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Wintersport Drei Harzer meistern Härtetest

Am Brocken wurde die 18. Brocken-Challenge mit 185 Extremsportlern ausgetragen.

Von Gerald Eggert 17.02.2020, 03:00

Halberstadt l Mit dem Motto „Kalt - hart - schön“ auf der Startnummer machten sich am 8. Februar bei der 18. Brocken-Challenge 185 Extremsportler von Göttingen aus auf den Weg zum Brocken. Am Ende eines harten Ultramarathons über 80 Kilometer und 1900 Höhenmeter finishten dort mit Sven Franke, Daniel Knauer und Irmgard Eggert drei Starter aus dem Landkreis Harz.

Sie fuhren gemeinsam zum Startort in Göttingen: Sven Franke aus Ilsenburg, Daniel Knauer aus Veckenstedt, beide für den Brockenlaufverein Ilsenburg startend, und Irmgard Eggert aus Halberstadt, die für Rennsteiglaufverein an den Start ging. Nach der abendlichen Einweisung in das Rennen folgte eine kurze Nacht. Es hieß früh aufstehen. Um 5 Uhr gab es Frühstück, eine Stunde später folgte der Start. Nach der Anmahnung zu Vorsicht auf der Strecke schickte der Veranstalter die Ultraläuferinnen und -läufer mit dem Satz: „Brocken-Challenge 2020 – here we go!“ auf den Weg.

Die ersten sechs Kilometer führten durch den Göttinger Stadtwald und waren von Fackeln gesäumt. Danach mussten die Stirnlampen den ortsunkundigen Teilnehmern bei der Orientierung helfen. Erst mit Tagesanbruch waren die wenigen Wegkennzeichnungen zu erkennen. „Da sich das Läuferfeld bald auseinander zieht, muss sich jeder selbst orientieren“, so Irmgard Eggert, die zum vierten Mal auf der Strecke unterwegs war. Auch wenn sie sich auskannte, hatte sie wie alle anderen Kartenmaterial im Pflichtgepäck mitzuführen. Für das schreibt der Veranstalter aus Sicherheitsgründen zusätzlich zur sturm- und wasserfesten Funktionsbekleidung einschließich Mütze und Handschuhe, Handy, Stirnlampe, Wärmedecke, Trillerpfeife, Thermosflasche, Notverpflegung, Erste-Hilfe-Kit, Wechselsachen und Spikes vor.

Der Lauf mit Rucksack führte durch das Eichsfeld, vorbei am Seeburger See bis zur Rhumequelle. In Barbis hatten alle bereits einen Marathon zurückgelegt. Während Vereinskamerad Daniel Knauer bereits zum achten Mal auf diesem langen Kanten unterwegs war, absolvierte Sven Franke an diesem Tag seine Brocken-Challege-Premiere. Und es lief gut für den erfahrenen Ultraläufer. Er ist gut vorbereitet und diesmal sind die Bedingungen nahezu perfekt. Kein meterhoher Schnee, kein Regen, keine gefährliche Glätte und keine Orkanböen wie bei vorhergehenden Veranstaltungen. Es gibt zwar mal steinige und oft schlammige Abschnitte, in den höheren Lagen, wo noch ein paar Zentimeter Schnee ausharren, auch einige vereiste Flächen, die mit Vorsicht zu überqueren sind. Zum Beispiel als der Lauf endgültig zur Challenge wird.

20 Kilometer führen über schma­le Waldwege meist stramm bergauf durch den Hochharz. Die Brockenläufer haben die berüchtigte Passage „Entsafter“ getauft, denn auf 20 Kilometern ist die Versorgung nicht gesichert. Nach diesem langen Anstieg durch das Steinaer Tal bis zum Jagdkopf folgt Entspannung auf der flachen Südharzloipe über den Pastorenweg und den Kaiserweg zur Lausebuche. Mit Königskrug und Oderbrück tauchten bekannte Orte auf. Fortan stand die letzte nennenswerte Bergabpassage an. Der langgezogene Goetheweg endete an der Brockenstraße, die das nahe Ziel ahnen ließ.

Irmgard Eggert hatte inzwischen mit Sohn Raiko einen Begleiter auf den letzten Kilometern gefunden. „Kurz vor dem Brocken setzte kurzzeitig ein eisiger Regen ein und je näher ich dem Gipfel kam, desto mehr wurde ich in Wolken gehüllt“, erinnert sie sich. „Es war ein gutes Gefühl, es wieder einmal geschafft zu haben. Mehr als 80 Kilometer, und dabei sehr oft bergauf und bergab, sind nun mal nicht auf die leichte Schulter zu nehmen“, so die Brockenbezwingerin, die diesmal mit 11:03 Stunden ihre persönliche Bestzeit lief. Sie war nicht nur mit Abstand die älteste Läuferin, sie ließ auch 14 jüngere Frauen hinter sich.

Sven Franke und Daniel Knauer hatten sich zu dem Zeitpunkt schon längst akklimatisiert. Ersterer war, auf den letzten Kilometern von Vereinskamerad Steven Lambeck zum Ziel begleitet, mit 9:37 Stunden angekommen und belegte damit Gesamtrang 57 sowie den 13. Platz in der Altersklasse M50. Daniel Knauer traf nur eine Minute später ein und sicherte sich Platz 58 und den zwölften Platz in der Altersklasse M40. Seine Kinder Lisa und Max bereiteten ihm mit ihrer Begleitung auf den letzten Metern zum Ziel einen tollen Empfang.

Als Irmgard Eggert im Goethesaal sich eine Riesenportion Spaghetti und einen halben Liter Gerstensaft gönnte, wurden noch insgesamt 55 Finisher nach ihr mit Applaus empfangen. „In den vergangenen Jahren sind immer wieder Teilnehmer unterwegs ausgestiegen. Diesmal sind alle Gestarteten auf dem Brocken angekommen. Das gab es bisher nur einmal in der Geschichte dieser Challenge. Und 185 Finisher sind zudem neuer Rekord“, freut sie sich.

Das komplette Startgeld spendete der veranstaltende Göttinger Verein „Ausdauersport für Menschlichkeit“ (ASFM), begünstigt wurden das Hospiz an der Lutter Göttingen, das CVJM Göttingen für das bundesweite Projekt „Balu und Du“, die christliche Drogentherapie-Einrichtung „neues Land“, die Stiftung Zukunftswald und der Verein Schulwälder für Westafrika.