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Handball Glücklichen Punkt spät gesichert

Phasenweise wirkte der HV Rot-Weiss Staßfurt gegen Langenweddingen völlig von der Rolle. Doch späte taktische Kniffe brachten das Remis.

Von Dennis Uhlemann 27.01.2019, 23:01

Staßfurt l Ein kurzer Klaps von Oliver Jacobi. Und dann war Christian Schöne auf sich allein gestellt. In einer prall gefüllten Salzland-Sporthalle. Sein Team, der HV Rot-Weiss Staßfurt, lag gegen den SV Langenweddingen mit 29:30 hinten. Die Schlusssirene war bereits ertönt. Doch die Schiedsrichter hatten nach einem Foul an Jacobi am Kreis kurz zuvor auf Siebenmeter entschieden. Und so trat der 39-Jährige an, blendete alles um sich herum aus und sicherte mit dem Treffer zum 30:30 den späten Punkt.

Von Nervosität war nichts zu sehen bei Schöne, der berichtete: „Ich war schon oft in solchen Situationen. Schade, dass es nicht der Siegtreffer war.“ Mit dem fünften erfolgreichen Strafwurf krönte er seine gute Leistung mit insgesamt acht Toren. Aber Schöne war neben Jacobi (sechs Tore) nahezu der einzige Spieler in Normalform. Denn die Leistung der Gastgeber passte phasenweise überhaupt nicht. „Nach dem Spielverlauf können wir mit dem Ergebnis leben. Das war ein glücklicher Punkt“, bilanzierte auch Coach Sebastian Retting.

Vor allem die ersten Minuten haben die Staßfurter völlig verschlafen. 2:7 lagen sie nach sieben Minuten zurück. „Die Spannung in der Abwehr hat gefehlt, da haben wir sehr billige Tore bekommen“, ärgerte sich Schöne. Auch sein Coach pflichtete ihm bei: „Wir haben nicht gut gedeckt. Aber Langenweddingen hat auch einen sehr starken Rückraum, das war schwer zu verteidigen.“

Doch nicht nur hinten drückte der Schuh. Mit nur vier erzielten Toren in 13 Minuten klappte auch vorne einiges nicht. So vergab Robert Reiske ungewohnt häufig Chancen (9./12.). „Er hat nicht die beste Hand gehabt“, so Retting. Ein weiterer Faktor für den klaren Rückstand war Patrik Postelt, ein tschechischer Neuzugang bei den Rot-Weissen, der als Mittelmann aber noch sichtlich Probleme hatte und für viele Ballverluste sorgte.

Erst als Patrick Tuchen zweimal stark parierte und Rückraum-Shooter Reiske zwei Tore am Stück gelangen, kamen die Staßfurter wieder auf 7:10 heran (15.).

Als der beste Torschütze der Saison beim HV Rot-Weiss kurz danach eine Zeitstrafe kassierte, spielte der Gastgeber ohne Torhüter, um in der Offensive keine Unterzahl zu haben. Das klappte auch gut, der eingewechselte Alexander Ernst und Schöne verkürzten weiter auf 10:11 (18.). Hinten konnte dann Patrick Tuchen einen Siebenmeter von Denny Friedl halten, verletzte sich dabei aber und humpelte vom Platz. Der Routinier, der gestern seinen 40 Geburtstag feierte, konnte nicht mehr weiterspielen. Und das schien auch Auswirkungen auf die Teamkollegen gehabt zu haben. Es startete erneut eine schwächere Phase der Hallenherren, die Gäste setzten sich trotz Manndeckung gegen Friedl auf 17:12 (27.) ab und gingen mit vier Toren Vorsprung in die Halbzeitpause.

Auch die Kabinenansprache von Retting brachte zunächst keine Besserung. Nach der Pause agierte der SVL erneut sehr clever und spielte die Konter gut aus. Die Staßfurter hingegen ließen wiederum viele Chancen ungenutzt. Bezeichnend war dabei eine Szene in der 38. Minute: Reiske scheiterte zunächst am Pfosten. Und auch den zweiten Versuch brachte Mario Meißner nicht im Kasten unter, obwohl der Keeper noch am Boden lag. Doch Andreas Wisotzky parierte mehrfach stark und hatte auch große Anteile daran, dass sein Team 23:17 führte (41.).

Retting hatte dann aber genug. In einer Auszeit stellte er in doppelter Hinsicht wesentlich um. Hinten verteidigten es die Gastgeber folglich in einer 4:2-Deckung gegen Friedl und Marcus Peschke. „Wir haben alles versucht und mit offenem Visier gespielt. Das hat aber gut funktioniert“, so der Spielertrainer, dessen zweite wichtige Änderung seine eigene Einwechslung war. „Das war die letzte Option. Aber was sollte ich anderes machen? Wir lagen fast aussichtslos hinten.“

Doch mit Retting auf der Platte ging nochmal ein Ruck durch das Team. Mit Jacobi versteht sich der Coach ohnehin blind, aber auch die anderen Spieler setzte er gut in Szene. Nach einem 4:0-Lauf waren die Hallenherren wieder dran (21:23, 44.). In der Schlussphase war es wieder ein Duell auf Augenhöhe. Dennoch schlichen sich beim Gastgeber zu viele Fehler ein. Ausgerechnet ein Dribbelfehler von Schöne, einem der besten Staßfurter Spieler an diesem Tag, führte zum 24:27 (54.).

Doch auch das war noch kein K.o.-Schlag für die Staßfurter, die folglich eine Überzahl stark nutzten und zum ersten Ausgleich im Spiel durch Alexander Ernst kamen (28:28, 57.). Nach der Führung durch Jacobi hatten aber auch die Gäste nochmal zwei gute Antworten und kamen durch den stets gefährlichen Friedl zum 30:29. Doch Schöne wendete die dritte Saisonpleite noch ab. Auch wenn die Staßfurter damit zumindest einen Punkt holten, steht fest: Beim Derby und Topspiel bei der TSG Calbe am Sonnabend muss eine große Leistungssteigerung her.

Staßfurt: Tuchen, Schliwa - Beinhoff, Reiske (5), Ernst (3), Retting (2), Jacobi (6), Vadaszi, Steinbrink (1), Spadt, Schöne (8), Postelt (2), Meißner (3)

Siebenmeter: Staßfurt 5/5 - SVL 3/2 Zeitstrafen: Staßfurt 3 - SVL 2