1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. „Wir hängen derzeit in der Luft“

Fußball „Wir hängen derzeit in der Luft“

Herbert Busch vom SV Förderstedt sprach im Volksstimme-Interview über den aktuellen Stand der Dinge.

Von Tobias Zschäpe 28.05.2020, 23:01

Volksstimme: Herr Busch, unter Vorbehalt des außerordentlichen Verbandstages des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA) am 12. Juni wird die aktuelle Saison 2019/2020 abgebrochen. Wie steht der SV Förderstedt zu dieser Entscheidung?

Herbert Busch: Wir stehen zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung, denn es war in meinen Augen die einzig sinnvolle und richtige. Wir haben mehrere Selbstständige in unserer Mannschaft. Wenn sich nun einer dieser Spieler bei einer Partie mit dem Coronavirus ansteckt und anschließend die gesamte Mannschaft in Quarantäne muss – wer zahlt dann die Ausfälle, wenn sie ihre Geschäfte nicht mehr öffnen können? Und das betrifft nicht nur die Unternehmer bei uns im Verein selbst, sondern auch ihre Angestellten. Wer sollte das verantworten? Deshalb war die Entscheidung in meinen Augen alternativlos.

Wie fällt das sportliche Fazit des Vereins aus, nachdem sowohl fußballerisch als auch nach der Quotientenregelung der fünfte Tabellenplatz erreicht wurde?

Wir sind mit dem sportlichen Abschneiden absolut zufrieden. Unsere Neuzugänge vor der Saison haben eingeschlagen. Benjamin Kollmann ist direkt Torschützenkönig geworden und mit Tobias Witte haben wir einen starken Rückhalt dazugewonnen. Zugegeben, in den letzten zwei oder drei Spielen war der Wurm drin, aber ansonsten haben wir das erreicht, was wir wollten.

War ein Platz unter den besten fünf Teams von Saisonbeginn an das ausgerufene Ziel?

Unser Ziel ist es in jedem Jahr, auf Landesebene zu spielen. Dass wir am Ende deutlich mehr erreicht haben, als den Klassenerhalt, hat uns alle natürlich sehr gefreut. Aber wir haben keine Ambitionen in Richtung Aufstieg in die Landesliga.

Geht der Blick nach dem de facto feststehenden Abbruch der Saison bereits auf das kommende Jahr?

Zunächst einmal müssen wir sehen, wie es überhaupt weitergeht, beispielsweise ob die Sponsoren alle an Bord bleiben. Das ist ein Problem, das nicht nur uns, sondern auch die anderen Vereine betrifft. Keiner kann sagen, wie die finanzielle Situation nach Ende der Corona-Krise aussieht. Aktuell ist sicher auch nicht der richtige Zeitpunkt, um mit den Sponsoren darüber zu sprechen. Die Unternehmen haben gerade ganz andere Sorgen, als Geld für einen Sportverein zu geben.

Gab es erste Anzeichen, dass der SV Förderstedt künftig auf Sponsorengelder verzichten muss?

Darüber kann ich aktuell noch keine Auskunft geben. Es gab aber auf jeden Fall vereinzelt bereits positive Signale, dass unsere Partner uns treu bleiben. Klar ist jedoch auch, dass zukünftig kleinere Brötchen gebacken werden müssen.

Wie sieht der sportliche Blick nach vorn aus? Hat die Mannschaft bereits wieder trainiert?

Bisher hat noch kein Training stattgefunden. Die Jungs haben den 5. Juni als Starttermin ausgegeben. Ob dieser gehalten werden kann, muss sich zeigen.

Wird dann die gleiche Mannschaft auf dem Platz stehen, die in der Saison 2019/2020 im Förderstedter Trikot aufgelaufen ist?

Davon gehe ich aktuell aus. Wir haben bislang aber erst wenige Gespräche mit den Spielern geführt. Dennoch waren die Signale auch hier überwiegend positiv, sodass ich davon ausgehe, dass die Mannschaft zusammenbleibt.

Wird es Neuzugänge geben, nachdem die Mannschaft zum Start der Rückrunde immer wieder mit Personalsorgen zu kämpfen hatte?

Ich würde mich freuen, wenn wir einen oder zwei Spieler dazubekommen. Wir sollten in meinen Augen auf eine Mannschaftsgröße von 17 bis 18 Akteure hinarbeiten. Wenn der Kader zu sehr aufgebläht ist, vergrößert sich sonst auch die Gefahr von unzufriedenen Spielern. Das haben wir in der Vergangenheit selbst schon erleben müssen.

Hat sich die Mannschaft beziehungsweise der Verein intern bereits auf ein Ziel für die Saison 2020/2021 verständigt?

Dafür ist es aktuell noch viel zu früh. Zunächst muss die laufende Spielzeit offiziell beendet und Klarheit geschaffen werden, wer aufsteigt und welche Teams vielleicht freiwillig den Gang eine Klasse tiefer antreten. Kommt eine zusätzliche Mannschaft aus der Salzlandliga in die Landesklasse, Staffel IV, hoch? Wie viele Teams treten in den jeweiligen Ligen an? Es sind noch so viele Fragen seitens des FSA zu klären, dass wir uns über sportliche Ziele noch keine Gedanken gemacht haben. Überhaupt hat der FSA viele Beschlüsse und Bekanntmachungen veröffentlicht, dabei aber elementare Fragen, beispielsweise die von mir genannten, offengelassen, sodass wir aktuell in der Luft hängen und zunächst weitere Entscheidungen der Landes- und Kreisfachverbände abwarten müssen.