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Handball Fünf Neuzugänge für Staßfurt

Bereits vor dem Ende der aktuellen Saison in der Sachsen-Anhalt-Liga präsentiert der HV Rot-Weiss Staßfurt fünf Neuzugänge.

Von Dennis Uhlemann 24.04.2019, 23:01

Staßfurt l Von Gesprächen am Gartenzaun über das Anbändeln an der Bande bis zum Nutzen von alten Kontakten aus der Oberliga – bei der Akquise von neuen Spielern für die kommende Saison ging der HV Rot-Weiss Staßfurt ganz verschiedene Wege. Noch bevor die aktuelle Saison beendet und die Ligazugehörigkeit für die kommende Spielzeit geklärt ist, stehen beim aktuellen Sachsen-Anhalt-Ligisten, der gute Chancen auf den direkten Wiederaufstieg in die Oberliga hat, fünf Neuzugänge bereits fest.

Auch eine der wichtigsten Personalien auf dem Trainerstuhl ist abgehakt. Sebastian Retting wird das Team weiterhin coachen. „Wir planen langfristig mit ihm, er soll auch künftig nur noch in absoluten Notfällen spielen“, sagt Präsident Patrick Schliwa. Und der Coach hängt sich nicht nur im Training voll rein, sondern auch in der Kaderplanung. „Ich habe die neuen Spieler mit ausgesucht“, verrät er. Dass die Neuzugänge schon so früh feststehen, war aber auch Schliwa sehr wichtig: „Das gibt Planungssicherheit und auch für die Spieler ist es gut, dass sie wissen, mit wem sie künftig zusammenspielen.“

Keinen neuen Vertrag mehr gibt es für Gabor Vadaszi, dessen Position künftig Paul Hoffmann einnehmen soll, und Nils Hähnel, der sich im vergangenen Dezember einen Kreuzbandriss zuzog. „Es geht einfach nicht mehr mit seinem Knie“, bedauert Schliwa. „Sonst sind aber alle dabei. Und die Kaderplanungen sind auch noch nicht am Ende.“ Der Präsident verrät, dass noch ein Allrounder und ein zweiter Kreisläufer gesucht werden.

Doch auch jetzt ist der Kader schon gut aufgestellt. Durchaus für beide Ligen. Die Neuzugänge sind Talente, teilweise aus den eigenen Reihen, aber auch gestandene Spieler. Alle haben das Zeug dazu und auch die Chance, Stammspieler zu werden. „Die Karten werden neu gemischt“, sagt Retting. Die Volksstimme gibt einen Überblick über die neuen Spieler im Staßfurter Dress.

Schon im vergangenen Winter hatte der HV Rot-Weiss seine Fühler nach Marcus Peschke ausgestreckt. Aus beruflichen und familiären Gründen zog es den 27-Jährigen wieder zurück in die Heimat nach Magdeburg. „Doch wir waren leider zu spät“, so Retting. Denn er hatte schon dem SV Langenweddingen seine Zugabe gegeben und kommt beim Rivalen aus der Sachsen-Anhalt-Liga auf bislang 63 Tore.

Nun konnte Retting den Mittelmann aber überzeugen und an die Bode lotsen. „Er ist ein ruhiger und gelassener Typ. Er kann das Spiel gut lesen, übernimmt Verantwortung und hat ein gutes Auge für die Mitspieler“, lobt der Coach. Diese Qualitäten bringt er nicht nur durch seine „sehr gute Ausbildung“ mit, diese hat er immerhin beim SC Magdeburg genossen, sondern auch durch seine acht Jahre beim SV 04 Plauen-Oberlosa, in denen er viel Erfahrung in der vierten Liga sammelte.

Mit 27 Jahren ist er nun im besten Handballalter, „kann sich aber auch noch ein oder zwei Jahre entwickeln“, so Retting. „Er möchte nochmal vierte Liga spielen“, gehen auch seine Ziele mit den Staßfurtern konform. Peschke, der „auf dem Boden geblieben“ ist, könnte eine Lücke schließen und wieder für mehr Konstanz auf Rückraum Mitte bei den Rot-Weissen sorgen.

