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Boxen Tony Rindert holt den GBA-Titel

Es ist inzwischen zu einer Tradition geworden: Die Open Air Veranstaltung im Gewerbegebiet Am Sülzegraben.

Von Florian Bortfeldt 31.08.2017, 03:19

Harsleben/Halberstadt l Auch im Spätsommer 2017 gab es das Boxen unter freiem Himmel wieder. Pünktlich um 19 Uhr stiegen am vergangenen Sonnabend, den 26. August, die ersten Kämpfer in das Seilquadrat des Halberstädter Boxcamps. Knapp viereinhalb Stunden später sollte Ringrichter Timo Hoffmann das letzte Urteil verkünden – ein prall gefüllter Kampfsportabend ging spät zu Ende.

Den Anfang machte der Halberstädter Sebastian Witte gegen Dario Zscheile (Sportschule International Leipzig). Es war der Vergleich zwischen zwei Erstlingen in der Altersklasse 12 bis 45 kg. In der ersten Runde wurde der Leipziger klar beherrscht, die anderen zwei Runden waren ausgeglichen. Timo Hoffmann sah Sebastian Witte vorne, der siegte damit nach Punkten.

Im zweiten Kampf boxte Vincent Kullmann vom heimischen Boxcamp gegen Philipp Mucha (Inter Leipzig) in der Altersklasse 14 bis 70 kg. Vincent war einen Kopf größer als sein Gegenüber, er nutzte diese körperlichen Vorteile aus der Distanz mit langen Händen. Der Halberstädter ließ nichts anbrennen bzw. den kleineren Gegner nicht heran kommen, so dass es zu einem verdienten Punktsieg reichte.

Bei den Männern bis 64 kg boxte Lokalmatador Noah Lorenz gegen Jannik Neyer (TC Erfurt). Vor sechs Wochen trafen beide bereits in Borna aufeinander, damals siegte der Erfurter. Im Rückkampf fing Lorenz gut an, ließ den kleineren Gegner allerdings in der Halbdistanz zu oft gewähren. Hier war der Thüringer klar besser, und als der Halberstädter selbst einen Angriff starten wollte, kassierte er einen linken Leberhaken. Lorenz wollte wieder antreten, aber Trainer Aiko Steffen warf das Handtuch. „Es war erst sein zweiter Kampf, er hat definitiv Potenzial, so ein Leberhaken kann immer mal passieren“, fasste Steffen zusammen.

Um die Internationale Deutsche Meisterschaft im Supermittelgewicht bis 75 kg ging es im Duell zwischen dem Halberstädter Kevin Klein und Ayoub Hamu (Inter Leipzig). Kevin Klein ist einer der technisch besten Kämpfer im Stall von Aiko Steffen, in diesem Vergleich jedoch wurde er kalt erwischt. Der Gast agierte von Beginn an aggressiv in der Vorwärtsbewegung. „Wir wussten das“, so Steffen, „Ayoub ist ein Boxer, der den Gegner möglichst schnell besiegen möchte“.

Darum arbeitete Klein zunächst aus der langen Distanz. Weil er aber die taktische Marschroute zu schnell aus den Augen verlor, ging der Kampf aus Gastgebersicht nach hinten los: Klein nahm den Nahdistanzkampf an, „pflasterte ordentlich mit“, kassierte mit dieser zu forschen Weise aber einen linken Aufwärtshaken in Richtung Leber und war dadurch angeknockt. Er versuchte es wieder hoch, aber Ringrichter Hoffmann gab den Kampf nicht mehr frei. Trainer Steffen: „Kevin hat sich selbst am meisten über das falsche Handeln geärgert. Hätte er die taktische Linie eingehalten, wäre es anders ausgegangen.“ So endete der Kampf mit technischem K.o. in der ersten Runde.

Ein heißes Eisen hatte Aiko Steffen aber noch im Feuer. Tony Rindert trat um die Deutsche Meisterschaft der GBA im Schwergewicht gegen Martin Klage (BC Strausberg) an. Mit 115 kg Gewicht war Klage schwerer und auch größer als der Domstädter. Rindert (98 kg) musste also taktisch klug boxen. Aus der geschlossenen Deckung agierte er nach vorne, engte den Gegner ein und landete einige harte Treffer am Körper des Strausbergers. Rindert schickte sein Gegenüber schließlich mit einer rechten Geraden zu Boden. Klage wurde angezählt, der Kampf dann erneut frei gegeben. Der Halberstädter setzte entscheidend nach und der Ringrichter brach schließlich ab. Der GBA-Titel ging so nach Halberstadt.

Neben den Amateurkämpfen sahen die knapp 100 Zuschauer drei Profikämpfe, davon war einer besonders. Der amerikanische Schwergewichtler Kevin Johnson war mit dabei. Johnson hat bereits gegen große Schwergewichtler geboxt, u.a. 2009 gegen Vitali Klitschko. 2012 verlor er auch nur nach Punkten gegen den Engländer Tyson Fury und 2015 gegen den amtierenden Schwergewichtsweltmeister Anthony Joshua in Runde zwei nach TKO. „Sein Management rief uns an, ob er hier boxen kann“, schilderte Steffen den „Deal“, „wir haben natürlich ja gesagt. Johnson ist eine Bereicherung!“ Das Duell gegen Engin Solmaz sollte über sechs Runden gehen, aber schon in der ersten „bespielte“ Johnson den Kontrahenten mit der Führungshand. In Runde zwei machte er ernst, siegte souverän per TKO.

Im Supermittelgewicht setzte sich Maik Jäde (Berlin) durch und Enis Agushi (Köln) war in einem zweiten Supermittelgewicht-Vergleich erfolgreich.

Für den guten Zweck wurde zudem ein Mammut-Boxhandschuh versteigert. Das Mindestgebot von 100 Euro wurde mit letztlich 350 Euro deutlich überschritten. Mike Kraft sorgte mit seinem Gebot dafür, dass sich die Jugendeinrichtung „Rauhes Haus“ in Halberstadt über diesen Erlös freuen kann.

Das Fazit von Boxcamp-Manager Klaus Haberland: „Top Wetter, super Kämpfe, das Publikum war zufrieden, die Versorgung optimal. Das verlangt nach einer Fortsetzung. Wir bedanken uns bei allen Sponsoren, die uns seit Jahren begleiten. Ohne diesen Rückhalt ist so etwas nicht möglich.“