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Fußball Gerlach: „Die richtige Entscheidung"

Der Nordostdeutsche Fußballverband hat in einer Videokonferenz entschieden, die Saison in der Regionalliga vorzeitig abzubrechen.

Von Ingolf Geßler 15.05.2020, 08:40

Halberstadt l Mit großer Mehrheit haben sich die Vereine der Fußball-Regionalliga Nordost am Dienstag in einer Videokonferenz entschieden, die Saison aufgrund höherer Gewalt auslaufen zu lassen. Auch für Enrico Gerlach, sportlicher Leiter des VfB Germania Halberstadt, war dies die einzig richtige Entscheidung.

Offiziell ist die Entscheidung zwar noch nicht, in Anbetracht der aktuellen Lage und des einheitlichen Standpunktes der 17 Regionalliga-Vereine, dürfte ein dahin gehender Beschluss nur noch Formsache sein. Zu Berücksichtigen sind noch die Meinungsbilder in den Regionalligen der Frauen und im Nachwuchs, die ebenfalls unter der Regie des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) spielen.

„Ich denke, es ist die einzig richtige Entscheidung. Nicht nur für die Regionalliga Nordost, sondern für alle fünf Regionalligen in Deutschland sollte hier eine einheitliche Linie gefahren werden. Natürlich sind wir Sportler und hätten die Saison auch gern so beendet, aufgrund der aktuellen Situation ist dies aber nicht möglich. Das ist nicht zu ändern und bedauerlich, das Positive daran ist, das Germania Halberstadt weiter in der Regionalliga spielt“, fasste Enrico Gerlach die Ergebnisse der Videokonferenz vom Dienstagabend zusammen.

„Jetzt müssen wir sehen, was die Zukunft bringt, gerade auch hinsichtlich der Wirtschaft in der Region. Es wird interessant, inwieweit Unternehmen und Firmen aus der Region uns weiter unterstützen können“, ergänzte der sportliche Leiter im Hinblick auf die unsichere Zukunft.

Mit Blick auf die Mannschaft gibt es keine neuen Informationen. „Die Jungs halten sich weiter daheim fit, gerade mit Blick auf das vorzeitige Saisonende ist es eine schwierige Situation. Viele Verträge laufen zum 30. Juni aus, da wäre es schon wichtig vom NOFV zu erfahren, wann die neue Spielzeit beginnt“, äußerte sich Enrico Gerlach zu den Planungen rund um die neue Saison.

„Neun Spieler haben noch einen Vertrag über die Saison hinaus, Gespräche werden aktuell nur telefonisch geführt. Vieles ist in der Warteschleife, der ein oder andere Spieler hat auch was anderes vor. Wir versuchen natürlich einen Großteil zu halten, um nicht wieder bei Null anzufangen“, gibt das Germania-Urgestein einen Einblick in die Kaderplanung.

„Letztlich müssen wir sehen, wer zur Stange hält, wie das ganze finanziert werden kann. Auch strukturell wollen wir einiges anders gestalten, die Spieler sollen neben dem Fußball auch fünf bis sechs Stunden pro Tag arbeiten. Vormittags wäre dann nur noch eine Trainingseinheit pro Woche. Dazu müssen wir aber erst Gespräche mit den Unternehmen führen, ob das Ganze am Ende irgendwie halbprofessionell zu gestalten ist“, sieht Enrico Gerlach einige Veränderungen auf das Regionalliga-Team zukommen. „Letztlich versuchen wir wieder ein Team für die neue Saison aufzustellen, dass die Klasse halten kann. Wir tun alles dafür, den Kader möglichst zusammenhalten, weil es ein klarer Vorteil ist, dass sich die Jungs schon kennen“, so der sportliche Leiter.

Kontrovers wurde in der Videokonferenz die Frage diskutiert, wer die Regionalliga Nordost in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga vertritt. „Diese Entscheidung ist sehr schwierig, eine Mehrheit der Vereine hat sich dafür ausgesprochen, den Staffelsieger nach der Quotientenregel zu ermitteln“, so Gerlach.

„Dies wäre Lok Leipzig, unter der Voraussetzung, dass sie die Lizenz für die 3. Liga bekommen. Denn die Mannschaft soll die Regionalliga Nordost entsprechend vertreten. Die Möglichkeit eines Turniers in Erfurt wurde verneint, auch weil die Teams bis dahin kaum trainieren können. Und dann bleibt ja schließlich noch die Frage, kann überhaupt eine Aufstiegsrelegation gespielt werden“, lässt Enrico Gerlach auch hier berechtigte Zweifel aufkommen.

Auch in der Diskussion zur 3. Liga vertritt der 43-Jährige eine klare Meinung. „Ich hätte abgebrochen, was den Spielern zugemutet wird, ist unverantwortlich. Normalerweise hat man fünf bis sechs Wochen Vorbereitung, jetzt sollen sie nach zwei Wochen fünf englische Wochen spielen. Klar machen die Jungs daheim ihre Hausaufgaben, aber wir sind nun mal kein Einzelsport. Da ist das Mannschaftstraining enorm wichtig, hier holen sich die Spieler die Körner“, würde Enrico Gerlach der gleichen Verfahrensweise wie in der Regionalliga Nordost den Vorzug geben. „Die Entscheidungen treffen nicht wir. Aber wer selbst einmal Leistungssport betrieben hat müsste wissen, wovon er spricht, und seine Pläne nicht unbedingt durchdrücken.“