Olympische Spiele Jubel und Ernüchterung bei den deutschen Kanuten
Die Kanuten Jacob Schopf und Max Lemke gewinnen im Kajak-Zweier ihre zweite Goldmedaille in Paris. Sebastian Brendel denkt nach Rang acht über seine Zukunft nach.

Paris. - Tom Liebscher-Lucz musste diese Geschichte erzählen. Und zu dieser passte nur allzu gut, dass der Bundeskanzler wenige Momente später den Weg oberhalb der Regattastrecke entlangging. Olaf Scholz war also zu den Kanuwettkämpfen gekommen, wie es sich Liebscher-Lucz gewünscht hatte. „Ich habe hier sogar dem spanischen König Felipe die Hand geschüttelt, der ein Fantrikot seines Landes trug und Volksnähe gezeigt hat. Wir würden uns freuen, wenn auch der Bundeskanzler uns mal die Ehre erweist.“ Prompt war Scholz im Anmarsch. Und hatte zuvor ein Bronze- und ein Goldrennen der deutschen Athleten im Stade Nautique gesehen.
Keine Medaille gab es für Liebscher-Lucz und Max Rendschmidt im Kajak-Zweier über 500 Meter, in dem sie Rang fünf belegten. „Das Rennen der beiden Boote spiegelt die Leistung der gesamten Saison wider“, sagten sie mit Blick auf den zweiten deutschen Zweier. In diesem saßen Jacob Schopf und Max Lemke, die einen Tag zuvor mit ihren diesmal unterlegenen Gefährten zu Gold im Vierer gefahren waren. Und die erneut der Konkurrenz vom Start weg davonfuhren.„Wir haben uns nach dem Sieg im Vierer mit einem Bier belohnt – mit 0,0 Promille“, berichtete der doppelgoldig lächelnde Schopf und ergänzte: „Wir sind es professionell angegangen.“ Max Lemke war auch gar nicht überrascht über den zweiten Goldcoup: „Wir wussten, dass wir die Stärksten auf der Strecke sind und haben diesen Vorteil für uns genutzt.“
Selbst nach dem Vierer-Sieg und der kompletten Medienrunde hatten die beiden noch eine Trainingseinheit hingelegt und die Taktik besprochen. Für ihr zweites Gold wird es allerdings keine weitere Prämie von 20.000 Euro geben, wie Rendschmidt berichtete. „Die Prämie erhält man nur für einen Olympiasieg.“ Die weiteren Erfolge sind für die Ehre.
Bronze für Hake und Paszek
Um die Ehre allein ist Sebastian Brendel noch nie gefahren. Sondern immer um Edelmetall. Er ist dreimaliger Olympiasieger und 13-maliger Weltmeister und auch in Paris war „ich gut drauf und konnte im Vor- und Zwischenlauf die super Zeiten mitgehen, stellte er fest. Im Finale im C 1 über 1.000 Meter kam dem 36-Jährigen der Wind in die Quere, er wurde nur Achter beim Sieg des Tschechen Martin Fuksa. „Die Bedingungen haben nicht mitgespielt, im Zwischenlauf hatte ich noch Wind von hinten“, sagte der Potsdamer. Diesmal blies er ihm heftig ins Gesicht. Brendel: „Das Ergebnis ist ernüchternd.“
Brendel will sich in den kommenden Wochen nun Gedanken machen, ob er noch einen Olympia-Zyklus bis Los Angeles 2028 in Angriff nimmt. „Ich werde es entscheiden, wenn ich ein bisschen zur Ruhe gekommen bin“, erklärte der Ausnahmeathlet. Es wären bereits seine fünften Spiele.
Für Jule Hake waren es indes die zweiten, für Paulina Paszek die ersten Spiele in Paris, wo sie im Kajak-Zweier über 500 Meter die Bronzemedaille holten – zeitgleich mit dem Boot aus Ungarn und beim Sieg der großen Lisa Carrington mit Alicia Hoskin (Neuseeland). Nach der Zieldurchfahrt hatte es fünf Minuten gedauert, bis das Duo die Gewissheit über den Erfolg hatte. „Es waren gefühlt Stunden“, sagte Paszek (26) über die andauernde Auswertung des Zielfotos. „Das sind Momente, die bleiben für immer.“ Auch jene Momente, die gestern Abend noch folgten. Hake (24): „Wir werden jetzt so was von feiern.“