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Fußball SV 09 verliert Identifikationsfigur

Abwehrspieler Marcel Mähnert hat es in seiner Karriere auf beachtliche 70 Treffer gebracht. Zur neuen Saison wechselt er nach Neundorf.

Von Tobias Zschäpe 27.05.2020, 23:01

Staßfurt/Neundorf l Für die Verantwortlichen bei den 09ern kam dieser Schritt wenig überraschend. Patrick Stockmann, sportlicher Leiter und seit Beginn des Jahres auch Trainer bei den Bodestädtern, zeigt Verständnis für den Wechsel Mähnerts. „Marcel hat seine Karriere bei uns ja eigentlich schon vor zwei Jahren beendet, sich dann aber überreden lassen, noch einmal auszuhelfen. Nun will er seine Karriere als gebürtiger Neundorfer in seiner Heimat ausklingen lassen. Jeder Fußballer kennt die Situation: Man wechselt nach der gemeinsamen Zeit in den Jugendteams in andere Vereine und verspricht sich mit seinen Kumpels, dass man später noch einmal zusammenspielt“, so Stockmann.

Mähnert selbst stimmt seinem nun ehemaligen Trainer zu. „Ich habe die Entscheidung frühzeitig kommuniziert, weshalb wir uns friedlich geeinigt haben. Ich stand in der Vergangenheit immer in Kontakt mit den Verantwortlichen beim TSV, da sie wie ich und meine Eltern aus Neundorf kommen. Da hat die Heimatverbundenheit sicher eine treibende Rolle gespielt, was die Entscheidung zum Wechsel betrifft.“ Heimat- und Vereinstreue sind Tugenden, die Mähnert schon immer auszeichnete. 2004 wechselte der damals 17-Jährige nach Staßfurt und spielte seitdem ununterbrochen für die Bodestädter.

Stockmann selbst hatte bereits in jungen Jahren das Vergnügen, mit Mähnert zusammen zu kicken. Seit dieser Zeit bescheinigt er dem Abwehrspieler eine „immense Entwicklung. Damals hat er sich oft kleiner gemacht, als er eigentlich war. Aber schon in den Nachwuchsmannschaften hat man gemerkt, dass er ein vernünftiger und aufgeschlossener Fußballer und Mensch war, auf den man sich immer verlassen konnte“, so der heutige 09-Coach.

So war es wenig verwunderlich, dass Mähnert in seiner Zeit in Staßfurt immer mehr zur Identifikationsfigur und zum „Gesicht des Vereins“ wurde, wie Stockmann sagt. Fast selbstverständlich war schließlich die Berufung zum Kapitän der Mannschaft. Er kam für die 09er sowohl in der Verbands- als auch Landesliga zum Einsatz und war zudem Teil der Landesklasse-Elf, die zwischen 2013 und 2017 um den Wiederaufstieg in die Landesliga spielte. Stockmann selbst erlebte ihn zwar nicht mehr als Kapitän, kann aber „absolut nachvollziehen, warum er dieses Amt bekleidete“.

Während seiner Zeit im Staßfurter Dress erlebte der Abwehrspieler einige Höhepunkte, an die er auch heute noch gerne zurückblickt. Bereits zwei Jahre nach seinem Wechsel in die Salzstadt kam es zum ersten Highlight seiner zu diesem Zeitpunkt noch jungen Fußballerkarriere. Im Finale des Landespokals trafen die 09er auf den 1. FC Magdeburg. Und auch wenn die Landeshauptstädter am Ende durch ein Tor von Marcel Probst knapp als Sieger vom Platz gingen, konnten auch die Staßfurter den grünen Rasen mit erhobenem Haupt verlassen.

Vier Jahre später folgte schließlich der nächste Höhepunkt, als im letzten Saisonspiel durch ein Last-Minute-Tor der Verbandsligaaufstieg perfekt gemacht wurde. „Die Stimmung nach dem 2:1 Sekunden vor dem Abpfiff kann man kaum beschreiben“, erinnert sich Mähnert. „Doch auch schmerzhafte Abstiege gab es in der Folge zu verkraften“, blick der Defensivmann zurück.

Nach dem Wiederaufstieg in die zweithöchste Spielklasse Sachsen-Anhalts am Ende der Saison 2016/2017 fuhr er sein Engagement bei den Bodestädtern schließlich deutlich zurück. Nach 16 Partien (ein Tor) in der folgenden Spielzeit, absolvierte er 2018/2019 nur noch fünf Landesligapartien. Aber Mähnert wäre nicht er selbst, wenn er bei „seinem Verein“ nicht aushelfen würde, wenn Not am Mann ist. So kam er vermehrt in Staßfurts „Zweiter“ zum Einsatz und erzielte für diese insgesamt drei Dreierpacks. Sein letzter und insgesamt 70. Treffer für die Bodestädter gelang ihm schließlich am 31. August 2019 im Landesliga-Heimspiel gegen Blau-Weiß Niegripp. Auch auf diese Torgefahr müssen die 09er zukünftig verzichten.

Doch während die Staßfurter eine absolute Identifikationsfigur und einen torgefährlichen Abwehrspieler verlieren, ist man im benachbarten Neundorf begeistert von der Rückkehr des „verlorenen Sohnes“. „Wir freuen uns sehr, mit Marcel Mähnert einen unserer Wunschspieler für die neue Saison gewinnen zu können. Mit ihm holen wir einen sportlich und menschlich sehr guten Fußballer, der dem TSV mit seiner Erfahrung sofort weiterhilft“, heißt es auf der Facebook-Seite des Vereins.

Mit Stephan Michaelis (SV 09 II) und Eigengewächs Gorden Hesse hat der Verein bereits zwei weitere Neuzugänge präsentiert. Plant man also den Angriff auf die vorderen Tabellenplätze? „Wir haben keine Ambitionen, was den Aufstieg angeht. Wenn man sich die aktuelle Tabelle ansieht, wäre das auch völlig aus der Luft gegriffen“, so der Neuzugang.