Fußball Voigt ist lieber hinter als vor der Kamera
Welcher Fußballer träumt nicht einmal davon, eine besondere Aktion oder gar ein erzieltes Tor noch einmal auf dem Bildschirm ansehen.
Stendal l Christian Voigt macht dies möglich. Er erstelle Video-Zusammenfassungen von Fußballspielen der Altmark, wie sie sonst nur in der Sportschau laufen. Über sein Hobby hat sich Volksstimme-Autor Stefan Rühling mit dem Stendaler unterhalten.
Volksstimme: Christian Voigt, wie geht es Ihnen?
Christian Voigt: Mir geht es – den aktuellen Umständen der Corona-Krise geschuldet – gut. Vielen Dank der Nachfrage. Ich bin dankbar dafür, gesund zu sein und den täglichen Weg zur Arbeit machen zu dürfen. Gleichzeitig schaue ich aber besorgt auf die Welt und die vielen Menschen, denen es momentan nicht gut geht.
Auf den Fußballplätzen der Altmark sind Sie ein bekanntes Gesicht, wenngleich Sie nicht aktiv sind. Woher kommt das?
Mein Interesse am Fußball kam erst sehr spät. Ich habe dann aber sehr schnell gemerkt, dass ich weder in puncto Ausdauer, noch in Sachen Talent irgendetwas vorweisen kann. (lacht) So kam es dazu, dass ich Fußballspiele mit meiner Kamera begleite.
Wann haben Sie mit Ihrem speziellen Hobby begonnen?
Das hat alles im Jahr 2006, als die Weltmeisterschaft in Deutschland stattfand, angefangen. Ein Freund von mir hat damals beim SV Rochau angefangen zu kicken, währenddessen ich mir meinen ersten, halbwegs guten Camcorder gekauft hatte. Er bat mich dann, bei einem Hallenturnier in Goldbeck ein paar Aufnahmen von ihm zu machen. Fortan nahm die Geschichte ihren Lauf.
Welches Ziel haben Sie anfangs damit verfolgt?
Wir haben uns damals die Aufnahmen meistens immer unmittelbar nach einem Ligaspiel angeschaut und uns teilweise darüber kaputtgelacht, was wir gesehen habe. Anfangs war es auch nur für rein private Zwecke gedacht.
Und heute?
Ich habe einfach Freude daran, Fußballspiele in einer annehmbaren Qualität Fans und Spielern als Video-Zusammenschnitt präsentieren zu können. Mittlerweile interessieren sich auch immer mehr Trainer für meine Aufnahmen, jedoch häufig gleich für das gesamte Spiel. Dies hilft in ihrer Spielanalyse, weshalb die Nachfrage dazu steigt.
Wo sind Ihre Zusammenfassungen zu sehen?
In erster Linie betreibe ich einen Youtube-Kanal unter dem Namen „Altmark Fußball“. Dazu gibt es auch eine Seite auf dem sozialen Netzwerk Facebook, auf dem ich die Links zu den Videos teile, damit Interessierte sie schneller finden können. Diese Seite hat aktuell über 3.000 Follower. Seit vergangenem Sommer pflege ich für den TuS „Siegfried 09“ noch einen weiteren Youtube-Kanal. Dieser heißt „TUS 09“ und zeigt ausschließlich Partien mit Wahrburger Beteiligung.
Wonach wählen Sie die Spiele aus, die Sie begleiten?
In der Hinrunde einer jeden Saison wähle ich die Partien gern querbeet aus. Da kommt es darauf an, worauf ich gerade Lust habe. Ich versuche auch darauf zu achten, dass jeder Verein einmal dran ist. Als „One-Man-Show“ ist das in der Größe unserer Altmark mit ihren vielen Vereinen natürlich kaum zu bewerkstelligen. Ab der Rückrunde schaue ich dann natürlich schon verstärkter auf die Tabellenkonstellation in den vereinzelten Ligen und wähle da gern die Topspiele aus, in denen es um Auf- oder Abstieg geht.
Welchen Aufwand verursacht ein Spiel bis zur fertigen Zusammenfassung?
Das hängt natürlich hauptsächlich davon ab, wie viel Sehenswertes in einer Partie passiert ist. Da ich alles manuell bearbeite, ist ein torloses 0:0-Unentschieden aus meiner Sicht natürlich am einfachsten, da es am wenigsten Arbeit erfordert. (lacht) Doch die Zuschauer wollen ja Tore und tolle Spielzüge aus den Partien sehen – und ich natürlich auch. Neben der Fahrt zu den Spielen in der gesamten Altmark, den 90 Minuten plus Nachspielzeit Aufzeichnung und der Rückfahrt dauert es dann noch einmal bis zu zwei Stunden, bis der Bericht dann fertig online abrufbar ist.
Ihre Clips sind über die Jahre sehr professionell geworden. Woher haben Sie das Wissen, wie man so etwas herstellt?
Vielen Dank für diese Einschätzung. Diese Kritik freut mich natürlich. In den vergangenen Jahren habe ich einfach gezielter darauf geachtet, wie professionelle Kameraleute arbeiten. Fernseh-Zusammenfassungen aus der Regional- oder Oberliga waren dafür sehr hilfreich. Das Bild, welches früher deutlich unruhiger und verwackelter wirkte, sollte ruhig und flüssig laufen. Damit ich das auch hinbekomme, habe ich vor einigen Jahren viel Geld in die Hand genommen und in verbesserte Technik investiert. Was das betrifft bin ich über die Jahre – im nächsten Jahr sind es schon 15 – ziemlich perfektionistisch geworden. Schon Kleinigkeiten wie Windgeräusche ärgern mich. Das ist auch ein Problem, an dem ich aktuell arbeite, um es in den nächsten Monaten verbessern zu können.
Ihre Spielberichte sind ohne Kommentar – wieso?
Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal halte ich mich nicht für einen guten Kommentator und hätte generell Bedenken, ob ich nicht zu parteiisch berichten würde. Ich bin auch der Meinung, dass sich jeder selbst sein Bild vom Gezeigten machen sollte. Bisher habe ich dafür auch viel Zuspruch bekommen, da die Zusammenfassungen einen besonderen Reiz haben, weil sie eben ohne Kommentar sind.
Eine Zeit lang haben Sie auch einen extra Youtube-Kanal zum Verbands- und späteren Oberligisten 1. FC Lok Stendal betrieben. Welche Verbindung haben Sie zum Verein?
Eine recht lange. Noch heute habe ich vereinzelt Kontakt mit Spielern und verfolge generell alle Spiele per Liveticker, sofern es die Zeit zulässt. Es war damals eine ganz tolle Zeit, die ich nicht vergessen werde. Für den Verein bin ich auch guter Dinge, dass die Mannschaft in den kommenden Jahren eine ordentliche Rolle in der Oberliga spielen wird.
Abgesehen vom kreislichen Fußball – sind Sie auch Fußballfan?
Absolut ja! Grundsätzlich schaue ich mir von der Bundesliga bis zur Oberliga schon so manches Spiel an.
Von welchem Verein?
Das kann ich nicht an einem Verein fest machen. Sympathien sind für verschiedene Klubs vorhanden. Das reicht von beispielsweise Eintracht Frankfurt oder Holstein Kiel aus den Profiligen bis hin zu kleineren Vereinen wie dem SV Babelsberg.