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Fußball Guter Ruf leidet unter Einzelnen

Der 1. FC Lok Stendal hat am Sonntag sein Heimspiel gegen Tasmania Berlin mit einem 2:2 beendet.

Von Thomas Wartmann 05.11.2019, 07:00

Stendal l Wieder sorgten Nachlässigkeiten im Abwehrverhalten für die Gegentore. Und, der Gästetrainer äußerte sich zu den Stendaler Fans.

Wenn Lok derzeit in irgendetwas spitze ist, dann im Remis spielen. Das können die Stendaler wie kein anderes Team der Staffel. Inzwischen sind es sieben von den zehn Spielen, dazu kommen ein Sieg und zwei Niederlagen. Das bringt unter dem Strich zehn Punkte und reicht für den zwölften Platz. Zum Vergleich: vor einem Jahr stand man am elften Spieltag mit fünf Punkten auf einem Abstiegsplatz.

Schöner wäre es natürlich, wenn es von den sieben Remis vielleicht zwei Siege und auch gern zwei Niederlagen gegeben hätte. Allein die beiden Punkte mehr würden für einen Sprung in der sehr engen Tabelle sorgen.

Genauso knapp ist es aber auch nach unten. Lok hat nur einen Punkt Abstand zum ersten Abstiegsplatz.

Entsprechend angefressen war auch Jörn Schulz nach dem Spiel. Ohne Frage war Lok gut und spielte mit viel mehr Biss als in Pampow. Endlich fielen auch Tore und Lok drehte sogar einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung, aber beide Gegentore fielen wieder viel zu einfach. Ballverlust im Mittelfeld, schneller Gegenzug, Flanke, freier Stürmer vor dem Tor.

Seinen Abwehrspielern machte Schulz dabei weniger Vorwürfe. „Der Romario Hartwig hat seine Qualitäten und schon einige Tore gemacht. Wir müssen einfach vorher verteidigen, dann kommt es nicht zur Flanke und er kommt nicht an den Ball“, sagte er auf der Pressekonferenz. Und: „Wir brauchen jetzt endlich mal einen Dreier, damit wir da unten raus kommen und unter der Woche in Ruhe arbeiten können.“

Für einen positiven Akzent sorgten die Fans der Waldseite. Sie hatten auf Grund der Geldstrafe wegen rassistischer Beleidigungen von Charlottenburger Spielern aus ihrem Block zu einer Spendenaktion aufgerufen. In der Halbzeitpause nahm Vorstandsmitglied Torsten Pfeiffer das Geld entgegen. Er richtete sich kurz an die Fans und bedankte sich, sagte aber auch: „Schöner wäre es, wenn wir Geld für den Nachwuchs sammeln würden, als es für Strafen auszugeben.“

Zu den Stendaler Fans äußerte sich in der Pressekonferenz auch der Gästetrainer Tim Jauer. Er sagte: „Was ich etwas schade finde, sind die gerade angesprochenen Fans. Wenn die ihre Kräfte nutzen würden, ihre Mannschaft anzufeuern, als auf das gegnerische Team zu schauen, dann wäre die Mannschaft weitaus stärker.“

Damit drückte er sich diplomatisch aus. Auch in diesem Spiel kamen vor allem aus dem Block der Waldseite von vereinzelten Fans immer wieder laute Rufe, die sich an gegnerische Spieler oder die Unparteiischen richteten. Viele davon waren unter der Gürtellinie. Diese Art und Weise, wie von einigen Fans mit Gegnern und Schiedsrichtern umgegangen wird, ist auf anderen Plätzen so nicht zu finden.

Engagierte Fans, die im Eifer des Spiels und angesichts eines etwaigen Fouls oder einer Fehlentscheidung rufen und ihrem Ärger Luft machen, sind üblich.

Aber, dass ständig auf üble Art und Weise beleidigt wird, das sieht und hört man selten.

Die Stendaler haben bestimmt kein Fanproblem, aber sie haben einige problematische Fans.

Spendenaktionen aus dem Block der Waldseite sind sicher eine gute Sache, aber Selbstdisziplinierung wäre besser und konsequente Schritte der Vereinsführung vielleicht ratsam.

Das Stendaler Hölzchen ist seit Jahrzehnten eine Sportstätte mit gutem Ruf. Der leidet gerade und wird möglicherweise dauerhaft Schaden nehmen, wenn es nicht gelingt, eine positive, motivierende Fankultur zu etablieren.

In der kommenden Woche bleibt das Stadion leer. Lok muss am Sonntag beim FC Strausberg antreten.

Die Brandenburger stehen mit sechs Punkten auf einem Abstiegsplatz, vier Punkte hinter Stendal. Bleibt zu hoffen, dass viele gut gelaunte Stendaler Fans die Reise auf sich nehmen, um ihrer Lok beim Sechs-Punkte-Spiel den Rücken zu stärken.