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Jiu-Jitsu Dojo des Kampfsportvereins wird 20 Jahre alt

Am 1. Juni begeht der 1. Jiu-Jitsu Verein Sachsen-Anhalt Stendal das 20-jährige Bestehen seines Jiu-Jitsu Dojos in Stendal-Süd.

Von Frank Kowar 13.05.2020, 08:00

Stendal l Alles fing vor etwa 22 Jahren mit einer Idee des Vorsitzenden Karsten Ullrich an.

Zu diesem Zeitpunkt trainierten die Mitglieder (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) in unterschiedlichen Sporthallen, also getrennt voneinander. Keiner kannte den anderen. Für den Verein war das kein guter Zustand, der abgeschafft werden sollte.

So kam Karsten Ullrich auf die Idee, ein eigenes Dojo zu bauen. Er gab diesen Vorschlag den Mitgliedern bekannt. Anfangs glaubten nicht viele daran, dass das umsetzbar sei. Doch die Skeptiker sollten eines Besseren belehrt werden. Zuerst wurde ein geeignetes Objekt gesucht, und dann auch schnell gefunden. Eine ehemalige Sero-Annahmestelle (Altstoffe) in Stendal-Süd schien dafür geeignet.

Nachdem alle Formalitäten (Statikberechnung, Baugenehmigung, Fördermittel usw.) erledigt waren, begann der Umbau. Als erste Maßnahme wurde das Gelände rund um dieses Gebäude von Unrat und Wildwuchs befreit. Dann wurde eine Hälfte des Gebäudes komplett abgerissen. Die zweite Hälfte blieb stehen. Diese sollte zu Umkleide- und Sanitärräumen umgebaut werden.

Weiterhin sollte dieser Teil auch ein Büro und einen Heizraum haben. Da, wo abgerissen wurde, entstand komplett neu der eigentliche Trainingsraum mit einer Empore.

Mit Hilfe von Fördermitteln des LSB, KSB und der Stadt Stendal wurde das nötige Material gekauft und die Firmen für Stahlbau und Dach bezahlt. Für mehr reichte das Geld nicht. So war der Verein gezwungen, alle anderen Arbeiten in Eigenleistung durchzuführen. Hierzu gehörten unter anderem Maurerarbeiten, Fliesenlegen, Elektroanschlüsse, Heizung und Sanitär und vieles mehr. Das war für die Stendaler Kampfsportler eine große Herausforderung. Von großem Vorteil war, dass die Mitglieder im Verein aus verschiedenen Branchen des Handwerks kamen. Sie haben diese Arbeiten übernommen.

„Insgesamt 64 Vereinsmitglieder hatten beim Bau der Trainingsstätte mitgeholfen. Viele waren berufstätig und so wurde nach Feierabend bis meistens tief in die Nacht gebaut. Insgesamt wurden 9691 Stunden Eigenleistung durch die Mitglieder des Vereines erbracht. Jeder Einzelne hat sein Bestes gegeben und seine Arbeitskraft eingebracht, damit dieser Traum Wirklichkeit werden konnte“, sagte Pressesprecherin Kornelia Brasche, die selbst in vielen Stunden mithalf. Weiterhin sind besonders Karsten Ullrich, Steffi Gericke, Lothar Kreibe und Thomas Schwieger hervorzuheben. Diese fünf Personen waren von Anfang bis Ende der Bauzeit dabei und hatten die meisten Arbeitsstunden geleistet.

Nach fast zwei Jahren vom Planungsbeginn bis zum Ende der Bauzeit wurde das Dojo dann am 1. Juni 2000, im Beisein des Oberbürgermeisters der Stadt Stendal feierlich eröffnet.

Mit den nun vorhandenen sehr guten Trainingsbedingungen wurden über die letzten Jahre mehrere Gruppen aufgebaut, sodass die Trainingsstätte mittlerweile über die ganze Woche voll ausgelastet ist und der Verein derzeit keine Kapazitäten für weitere Vorhaben anbieten kann.

Es gibt derzeit zwei Kinder-, eine Erwachsenen-, eine Senioren- (männlich), eine Frauengruppe sowie eine Fitnessgruppe für Frauen. Weiterhin trainiert im Dojo auch die Wettkampf- und Showmannschaft des Vereines. In Dobberkau wurde ein weiteres Dojo eröffnet, wo eine Kinder- und eine Frauengruppe trainiert. So ist es nicht verwunderlich, dass der Verein in den vergangenen 20 Jahren stetig gewachsen ist und mittlerweile 300 Mitglieder zählt.

