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Fußball KFV-Präsident sieht Fusion als eine Chance

Die Fußball-Kreisfachverbände Anhalt, Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg haben sich zusammengeschlossen.

Von Simone Zander 01.07.2020, 05:00

Dessau/Zerbst l Jörg Bihlmeyer betrachtet das Ganze von übergeordneter Stelle. „Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich sämtliche Meinungen respektiere“, erzählt der Vizepräsident des Fußball-Landesverbandes FSA, wenn er auf die angedachte Fusion der Kreisverbände Anhalt, Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg, sowie die Pläne des ESV Bergwitz, diese mit aller Macht zu verhindern, angesprochen wird.

Nur, auf diesen Schluss kann man kommen, wenn man Bihlmeyer weiter zuhört, verstehen kann er das Vorhaben des Wittenberger Kreisligisten offenbar nicht so recht.

Seitdem die Fußball-Saison 2019/20 aufgrund der Corona-Pandemie auch offiziell abgebrochen wurde, ist die geplante Verschmelzung der drei Kreisfachverbände wieder ein riesengroßes Thema in der Region. Anfang Februar waren die Funktionäre mit ihren Gedanken erstmals an die Öffentlichkeit gegangen. Das Ziel sei es, hieß es damals, die Kräfte zu bündeln um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Schon damals war der ESV Bergwitz um Präsident Florian Gaul einer der großer Kritiker, in den letzten Wochen hat der Club nun erneut mehrfach versucht, diese Pläne zu verhindern - und das in der Regel über das soziale Medium Facebook. Zu den Gesprächen mit den Funktionären sei - laut Mario Pinkert und Ralf Saalbach, den KFV-Präsidenten aus Anhalt und Anhalt-Bitterfeld - bislang, trotz Zusagen, nie ein Vertreter aus Bergwitz angereist.

Stattdessen ist der Verein im Internet aktiv und erneuert stets seine Vorwürfe - zuletzt vor allem an die Führung des KFV Wittenberg, deren Rücktritt die Bergwitzer mehrfach auf Facebook gefordert haben. Man habe sich „nicht um eine Stärkung des eigenes Kreises“ gekümmert, sondern die Vereine nach Anhalt-Bitterfeld „verkauft“, lautet der schwere Vorwurf. Hans-Jürgen Eiserfey, der Vizepräsident des KFV Wittenberg, will sich dazu nicht äußern. Anhalts Präsident Mario Pinkert sagt ganz allgemein: „Man kann eine Meinung haben, sollte aber, vor allem wenn man sie im Internet kundtut, sachlich bleiben. Wenn es ins Persönliche geht, dann ist das keine Werbung für das Ehrenamt.“

Zumal die Verantwortlichen der Verbände immer betont hatten, dass im Fall einer Fusion die Regionalität gewahrt werden soll. In den Pokalen und Kreisligen würde nichts geändert, statt drei gebe es zwei Kreisoberligen, wobei Anhalts Staffel wohl die wäre, die „geteilt“ wird.

Zuletzt hatte ein Schreiben des ESV Bergwitz an den FSA dafür gesorgt, dass die Vizepräsidenten Jörg Bihlmeyer und Michael Rehschuh sich in der Vorwoche mit den Präsidenten der KFVs getroffen haben. Bergwitz’ Wunsch war, dass die Fusion eingefroren oder gestoppt wird - stattdessen wurden aber Fortschritte gemacht.

Denn bei der Vorstandssitzung des FSA am vergangenen Samstag in Neugattersleben unterschrieben die Verantwortlichen der drei Kreisfachverbände Anhalt-Bitterfeld, Anhalt sowie Wittenberg die Vereinbarung zur Fusion zu einem Kreisfachverband zum 1. Juli.

Diverse Gründe sprechen für eine Zusammenführung dieser drei Verbände. Die regionalen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen in den jeweiligen Kreisfachverbänden sowie die nicht mehr aufzuhaltenden demografischen Veränderungen machen diese Fusion alternativlos. Bereits in der Vergangenheit gab es in verschiedenen Konstellationen intensive Überlegungen, diesen einen gemeinsamen Weg zu forcieren. Diese Überlegungen sind nun umgesetzt worden und der Fusionsprozess wird nun kontinuierlich vollzogen.

Alle drei KFVén haben diesen eingeleiteten Prozess eigenverantwortlich und mit ihren derzeit angeschlossenen Vereinen initiert. Der FSA begleitet und unterstützt dabei diesen Fusionsprozess.

Zuvor hatten sich die Vereine in Wittenberg bei einer Abstimmung mit 26:7 Stimmen außerdem klar für die Fusionspläne der drei Kreisfachverbände ausgesprochen, weshalb Ralf Saalbach, der Präsident in Anhalt-Bitterfeld, nun betont: „Ich finde die Vorgehensweise des ESV Bergwitz nicht richtig. Es wurde demokratisch, und das nicht gerade knapp, entschieden. Das muss man dann auch mal akzeptieren.“ Er habe in den letzten Wochen und Monaten zudem mit einigen Vertretern von Wittenberger Vereinen geredet, alle hätten sich für die Fusion ausgesprochen.

Ein weiterer Vorwurf des ESV Bergwitz an den Vorstand in Wittenberg ist, dass man nach dem „Bekanntwerden der Auflösung des KFV Anhalt“ nicht mit den Clubs gesprochen hätte, die politisch gesehen zu Wittenberg gehören. Das bestätigten einige der Vereine zuletzt zwar, allerdings gibt es laut Mario Pinkert keine Auflösung des KFV Anhalt. „Das würde nur im Zuge der Fusion geschehen“, sagt der Präsident. Er gesteht zwar, dass der KFV Anhalt personelle Probleme hätte. Und auch, dass die Geschäftsstelle aufgelöst wurde. Aber nicht, weil eine Auflösung des Verbandes ins Haus stehe, sondern aus wirtschaftlichen Gründen. „Die Geschäftsstelle wurde aufgegeben, weil wir im Durchschnitt einen Besucher im Monat hatten“, so Pinkert.

Zuletzt hieß es aus Bergwitz - frei nach dem Motto: Einer gegen alle - auch, dass „niemand die Vereine des KFV Anhalt um Zustimmung gefragt“ hätte. Keine Konzeptvorstellung und Abstimmung sei dort erfolgt. Auch das stimme laut Mario Pinkert nicht. Er habe mit den Vereinen auf der Abteilungsleitersitzung gesprochen und stehe auch sonst stets mit den Vertretern der Clubs in Kontakt. Er betont: „Ich finde es nicht gut, dass sich Leute in Abläufe einmischen, mit denen sie nichts zu tun haben.“

Für Pinkert ist die Fusion eine Chance, die man nutzen sollte. „Wir haben die Möglichkeit, etwas mit Augenmaß aufzubauen, was zukunftsfähig ist.“

Auch FSA-Vizepräsident Bihl- meyer hält die Pläne grundsätzlich für richtig. Er überlegt, nach der Urlaubszeit im Spätsommer noch einmal Gesprächsrunden in allen Kreisen anzubieten, in denen die Vereine Bedenken äußern könnten - vielleicht ist dann auch ein Vertreter des ESV Bergwitz vor Ort.