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Story Die Kondition ist zweimal gefragt

Seine Sportarten sind verschieden, dennoch braucht Franz Petrov sowohl beim Tischtennis als auch beim Fußball jeweils eine Menge Kondition.

Von Florian Schulz 04.09.2018, 07:00

Gardelegen/Letzlingen l Während der 17-Jährige Franz Petrov für den SSV 80 Gardelegen an die grünen Tische geht, jagt er für den FSV Heide Letzlingen auf dem Rasen dem runden Leder hinterher. Die Schnelligkeit ist es, die Franz Petrov vor allem auszeichnet. Während selbige beim Tischtennis vor allem im Kopf gefragt ist, braucht man sie beim Fußball hauptsächlich in den Beinen. Welche seiner beiden Sportarten dem Youngster wichtiger ist? „Ich kann es selbst nicht genau sagen“, entgegnet der 17-Jährige, der sowohl in der Halle als auch auf dem Platz großen Spaß hat.

Seine ersten Gehversuche als Fußballer unternahm Franz als Fünfjähriger bei den F-Junioren des SSV 80 Gardelegen. Während er zunächst hauptsächlich als Libero aufgeboten wurde, zeigte sich aber recht schnell, dass Petrov dank seiner Schnelligkeit in der Offensive besser aufgehoben ist. So wurde er fortan entweder im Mittelfeld oder im Angriff aufgestellt. Bis zu seinem elften Lebensjahr ging der Westaltmärker für den SSV auf Torejagd, ehe ihm der Spaß verging. „Ich hatte einfach keine Lust mehr“, verrät der 17-Jährige.

Eher zufällig ging Franz Petrov zum Tischtennis über. Sein Freund und Klassenkamerad Leon Löffler überredete ihn, einfach mal das Training beim SSV 80 Gardelegen aufzusuchen. Das tat Franz dann auch und fand direkt Gefallen am Spiel mit der kleinen Celluloidkugel. Bereits in der Schule hatte Petrov zuvor gemeinsam mit Löffler in der Arbeitsgemeinschaft (AG) zusammengespielt, doch die Grundlagen erlernte er erst wirklich beim SSV. Trainiert wurden er und seine Kollegen als B-Schüler zweimal wöchentlich von der Gardelegener Ikone Egon Berg.

Nach nur wenigen Wochen bestritt Franz Petrov seine ersten Jugendpunktspiele, ehe nach ein paar Monaten sogar die ersten Herrenpartien folgten. „Die Spieler von der vierten Männermannschaft haben mich zur Aushilfe gebeten“, berichtet der 17-Jährige. Dieser machte seine Sache, oft begleitet von Altersgenossen wie eben Leon Löffler, sehr ordentlich und stieg im Laufe der Zeit über die dritte und die zweite bis in die erste Herrenvertretung des SSV auf.

Man sieht: Franz nahm eine erstaunlich schnelle und ebenso gute Entwicklung. „Woran das lag, kann ich selbst nicht sagen“, so der gebürtige Rolandstädter. Aber eines dürfte klar sein: Sein ehemaliger Coach Egon Berg hat dem Youngster viel beigebracht und damit einen großen Anteil an dessen rasanten Aufstieg. Doch Petrov war auch immer besonders motiviert: „Ich war eigentlich immer beim Training und habe meine sechs Stunden pro Woche abgespult.“

Der Lohn für die Mühen folgte schnell. Bereits mit 14 Jahren wurde der Westaltmärker als Schüler A zum ersten Mal Einzel-Kreismeister. Zuvor hatte er sich den Kreistitel bereits mehrfach im Doppel gemeinsam mit Michael Müller gesichert. Müller war im Einzel über Jahre hinweg so etwas wie ein Dauerkonkurrent bei Kreismeisterschaften. „Daher hat es für mich oft nur zum zweiten oder dritten Platz gereicht. Michi war einfach besser“, gibt Franz Petrov noch heute offen und ehrlich zu.

Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga gab es bei der ersten Männermannschaft des SSV 80 Gardelegen zur neuen Saison einen Umbruch. Gestandene Spieler wie beispielsweise Jörg Markus oder auch Jörg Meier zogen sich zurück, dafür spielen in der mittlerweile in der Bezirksklasse beheimateten Truppe nun blutjunge Akteure wie Petrov, der gemeinsam mit Juri Marquardt aus der eigenen Kreisoberliga-Zweitvertretung aufrückte.

„Ich fand diesen Schritt schon cool. Es ist eine neue Herausforderung“, klingt der 17-Jährige beeindruckt. Das talentierte Team hat sich zunächst einmal den Klassenerhalt auf die Fahnen geschrieben. „Darüber hinaus brauchen wir erst einmal nicht zu denken“, erklärt Franz Petrov. Dieser wohnt momentan zwar noch in Colbitz, zieht aber Anfang Oktober dieses Jahres zurück nach Gardelegen. Der Youngster weiß: „Um aufzusteigen, bräuchten wir noch mindestens zwei weitere Michael Müllers.“

Zum Start gab es für die Rolandstädter kürzlich immerhin schon mal einen Teilerfolg, denn beim TSV 1919 Kusey erreichten sie ein 7:7-Remis. Petrov selbst steuerte drei Zähler zu dieser Punkteteilung bei. „Es hätte sicherlich insgesamt besser laufen können, doch ich bin mir sicher, dass die Punkte noch kommen“, verrät der 17-Jährige. In der Einzelbilanz hat sich Franz zum Ziel gesetzt, unter die besten zehn Akteure der Liga zu gelangen. „Das ist sicherlich schwierig, aber nicht unmöglich“, so der gebürtige Gardelegener.