Auch was den Wettkampfbereich betrifft, hat sich viel getan. Um nationale und internationale Wettkämpfe veranstalten zu können, wurden ein deutscher Verband (Deutsche Jiu-Jitsu Akademie e.V.) und ein internationaler Verband (International Jiu-Jitsu Academy e.V.) gegründet. Beide haben ihren Sitz in Stendal.

Auf nationaler Ebene gab es bereits viele Deutsche Meisterschaften im Jiu-Jitsu in Stendal. „International haben wir eine Europameisterschaft und eine Weltmeisterschaft in Stendal veranstaltet und ausgerichtet. Es fanden mehrere Kampfsportshows mit internationaler Beteiligung in Stendal statt, die mit 1000 Zuschauern in der Sporthalle Schillerstraße gut besucht waren“, berichtet Brasche.

Das internationale Kampfkunstseminar der International Jiu-Jitsu Academy, welches jährlich in Stendal stattfindet, hat sich mittlerweile auch einen Namen gemacht. Jedes Jahr kommen verschiedene ausländische Meister und Großmeister nach Stendal um den vielen Teilnehmern ihre Kampfkunst zu lehren. Die ausländischen Gäste waren nicht nur von der Gastfreundschaft der Stendaler begeistert, sondern auch von der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten.

Auf Grund der vielen geknüpften Kontakte haben sich auch die Auslandsfahrten der Stendaler Kampfsportler auf ein hohes Niveau entwickelt. So reisten die Stendaler mit mehreren Kampfsportlern zu Seminaren nach Polen und Belgien. Karsten Ullrich und seine Uke (Partnerin auf der Matte) Kornelia Brasche waren als Dozenten nicht nur mehrmals in Polen und Belgien, sondern auch in Luxemburg.

Kornelia Brasche hat ihre Feuerprobe als Dozent (diesmal nicht als Uke von Karsten) vor mehreren internationalen Großmeistern in Polen ebenfalls gemeistert. In diesem Jahr waren beide Kampfsportler als Dozenten im Mai zu einem Seminar in Wien eingeladen.

Auf Grund der Corona-Krise wurde dieses jedoch abgesagt. Im Oktober diesen Jahres gibt es für beide noch eine Einladung nach Georgien. Ob dieses Seminar stattfindet, steht noch nicht fest.

Die Deutsche Jiu-Jitsu Akademie e.V. und die International Jiu-Jitsu Academy e.V. haben sich in Kampfsportkreisen national und international etabliert und ihre Mitgliederzahl steigt ebenfalls. Ursächlich hierfür ist auch, dass beide Verbände offen für alle Stilrichtungen (nicht nur Jiu-Jitsu) sind.

Sie sind europaweit anerkannte Verbände. Auf Grund der positiven Entwicklung in der International Jiu-Jitsu Academy e.V. (Sitz Stendal) ist geplant, einen internationalen Kampfsportstützpunkt für gemeinsame Seminare, Wettkämpfe usw. in Stendal aufzubauen.

„Hierzu hatten wir uns überlegt, ein weiteres Grundstück neben unserem jetzigen Dojo zu erwerben. Die Politik hat sich jedoch leider dagegen entschieden und dem schriftlichen Bauantrag nicht zugestimmt. Also haben wir nach einer anderen Lösung gesucht und auch gefunden. Wir werden unsere Trainingsstätte in Stendal-Süd weiter ausbauen. Die Planungen hierfür laufen bereits“, erklärt Brasche.

Sie betont weiter: „Stellvertretend für alle damaligen Sponsoren und Unterstützer zum Bau unseres eigenen Dojos danken wir dem Ing.-Büro Wilde, der Metallbaufirma Linke, Druck- und Werbung Trösken, der Kreissparkasse Stendal und besonders dem Landkreis Stendal, der Stadt Stendal sowie dem Landessportbund Sachsen-Anhalt. Ein besonderer Dank geht an Uwe Bliefert, dem ehemaligen Leiter Amt für Schule und Sport Stendal, als Erstunterstützer und stetiger Ansprechpartner und Freund. Danke auch an den OB der Hansestadt Stendal, Herrn Schmotz, für jegliche und auch zukünftige Unterstützung unseres Vereines und der zwei Verbände.“

Der Verein hofft, dass die Coronazeit bald überstanden ist und der Trainings- und Wettkampfbetrieb wieder aufgenommen werden kann.

„Es warten noch viele Aufgaben auf uns“, so Brasche abschließend.