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Fußball VfL Wolfsburg zu Gast in Wittenmoor

So viele Zuschauer, wie am 12. Mai 2006, hat der Sportplatz in Wittenmoor seither nicht mehr gesehen.

Von Frank Kowar 12.05.2020, 05:00

Wittenmoor l  Anlässlich des 60-jährigen Vereinsjubiläums fanden zahlreiche Fußballfans den Weg zur Eintracht, um das Duell mit der Wolfsburger Traditionsmannschaft zu bestaunen.

2006 war das Jahr des VfL Wolfsburg – zumindest im Landkreis Stendal. Dabei dribbelte der Bundesligist unter Anleitung von Trainer Klaus Augenthaler mit Spielern wie Pablo Thiam und André Lenz nicht erst im August zu einem Benefizspiel beim 1. FC Lok Stendal auf.

Bereits drei Monate vorher feierten die Grün-Weißen ein Schützenfest beim SV Eintracht Wittenmoor. Anlässlich des 60-jährigen Vereinsjubiläums hatte sich der damalige Kreisligist die Alt-Stars des VfL Wolfsburg eingeladen. Spieler wie Roy Präger, Holger Ballwanz und Mathias Stammann, die in den 90er Jahren im Trikot der Wölfe aktiv waren, folgten der Einladung – so wie auch mehr als 600 Zuschauer.

Die Entstehung des Ganzen ist dabei eher ein Zufallsprodukt gewesen. Uwe Rühling war zu jener Zeit Kassenwart der Eintracht und bestens mit Trainer Armin Knackmuß befreundet. Mit Sohn Stefan war er stets in der Wolfsburger Arena zu Gast, um die Wölfe anzufeuern. Rühling Junior stellte letztlich durch ein Praktikum in der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg, wo er sich mit Roy Präger ein Büro teilte, den Kontakt her.

Für die VfL-Traditionsmannschaft sollte es der erste Auftritt im Landkreis Stendal werden. „Für mich ist es wichtig, hier zu spielen und die Leute zu überzeugen, auch mal zum VfL Wolfsburg zu kommen“, sagte Präger im Volksstimme-Interview vor dem Spiel. Doch bevor die Fußball-Anhänger den Weg nach Wolfsburg fanden, ging es erst einmal nach Wittenmoor. Dafür war der VfL-Kader mit zahlreichen Aufstiegshelden, darunter auch Frank Plagge und Michael Spiel, bestückt.

Die Gastgeber der Eintracht zeigten sich vor der Partie aber kämpferisch: „Gegen die stärkste Abwehr der Kreisliga schießt auch ein Roy Präger beziehungsweise der VfL Wolfsburg nicht so viele Tore“, sagte Daniel Herrmann. Doch am größten war die Vorfreude. „Es ist für jeden etwas Besonderes, eine solche Mannschaft auf dem eigenen Sportplatz zu haben beziehungsweise gegen sie zu spielen“, wird Eintracht-Coach Armin Knackmuß am Spieltag in der Volksstimme zitiert. „Ich denke, es ist der Traum eines jeden Hobbyfußballers, einmal gegen Profis oder Ex-Profis spielen zu dürfen.“ Dazu wünschte sich der Trainer ein Ehrentreffer seiner Mannschaft.

Den ganzen Tag noch haben die Wittenmoorer auf dem Sportplatz gearbeitet, um alles optimal vorzubereiten. Mit 200 bis 300 Zuschauern haben die Organisatoren um den damaligen Präsidenten Reinhard Brunner gerechnet, nicht aber damit, diesen weit zu übertreffen.

Neben den geladenen Gästen wurden 565 zahlende Zuschauer und damit in Summe über 600 Fußballbegeisterte auf dem Sportplatz – ein Rekord für die Ewigkeit – gezählt.

„Na, hast du deine Schussstiefel mitgebracht“, sagte Eintracht-Keeper Ronald Schmidt zur Begrüßung zu Roy Präger während des Warmmachens. Der einstige Torjäger des Bundesligisten konterte prompt auf seine bekannte kesse Art: „Heute putze ich dir welche rein.“

Er sollte recht behalten. Beim letztlichen 11:2-Erfolg der Gäste aus Niedersachsen erzielte der Blondschopf gleich drei Treffer. Für die Gastgeber trafen Marcel Milde (1:5) sowie Sven-Uwe Herrmann (2:7). Die Wolfsburger Oldies boten über 80 Minuten technisch guten und vor allem lockeren Fußball. Hacke, Spitze, eins, zwei, drei – die fußballerischen Kunststückchen, gepaart mit taktischem Spiel – das war etwas für das Auge der über 600 Zuschauer. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagte VfL-Kapitän Holger Ballwanz nach der Partie gegenüber der Volksstimme. „Wenn wir einen Gegner haben, der mitspielt, macht es uns allen Spaß. Da spielen auch die zwei Gegentore keine Rolle“, lobte der Ex-Profi die Kreisliga-Kicker aus der Altmark.

Während die Grün-Weißen es natürlich gewohnt waren, nach Ihren Spielen noch Autogramme zu schreiben, war dies für die Wittenmoorer etwas Neues. Eine Überraschung gab es für Präger und Co. dennoch. Nach der Partie lud der Verein mit Unterstützung eines Sponsors zum Essen mit gebackenem Schwein ein. Da kamen die VfLer aus dem Staunen gar nicht mehr raus und verweilten den restlichen Abend in Wittenmoor.

Wittenmoor: Schmidt – Beckmann, Schuhmacher, Brunner, M. Hilgenfelde, D. Herrmann, Knepper, Köhler, S. Hilgenfelde, S.-U. Herrmann, Milde (Feißel, Pieper, Grabert, Nielson, Beier, Winkler)

Wolfsburg: Heering – Stammann, Spies, Ansorge, Präger, Ballwanz, Kohn, Beese, Tavares, Grupe, Courth, Draber, Mohammad