Bereits vor mehreren Jahren wurde Franz Petrov von seinen damaligen Klassenkameraden gefragt, ob er auch wieder ins Fußballgeschäft einsteigen würde. Einige von ihnen waren in der B-Jugend in Letzlingen aktiv. „Ich habe zwar zugesagt, aber auch zu verstehen gegeben, dass ich aufgrund meiner Tischtennis-Partien auch nicht bei jedem Spiel dabei sein kann“, verrät Franz.

Offiziell spielt er seit der Saison 2017/2018 beim FSV Heide Letzlingen. Die erste Halbserie in der B-Junioren-Kreisliga verlief noch recht ordentlich, doch aufgrund von personellen Problemen rutschte die SG Jävenitz/Kloster Neuendorf/Letzlingen/Potzehne in der altmarkweiten Spielklasse noch auf den siebten Rang ab.

„Dennoch hat mir das von Beginn an sehr gefallen und viel Spaß bereitet“, berichtet der Youngster. Mittlerweile ist Franz in den Herrenbereich aufgerückt und spielt für den FSV Heide in der Landesklasse. „Ich wollte nicht in Jävenitz in der A-Jugend spielen und bin dann einfach zum Training der Letzlinger Männer gegangen. Ich wurde sehr gut aufgenommen“, verrät Petrov.

„Das ist schon eine starke und vor allem erfahrene Truppe, die ich auf jeden Fall unter den besten drei Teams in dieser Liga sehe“, schätzt Franz Petrov die Elf vom neuen Trainer Dirksen Höft ein. Grund genug für großen Optimismus dürfte es nach dem starken Landesklasse-Start mit klaren Siegen über Tangermünde (6:1) und Potzehne (3:0) geben. Im Gastspiel in Potzehne durfte Franz selbst ein paar Minuten ran. „Ich freue mich über jede Minute Einsatzzeit“, so das jüngste Mitglied der Mannschaft. Das Vertrauen von Coach Höft erhält der Youngster: „Das Training bringt mir sehr viel, ich habe eine Menge gelernt. Wenn ich etwas falsch mache, sagt mir der Trainer das auch und erklärt, wie ich es besser machen kann.“ Aufgrund seiner Schnelligkeit kommt der 17-Jährige vor allem in der Offensive zum Einsatz. In Potzehne spielte er im rechten Mittelfeld, doch auch im Angriff kann er durchaus eingesetzt werden.

Überschneidungen gibt es beim Fußball und Tischtennis nur selten. Während montags Training an den grünen Tischen ansteht, wird dienstags in Letzlingen auf dem Rasen geprobt. Am Donnerstag muss sich Franz entscheiden, ob er zum Tischtennis oder zum Fußball geht. „Da wechsele ich mich eigentlich von Woche zu Woche ab“, so der Youngster. Sollten die Partien auf einen Tag fallen, würde sich Franz Petrov wohl für die kleine Celluloidkugel entscheiden: „Beim Tischtennis sind wir nur vier Leute, da wäre mein Fehlen schlimmer als beim Fußball, wo normalerweise noch genügend andere Spieler da sind.“ In beiden Sportarten versucht Franz cool und unaufgeregt in seine Partien zu gehen. „An sich bin ich von Natur aus ein aufgeregter Mensch. Beim Fußball bekomme ich die Aufregung aber besser in den Griff. Dort wird noch nicht jeder eigene Fehler zwingend bestraft. Beim Tischtennis ist der Druck daher größer“, erklärt Petrov.

An den grünen Tischen sei es vor allem wichtig, die Situationen richtig vorauszusehen, verrät der Westaltmärker. An sich dürfte er dafür schon erfahren genug sein. „Aber man hat eben nun auch neue Gegner und weiß zumeist nicht, was auf einen zukommt“, so der 17-Jährige.

Sein Ziel ist es, in dieser Saison so viele Einzelmatches wie möglich siegreich zu gestalten und sich in der entsprechenden Bilanz weit oben einzufinden. In seinem letzten Jugend-Jahr möchte Franz auch unbedingt noch einmal Kreismeister werden und bei den Männern die Rangliste 5 gewinnen. Mit dem SSV-Team lautet das primäre Ziel, sich erst einmal in der neuen Liga zu etablieren und eine ordentliche Rolle zu spielen. Auch auf dem Rasen hat sich der Youngster noch das eine oder andere Ziel gesetzt.

So möchte er zur kommenden Spielzeit möglichst Stammspieler in Letzlingen („Ich lasse es einfach auf mich zukommen“) sein. Wichtig sei es aber vor allem, dass die Mannschaft dauerhaft in der Landesklasse zu den besten Mannschaften zählt. Solange es die Gesundheit zulässt, möchte der gebürtige Gardelegener weiterhin beide Sportarten ausüben. Eine dritte – da ist sich Franz Petrov („Das schaffe ich aufgrund meines Berufes nicht“) ziemlich sicher – wird es aber wohl nicht geben.