esel dort zumeist noch einigen Härtetests unterzogen, die natürlich nicht immer bestanden wurden. Heute gut 30 bis 40 Jahre später, nennt man so ein Fahrrad im übergeordneten Sinne Mountainbike - kurz MTB.

Damit ist es aber noch lange nicht getan, denn heutzutage gibt es viele unterschiedliche Bikes, die für spezielle Einsatzgebiete gebaut und dann auch genutzt werden. Bis hin zu einem Bike mit elektricher Unterstützung ist alles machbar.

Zudem sind die Crossräder in ihrer ursprünglichen Form mittlerweile fast jedem zugänglich. Die Angebote der Händler sind günstig, so dass selbst viele Kinder und Jugendliche schon solch ein Rad besitzen. In unserer Serie „Sportarten im Selbstversuch“ beschäftigen wir uns diesmal also mit dem Mountainbiken - und das mehr im Sinne der Freizeitaktivität, als des Spitzensports.

Beginnen müssen wir dabei natürlich ganz weit vorn. Wer kennt das nicht? Aufgeschlagene Knie, verbunden mit dicken Krokodilstränen, vom ersten Sturz in der elterlichen Fahrradfahrschule. Stützräder? Nein Danke - uncool.

Also ging es für mich selbst in jungen Jahren gleich auf die zwei Räder. Hinten, mit festem Griff am Gepäckträger, hechelte Papa hinterher. Mein kleines, grünes MIFA war schick und sah schon ganz sportlich aus. Das Ergebnis war zunächst ernüchternd. Nach dem dritten Versuch konnte mein Vater zwar schon einen Anstieg der eigenen konditionellen Form feststellen, ich aber noch immer kein Fahrradfahren.

Ich saß also auf der Steinmauer an der Gardelegener Mozartstraße und schaute den älteren Jungs aus der Nachbarschaft zu, wie sie ihre Räder sicher und für mich auch schon waghalsig zu steuern wussten. Dabei konnte ich sogar den einen oder anderen Sprung über eine Bordsteinkante beobachten. Das will ich auch mal können.

Mit dieser Motivationsspritze habe ich Tag für Tag meinen Vater erneut an den Gepäckträger zitiert, ob er wollte oder nicht. Die Runden um die Blöcke wurden auch immer schneller, ich wurde sicherer und merkte irgendwann gar nicht, dass mein Vater längst selbst auf der Mauer saß, als ich um die letzte Kurve der Runde bog und eben nicht mehr zur Sicherheit an meinen Heck klebte.

Geschockt und überascht von diesem Anblick versteuerte ich mich und lag auf der Straße - wie vorhin beschrieben mit aufgeschlagenem Knie und Krokodilstränen in den Augen.

Doch der Schmerz verging schnell und ich begriff, dass ich es geschafft hatte. Ich kann Fahrradfahren.

In den folgenden Jahren - mittlerweile hatte mich auch der Schulalltag sicher im Griff - wurde ich natürlich sicherer und auch meine Fahrweise damit auch risikoreicher. Ich wollte so richtig „rumcrossen“, wie es heute heißt. In Klasse 3 gab es auch eindlich ein neues Bike, ein 24er MIFA in blau mit Stange. Ich war stolz wie Bolle. Doch so wie es am Geburtstagstisch lehnte, gefiel es mir nicht wirklich. Die Umbauarbeiten zu einem Crossrad begannen quasi nach der ersten Probefahrt nur Sekunden später.

Zunächst wurden die Schutzbleche gekürzt, später sogar komplett entfernt. Der Deckel vom zuletzt gekauften Polar-Eisbecher, das übrigens immer sehr schmackhaft war, wurde am Rahmen so befestigt, dass er leicht in die Speichen ragte und den Klang eines Freilaufes immitierte.

Nun konnte es losgehen. Ich übte bremsen - natürlich wie ein richtiger Crosser mit blockierendem Hinterrad, fuhr mittlerweile ganz ordentlich auf selbigem und sprang über ein längeres Holzbrett in den Sandkasten. Ziel war es natürlich über ihn zu springen, aber da wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken. Ich habe es auch nie wirklich versucht.

Baute ich mir also damals mein ganz persönliches Crossrad zusammen, so sind die Möglichkeiten heutzutage fast unerschöpflich. Mountainbikes gibt es in jeder Bauart und Preisklasse. Selbst die jungen Schüler absolvieren mit solchen Rädern ihren ganz alltäglichen Weg zur Schule. Gefühlt besitzt jeder solch ein Mountainbike, das eigentlich für ganz andere Zwecke gedacht ist. Ich selbst besitzte auch heute noch so ein Rad und nutze es durchaus auch für freizeitsportliche Aktivititäten, denn die sind mit einem Mountainbike sehr vielfältig und leicht umsetzbar.

