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Fußball Training auf dreckigen Sägespänen

Gleich zwei Jubiläen hätte der SV Eintracht Walsleben gefeiert, doch die Corona-Pandemie macht dem Verein einen Strich durch die Rechnung.

Von Jeannette Heinrichs 06.06.2020, 08:00

Walsleben l Vor genau 50 Jahren gab es die erste Frauenfußballmannschaft in Walsleben. 1969/70 fanden sich zahlreiche Frauen zusammen und wollten es den Tangermünderinnen gleich tun.

„Was die können, können wir auch“, berichtete Marianne Schulze (damals Müller). Gesagt, getan. Im Sommer wurde im Eichengrund trainiert und im Winter in der MTS-Lagerhalle. „Der Untergrund bestand aus dreckigen Sägespähnen und so sahen wir danach auch immer aus“, sagt Schulze. Trainer der ersten Stunde waren Wolfgang Müller und Bernhard Buro.

Zur Mannschaft gehörten von 1969/70 bis 1974/75: Veronika Ruzik, Adelheid Schild, Gabriele Meiritz, Sigrid Harlfinger, Ingrid Mielau, Rosemarie Müller, Gabrielle Brennecke, Marianne Müller, Elviera Rahmsdorf, Elke Tessmer, Sabine Scheile, Birgit Krauss und Helga Stein.

Da es damals noch keinen Spielbetrieb im Frauenfußball gab, wurden freundschaftliche Vergleiche zum Beispiel in Seehausen, Meßdorf, Beetzendorf, Brandenburg und Redekin ausgetragen. Zu den Spielen fuhren die Frauen in einem gemütlichen Kleinbus, der zuerst „Blauer ....“ und später „Roter Engel“ genannt wurde.

Apropos Redekin – das war die erste Partie der Frauenmannschaft. „Nach dem Spiel wollten uns die Freunde der gegnerischen Mannschaft verprügeln, weil wir gewonnen hatten. Außerdem fanden sie unsere Spielweise nicht schön, weil wir nie unsere Positionen gehalten haben“, erinnerte sich Schulze noch genau.

Und auch Ingrid Mielau erinnerte sich noch an ein Spiel in Meßdorf. „Da haben wir 10:0 gewonnen und ich habe acht Tore geschossen. Es hat bei dem Spiel geregnet und ich habe mit einer Badekappe gespielt“, erzählt sie lachend.

Aber nach vier Spielzeiten war Schluss mit der Frauenfußballmannschaft. Doch 1990 (30. Jahre Frauenfußball) sollte sie wieder belebt werden. Beim traditionellen Pfingstturnier war ein Fußballspiel gegen die Altherren und einer Frauenmannschaft ein Programmpunkt. Den Männern wurden die Beine locker zusammengebunden, so dass die Frauen ein 1:1 errangen.

Daraus sollte sich die erfolgreiche und noch bestehende Zeit des Walslebener Frauenfußballs entwickeln. Von den damaligen Aktiven schnürten 1990 unter anderem Sigrid Harlfinger (heute Wiechert), Bianca Scheile, Birgit Krauss und Ingrid Mielau wieder ihre Fußballschuhe. Besonders Mielau rückte in den 90iger Jahren in den Fokus. Am 13. April 1999 wurde sie 50 Jahre alt und war damit die älteste aktive Spielerin im Bundesland. Darüber berichtete sogar das MDR-Fernsehen in seiner Serie „Außenseiter - Spitzenreiter“.

„Nach 18 Jahren habe ich dann aufgehört mit Fußball spielen“, sagt Mielau. In dieser Zeit kam sie in zirka 250 Spielen auf 120 Tore, holte mehrmals die Torjägerkanone und sah in ihrer ganzen Laufbahn keine gelbe oder rote Karte.

Es ist beeindruckend, dass der Walslebener Frauenfußball noch immer ein Bestandteil ist, wenn man bedenkt wie viele Frauenmannschaften es in den 90iger Jahren gab. Zu Glanzzeiten waren 16 Teams in der Altmarkliga aktiv. Somit zählen die Walslebener zu den Mitgründern der aktiven Frauenfußballszene.