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Leichtathletik SC Magdeburg: Diskus-Hüne Wierig will als Meister nach Tokio

Martine Wierig vom SC Magdeburg ist mit einem Sieg in die Olympia-Saison gestartet. Dabei näherte er sich der Tokio-Norm.

Von Daniel Hübner 27.04.2021, 19:31
Martin Wierig wird in den kommenden zwei Wochen  in  Warendorf vor allem werfen, werfen, werfen. Der 33-Jährige will bereits bei den Werfertagen in Halle  im Mai die 66 Meter erreichen.
Martin Wierig wird in den kommenden zwei Wochen in Warendorf vor allem werfen, werfen, werfen. Der 33-Jährige will bereits bei den Werfertagen in Halle im Mai die 66 Meter erreichen. Foto: imago images

Magdeburg. Martin Wierig konnte kontern. „Das ist ein gutes Gefühl“, sagte er. Beim ersten Wettkampf der Saison in Neubrandenburg hatte ihm Henning Prüfer 64,89?Meter im fünften Durchgang serviert, für den Potsdamer war es sogar die Bestleistung. Aber Wierig packte in seinem Versuch mit der Zwei-Kilo-Scheibe noch einen drauf – und brachte den Diskus auf 65,35 Meter. „Damit war ich sehr zufrieden“, erklärte der Hüne vom SCM zu seiner Leistung am vergangenen Mittwoch, die ihn auf Platz eins führte – und die sein Selbstvertrauen stärkte.

Neubrandenburg hat den Kampf um das Olympia-Ticket eröffnet. Es ist ein Kampf, für den sich Wierig allerdings schon in in der Saison 2019 in eine gute Ausgangsposition gebracht hat. Mit seiner damaligen Bestweite im nationalen Jahresranking (66,04 m) hat er die Norm für die Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8.?August) bereits um vier Zentimeter übertroffen. „Dadurch kann ich natürlich etwas entspannter rangehen.“ Allerdings haben die Weiten in der aktuellen Qualifikation Vorrang für den Deutschen Leichtathletikverband (DLV). Deshalb bleibt auch Wierig konzentriert auf der Jagd: „Ich möchte die Norm jetzt so früh wie möglich abhaken.“ Die nächste Möglichkeit dazu hat er am dritten Mai-Wochenende bei den Werfertagen in Halle, sollten diese tatsächlich stattfinden.

Wurfspitze in Warendorf

Bis dahin geht es in die eigentliche Vorbereitung auf weite Würfe, mit der Wurfspitze nämlich. In den nächsten zwei Wochen werden Wierig und die Teamgefährten David Wrobel und Henrik Janssen in Warendorf die Arbeit an ihrer Technik im Ring forcieren – und zwar unter Anleitung des Weltrekordlers Jürgen Schult. Heimcoach Armin Lemme wird sich indes in die medizinische Versorgung begeben und eine längere Zeit ausfallen. „Das Training der Jungs ist aber gut abgesichert“, sagte der 65-Jährige, der zum 1.?Juli in das Rentner-Dasein wechselt.

Bis zu diesem Tag wollen Wierig und Wrobel das Ticket für Japan gelöst haben. Und bis dahin sind sie auch gegen das Coronavirus geschützt. Schon ab dem 3. Mai werden alle deutschen Athleten, Trainer und Betreuer, die in Tokio entweder dabei sein werden oder die realistische Chance darauf haben, geimpft. „Ich finde es gut, dass wir die Möglichkeit bekommen, und ich werde sie auch in Anspruch nehmen“, so Wierig.

Anton ist der Chef

Zwei Wochen in Warendorf bedeuten aber auch zwei Wochen fern der heimischen vier Wände, wo nicht nur Anna auf die Heimkehr ihres Mannes wartet, sondern seit seiner Geburt im Februar auch Anton. Anton ist nunmehr der Chef im Hause Wierig, Anton bestimmt den Rhythmus. „Wir haben uns angepasst“, sagte Wierig lächelnd. „Aber das bedeutet auch, dass an manchen Tagen um neun Uhr abends Schlafenszeit ist, das ist Gesetz.“ Diese kleinen Strapazen des neuen Alltags nimmt er natürlich gerne in Kauf, genießt die Zeit, in der er sie erleben kann. „Wir waren allerdings in der Vorbereitung viel im Trainingslager, und das ist für mich dann schon schwer.“

Nicht aber das Training. „In meinem fortgeschrittenen Alter ist es wichtig, dass ich kontinuierlich trainieren kann. Das ist der Schlüssel dafür, wieder auf ein gutes Niveau zukommen“, betonte der 33-Jährige. Wierig muss sich nicht mehr den Weg zu Bestwerten im Bankdrücken suchen. Die Kraftwerte im Allgemeinen müssen stimmen. Und dass sie wiederum stimmen, liegt womöglich auch einer Entscheidung aus dem vergangenen Jahr zugrunde. „Es war genau richtig, dass wir die Saison vorzeitig beendet hatten“, blickte er zurück. Wegen einer Rückenverletzung hatte sich Wierig noch vor den nationalen Titelkämpfen im August komplett rausgenommen.

Probleme im Knie

Derzeit zieht es nicht mehr im Rücken, derzeit zieht es ab und an im linken Knie. „Es macht nicht so mit, wie ich es mir wünschen würde.“ Aber es hindert ihn auch nicht daran, in Richtung Norm zu werfen in den nächsten Wochen. Und nicht erst bei den deutschen Meisterschaften am ersten Juni-Wochenende in Braunschweig. Der Titelträger, sollte er zugleich die Vorgabe des DLV erfüllt haben, ist automatisch für Tokio nominiert. Die anderen Kandidaten haben danach noch vier Wochen Zeit, die beiden weiteren Startplätze für Olympia auszuwerfen.

Aber auf solch einen Kampf will Wierig gerne verzichten. Sein erstes Ziel der Olympia-Saison lautet deshalb: „Ich will deutscher Meister werden.“ Ob mit dem ersten Versuch oder nach einem Konter im letzten.