Kegeln Webers leiser Abschied

Bundesliga-Kegler Mathias Weber verkündet in der Corona-Krise seinen Abschied. Volksstimme traf den Nationalspieler zum Interview.

Von Simone Zander 14.04.2020, 01:01

Volksstimme: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Mathias Weber: Bei uns ist alles gut.

Die Champions League wurde gecancelt. Wie gehen Sie damit um?

Grundsätzlich ist es schon schade, weil wir natürlich noch nie so gute Chancen gehabt hatten, wie in dieser Saison. Wir hatten bis dahin eine Top-Saison gespielt und mit Sicherheit große Chancen auf den Titel.

Für Sie wäre dieser Titel und auch der beim DKBC-Pokal besonders wichtig gewesen, warum?

Es wäre für mich ein super Abschied gewesen. Nach neun erfolgreichen Jahren habe ich mich entschieden, aufzuhören. Dies war keine Entscheidung gegen den SKV, sondern eine Vernunftsentscheidung. Es ist so, wie es ist. Und irgendwann ist halt mal Schluss.

Sie gehörten ja auch zum Kader der Nationalmannschaft?

Ich hatte bereits im August die Entscheidung gefasst, aus der Nationalmannschaft zurück zu treten. Und dann hatte ich mir Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte und ich habe vom körperlichen Gefühl entscheiden, es ist jetzt gut so. Es war halt oft viel Stress und nach neun Jahren muss es nun auch mal gut sein. Deshalb hatte ich es schon frühzeitig mit Kapitän Timo Hoffmann besprochen, weil ich keine ad hoc-Entscheidung wollte. Irgendwann muss man so eine Entscheidung treffen und die ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich habe für mich und meine Familie entschieden, weil meine Familie auch sehr traurig war. Und mittlerweile habe ich das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt ist.

Haben Sie das dem Verein und Ihrem Team schon mitgeteilt?

Ich habe persönliche Worte an Timo Hoffmann und den Vorstand geschickt und darum gebeten, dass die Jungs weiterhin zur Stange halten. Es war eine Ehre für mich, für Zerbst spielen zu dürfen.

Sie haben sicher die Beschlüsse des DKBC verfolgt. Was wäre Ihr Wunsch?

Mein Wunsch wäre natürlich, dass wir die zwei Spiele noch machen können. So könnten wir die Saison noch sauber abwickeln und unsere Meisterfeier machen. Auch wenn es vom Gefühl her sicher nicht mehr so ist, wie vorher. Jetzt würden wir nach langer Pause noch zwei Spiele machen.

Egal welches Szenario, Ihr Team hat wenigstens den Titel sicher. Was meinen Sie dazu?

Zu wissen, dass wir schon Deutscher Meister sind, darüber haben wir uns sehr gefreut. Es wäre sehr bitter, wenn wir nach so einer überragenden Saison nicht Deutscher Meister geworden wären. Das wäre ein richtiges Drama. Aber ich glaube fast nicht, dass diese beiden Spiele noch durchgezogen werden. Wenn die Fußball-Bundesliga schon bis Ende April pausiert und die Entscheidung dort bis 9. Mai getroffen werden muss, haben wir momentan vielleicht eine 50:50-Chance. Aber ich kann es mir derzeit nicht vorstellen.

Sicher hatten sie sich diesen Abschied anders vorgestellt?

Die Spiele noch auszutragen, wäre schön, weil ich gern einen anderen Abschied in Zerbst gehabt hätte. Ich hätte schon gern in Zerbst mein letztes Spiel gemacht. Ich hoffe, dass es noch so kommt, aber es ist eher unwahrscheinlich.

Sehen Sie die Zerbster, falls die beiden Spieltage nicht mehr ausgespielt werden können, wieder?

Ich möchte den Kontakt auf jeden Fall aufrecht erhalten. Wir haben als Mannschaft schon gesagt, dass wir uns auf jeden Fall noch einmal zusammen finden werden, ob das nun offiziell ist oder nicht. Wir werden auf jeden Fall eine Feier machen.

Das DKBC-Pokal-Final-Four hätte Ihre Serie insgesamt beendet. Wie sehr bedauern Sie die Absage?

Es ist, auch für mich persönlich, sehr schade. Das war immer unser Saison-Abschluss. Da sind wir immer mit der ganzen Familie angereist und konnten uns beruhigt zusammen setzen, weil der Stress beim DKBC-Pokal nicht so groß ist wie bei der Champions League. Ich bin auch überzeugt, dass wir den gewonnen hätten. Schade ist, diese überragende Saison so beenden zu müssen. Ich behaupte, wir hätten alles gewonnen. Da zähle ich auch den Titel „Mannschaft des Jahres“ mit dazu. Wir hätten als Kegler vermutlich alles geholt, was es gibt. Es wäre einhundertprozentig die perfekte Saison gewesen. Aber das Leben ruft manchmal anders und am Ende des Tages müssen wir froh sein, dass noch alle gesund sind.

Sie hatten gesundheitlich in Ihrer Zerbster Zeit nicht viele Probleme?

Toi, toi, toi bin ich in den neun Jahren immer von Unfällen verschont geblieben. Die Gesundheit ist immer das Wichtigste und deswegen steht die Gesundheit aller im Vordergrund. Und das soll auch so bleiben.