Gerade in unserer altmärkischen Region mit viel Wald und Fläche sind viel Strecken und Wege leicht zu erreichen. Auch eine kleine Feierabendrunde im Gelände ist also durchaus möglich. Die Wälder bieten unterschiedliche Profile. Steilere Passagen und teilweise auch Abfahrten sind drin. Und dazu kommt: Man ist in der frischen Luft, kann die Natur genießen und sich ruhig einmal verfahren. Das Handy in der Tasche mit eingeschalteter GPS-Funktion bringt mich immer wieder auf den richtigen Weg.

Ich selbst habe das Mountainbiken als sportliche Aktivität ausprobiert - und um es vorwegzunehmen: Es macht richtig viel Spaß und ist wirklich für Jedermann geeignet.

Ich ziehe mich also sportlich an, eine Hose mit Sitzpolster, feste Schuhe, Helm Brille und die Trinkflasche im Rahmen. Der etwas reduziertere Luftdruck in den Reifen soll dafür sorgen, dass das Bike nicht so hart über die Wurzeln springt und ordentlich Grip auf dem Waldboden hat.

Ich fahre also einfach drauf los, rein in den Wald und plötzlich war es still. Nur ein leichtes Quietschen, das von der linken Pedale kommt und ich bisher nie wahrgenommen habe, stört etwas. Aber egal, ich freue mich auf meine Tour durch den Wald. Ich beginne auf dem Hauptweg, doch schon nach den ersten zwei Kilometern reizt mich ein Ausflug etwas Abseits des breiten Weges. Es geht für mich also direkt rein in den Wald. Die Pfade werden urbaner, hügeliger und ich muss auch mehr reintreten. Aber es macht Spaß. Nach einer guten Viertelstunde weiß ich zwar nicht mehr so genau, wie ich zurück auf die Route kommen soll, aber irgendwie ist es mir egal, ich genieße mittlerweile schon die Ruhe und auch die Natur.

Und dann hatte ich noch eine ganz tolle Begegnung. Während ich so vor mich hintrete, vorn mit 34 und hinten mit 32 Zähnen, wurde es zirka 50 Meter vor mir plötzlich dunkler. Ich schaute hoch und erblickte sechs Hirsche, mannshoch mit ordentlich Geweih auf den Köpfen. Das Leittier schaute auch in meine Richtung, ehe das Rudel blitzschnell das Weite sucht. Ich selbst stand bereits regungslos da und staunte. Für mich ein seltenes aber auch sehr schönes Naturschauspiel auf einer sportlichen Mountainbike-Runde.

Nach gut 35 Kilometern war meine Runde beendet. Am Ende hatte ich 1300 Kilocalorien auf der Uhr und fühlte mich ausgepowert. Schnell war klar: Das hat Wiederholungsbedarf. Seit dieser Runde fahre ich regelmäßig, vornehmlich in den Wald. Mal über Lindenthal in Richtung Letzlingen am Dreigrenzstein vorbei, oder aber von Weteritz aus in Richtung Hellberge und nehme dort gern noch den Stakenberg oder den Lange Berg mit. Das allerdings erfordert schon eine gewisse Fitness, die sich aber durch das Biken jeder holen kann.

Wer es noch spektakulärer mag, kann es gern auch mit Abfahrten - oder besser gesagt Trails - versuchen. Hier wird es dann auch schon spezieller und sicher auch sportlicher. Zudem ist hier auch schon anderes Material gefragt. Ein vollgedämpftes MTB - auch Fully genannt - sollte es dann schon sein. Damit kann man dann - bei entsprechend guter Fahrtechnik - auch mal in den Bikepark fahren. Allein Harz stehen dafür der Hahnenklee, St. Andreasberg oder auch der Park in Braunlage zur Verfügung. Ich werde das definitiv auch einmal ausprobieren.

Auch sind Mountainbike-Touren mit der ganzen Familie möglich. Leichtere Routen durch die Wälder können auch die Kinder schon absolvieren. Rücksäcke gefüllt mit Proviant und wetterfester Kleidung lassen auch mal eine sportliche Tages- oder Halbtagestour zu.

Und vielleicht findet sich ja die eine oder andere kleine Schwierigkeit, eine kleine Baumwurzel, die übersprungen werden möchte, oder eine Abfahrt, bei der man schon aus dem Sattel gehen muss, um Stabilität und Sicherheit auf dem Bike zu erlangen. Auf jeden Fall lohnt es sich, das Mountainbiken einmal auszuprobieren.