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Fußball Harzer Vereine tendieren zum Saisonabbruch

Fortsetzung oder Abbruch - diese Frage beherrscht im Fußball momentan ganz Deutschland.

Von Ingolf Geßler 28.04.2020, 06:30

Halberstadt l Angefangen von den Bundesligen, die ihre Saison ab Mitte Mai mit Geisterspielen zu Ende bringen wollen, bis hinab zu den untersten Ligen, in denen in absehbarer Zeit kein Ball mehr rollen wird.

Von Einigkeit kann in diesem Punkt in Fußball-Deutschland keine Rede sein, die Meinungen gehen in den einzelnen Landesverbänden auseinander. Eine Entscheidung hat bisher nur der Bayerische Fußball-Verband getroffen, der seine ausgesetzte Saison im Amateurbereich fortsetzen will, wenn dann wieder Fußball gespielt werden kann. Diesen Plan verfolgten auch die Fußballverbände aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, stießen dabei aber auf Kritik bei den Vereinen (siehe nebenstehende Meldung) beziehungsweise intern im Vorstand.

Während sich in Niedersachsen ein Großteil der Kreisverbände für einen Abbruch und gegen eine Fortsetzung der Saison entschieden hat, trägt der Fußballverband Sachsen-Anhalt die Umfrage ab dieser Woche über die Kreisfachverbände in die Vereine. Ziel ist es nach der nächsten Videokonferenz des FSA-Vorstandes am 7. Mai, nachdem auch die politischen Entscheidungsträger im Verlauf dieser Woche ihre weitere Vorgehensweise zur Eindämmung der Corona-Pandemie bekanntgeben, eine klare Richtung vorzugeben.

Der Kreisfachverband Fußball Harz hat sich schon im Vorfeld ein erstes Meinungsbild der Verein eingeholt. „Wir wollten mit der Umfrage schonmal ein Gefühl bekommen, wie die Vereine darüber denken. Wir können uns nur bei allen bedanken, die sich daran beteiligt haben“, erzählt Detlef Rutzen, Präsident des Kreisfachverbandes Fußball Harz. In der Harzoberliga befragte Staffelleiter Steffen Bieder die Vereine, Jugendwart Thomas Haase machte sich in den Nachwuchsabteilungen ein Bild für das Für und Wider eines Abbruchs beziehungsweise einer Fortsetzung der Saison. Die Tendenz geht dabei ganz klar in Richtung Saisonabbruch.

Schon im Vorfeld der letzten Sitzung des FSA-Vorstandes hatte Detlef Rutzen seine Bedenken über eine Fortsetzung der Saison nach dem Sommer geäußert, immer vorausgesetzt, ein geregelter Spielbetrieb ist zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon möglich. „Mit der Fortsetzung der Saison wird ein fairer Abschluss angestrebt. Allerdings ist zu erwarten, dass nach dem Sommer deutlich veränderte Mannschaften auf dem Platz stehen werden, gleiches gilt für die Trainerbänke“, argumentiert der KFV-Chef. Als bestes Beispiel dürfte die Landesklasse-Staffel 3 dienen, in der schon drei Vereine (Germania Wulferstedt, Oscherslebener SC, Olympia Schlanstedt) zum 30. Juni einen Trainerabgang bzw. -wechsel verkündet haben.

„Bei Spielern könnte zwar eine Änderung der Wechselfrist beschlossen werden, doch was passiert mit denjenigen, die durch Studium, Arbeit oder aus privaten Gründen ihren Wohnort wechseln oder älteren Fußballern, die im Sommer ihre aktive Karriere beenden wollen. Auch das führt dazu, dass die Mannschaften bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit deutlich veränderten Kadern spielen würden, was im Widerspruch zu der geforderten fairen Lösung stände. Außerdem ist bei solch einer Maßnahme aus meiner Sicht eine deutlich größere Klagewelle zu erwarten, wie es im Fall eines Saisonabbruchs wäre“, äußert KFV-Präsident Detlef Rutzen seine Bedenken.

Für Rutzen gibt es im Grunde nur eine Variante: „Ein Verbandstag ist das einzige Mittel, um mit einem Mehrheitsbeschluss klare Verhältnisse zu schaffen und für einen sauberen Abschluss zu sorgen. Bis Juni bliebe dafür genug Zeit, deshalb haben wir am 7. Mai eine weitere Videokonferenz angesetzt. Bis dahin liegt das Votum der Vereine vor, nach dem die Entscheidung getroffen werden sollte. Aktuell warten jetzt alle darauf, wie sich die Politiker am Donnerstag äußern. Danach müssen wir die Entscheidungen zur 3. Liga und vom Nordostdeutschen Fußballverband abwarten, denn auch die Schnittstellen müssen beachtet werden“, blickt Rutzen gespannt auf die Entscheidungen, die Ende dieser oder Anfang nächster Woche erwartet werden.

„Aus meiner Sicht gibt es dabei keine andere Option, als die Saison abzubrechen, wenn wir sie im Juni oder bis spätestens 15. Juli nicht zu Ende spielen können. In vielen Kreisfachverbänden in Sachsen-Anhalt ist die Tendenz ähnlich. Letztlich machen wir den Spielbetrieb für die Vereine“, führt Detlef Rutzen noch einmal an, dass der Kreisfachverband lediglich Dienstleister der Vereine sei. „Wie die Saison dann gewertet wird, ob wir einen Meister ehren, können wir in Abstimmung mit den Vereinen immer noch entscheiden.

 Von mir aus auch nur Aufsteiger und keine Absteiger, ich sehe keine Problem darin, in der Harzoberliga wieder zu einer Saison mit 16 Mannschaften zurückzukehren. Die Staffelstärke könnte im Jahr darauf wieder reduziert werden“, zeigt sich Detlef Rutzen für alle Varianten offen. Allerdings müssten dann wieder die Schnittstellen zum FSA beachtet werden, damit der Harzmeister sein Aufstiegsrecht in die Landesklasse wahrnehmen kann.