In riesige Fußstapfen muss Martin Vulic treten, denn der 19-Jährige soll künftig Nils Hähnel auf Halbrechts ersetzen. Das Potenzial dazu hat der Linkshänder, ist sich Retting sicher: „Er ist ein riesiges Talent. Vom Wurfbild sind seine Fähigkeiten mit 19 Jahren schon sehr hoch. Wenn seine Entwicklung so weitergeht, muss in der vierten Liga für ihn noch nicht Schluss sein.“ Klingt vielversprechend, doch bislang konnte er nirgendwo Fuß fassen, spielte in den vergangenen beiden Jahren in vier Vereinen. Aus seiner kroatischen Heimat wechselte er zur HSG Werratal, dann nach Apolda und war zuletzt an Wittenberg ausgeliehen.

„Er kann uns viel Freude bereiten, aber auch Ärger“, ist Retting ehrlich. Denn in seinen jungen Jahren weiß Vulic noch nicht so recht, wo seine Reise im Leben hingehen soll. „Wir müssen ihm ein Umfeld bieten, in dem er sich zuhause fühlt“, weiß Retting und ist optimistisch: „Wenn wir das in Staßfurt nicht schaffen, dann kein Verein.“

Retting ist keinesfalls auf den Mund gefallen. Als er das Spiel zwischen Calbe und dem BSV 93 Magdeburg beobachtete, ist ihm Calvin Kleineidam aufgefallen. Er sprach den Magdeburger Keeper an der Bande an und lud ihm zum Probetraining ein. Und der 26-Jährige hinterließ dabei einen guten Eindruck. „Er ist groß, hat ein gutes Stellungsspiel und noch Entwicklungspotential“, so Retting über den Magdeburger, der „im athletischen Bereich noch aufholen“ muss.

Ob Kleineidam, der einst gemeinsam mit Keeper Sebastian Schliwa in der Landesauswahl spielte, künftig auch wieder mit ihm zusammenspielt, ist offen. Denn Schliwa könnte nach Beendigung seines Studiums im Sommer versetzt werden. „Auch deswegen haben wir noch einen weiteren Torwart verpflichtet, so Retting. Zudem „müssen wir auch perspektivisch denken“. Der Coach schätzt Patrick Tuchen zwar sehr, aber er ist immerhin schon 40 Jahre alt.

Mit seinen guten Leistungen für die zweite Mannschaft in der Verbandsliga trauten Paul Hoffmann schon viele den Sprung in die erste Mannschaft zu. Nicht zuletzt auch Retting, der in seiner Nachbarschaft lebt. „Wir wohnen beide in Neundorf und haben uns schon oft am Gartenzaun unterhalten.“ Einmal war er schon abgeblitzt, weil Hoffmann seine Lehre in Glauchau beenden wollte. Doch das ist nun geschafft und der 21-Jährige wird künftig für die Erste auflaufen. „Wir sind sehr froh, dass er den Schritt geht“, so der Trainer über den „pfeilschnellen“ Rechtsaußen mit Stärken im Konterspiel. „Er hat eine sehr gute Athletik und Sprungkraft, muss sich aber noch im technischen und taktischen Bereich verbessern.“ Zudem zeigt der Linkshänder, wie es funktionieren kann, den Weg aus der Jugend über die Zweite zu den ersten Männern zu schaffen.

 Das gilt auch für Lieven Rach, der aus der eigenen A-Jugend kommt. „Er ist ein großes Talent, sehr ehrgeizig und vom Spielverständnis her schon sehr weit“, so Retting. Der Youngster hat klare Vorstellungen, möchte wie sein Onkel Eike Rach die Nummer 15 tragen. Retting macht aber klar: „Er wird auch in der zweiten Mannschaft spielen.“ Jedoch sollen er und auch die anderen Spieler im A-Jugend-Alter wie Andy Beinhoff oder Niklas Zimnick „mindestens zwei Mal die Woche bei der ersten Mannschaft trainieren.“ Denn langfristig sollen diese jungen und talentierten Spieler natürlich integriert werden.